Vitamin B1 im Blick behalten
Kribbeln, Brennen und Taubheit in den Füßen sind Beschwerden, die auf Nervenschäden zurückgehen und als "Neuropathie" bezeichnet werden. Oftmals treten sie auf, wenn ein Diabetes mellitus länger besteht, sie können aber auch durch einen Mangel an Vitamin B1 hervorgerufen werden. Eine aktuelle Studie fand jetzt heraus, dass Diabetes zu einer verstärkten Ausscheidung dieses Vitamins führt und damit einen Mangel zusätzlich begünstigen kann. Mit Typ-1-Diabetes ist es deshalb sinnvoll, von Anfang an gegenzusteuern.
Menschen mit Diabetes benötigen deutlich mehr Vitamin B1 als Stoffwechselgesunde, denn unser Körper braucht es, um verschiedene Nervenfunktionen aufrechtzuerhalten, aber auch bei der Umwandlung von Kohlenhydraten in Energie. Dabei aktiviert Vitamin B1 ein wichtiges Schlüsselenzym, das den Abbau von Glukose im Blut ermöglicht. Weil es bei Diabetes häufig zu erhöhten Blutzuckerwerten kommt, steigt der Bedarf an. Ein Forschungsteam aus Pakistan fand jetzt heraus, wodurch dieser Mangel verstärkt, beziehungsweise gelindert werden kann.
Wichtig zu wissen: Die Folgen eines Vitamin-B1-Mangels zeigen sich meist schon nach ein paar Wochen, denn nur etwa 30 mg können beispielsweise im Gehirn, in den Muskeln oder in der Leber als Reserve gespeichert werden. Bei einem Mangel an Vitamin B1 kann es vor allem zu Nervenschäden kommen, aber auch zu anderen Beschwerden, beispielsweise Kopfschmerzen, Schwächegefühl, Magen-Darm-Probleme oder Herzrasen.
Forschungsupdate: Diabetes begünstigt einen Vitamin-B1-Mangel
Ein Forschungsteam aus Pakistan untersuchte am Medical College in Karachi 90 Personen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes. Sie prüften Blutzuckerwerte, Blutfette und den Gehalt von Vitamin B1.
Ergebnisse: Wie zu erwarten, fanden sie bei den Teilnehmenden mit Diabetes erhöhte Werte für Blutzucker und Blutfette. Überraschend für das Team fielen allerdings die Vitamin-B1-Werte im Blut aus. Verglichen mit der Kontrollgruppe aus gesunden Probanden lagen sie um 89 Prozent niedriger. Die Studie fand außerdem heraus, dass die Ausscheidung von Vitamin B1 über die Nieren bei Diabetes stark ansteigt.
Fazit: Mit Typ-1-Diabetes kommt es offenbar zu einem Verlust von Vitamin B1 über den Urin und außerdem zu einem erhöhten Bedarf durch den Abbau von zu hohen Blutzuckerwerten.
So können Sie Nervenschäden vorbeugen
Damit aus dem erhöhten Bedarf an Vitamin B1 und der stärkeren Ausscheidung über die Nieren keine Abwärtsspirale entsteht, die dann langfristig zu Nervenschäden führt, sollten Sie rechtzeitig gegensteuern und Vitamin B1 im Blick behalten.
Schritt 1 - Beugen Sie gezielt vor:
Damit es nicht erst so weit kommt, sollten Diabetiker auf eine Ernährung wertlegen, die reich an Vitamin B1 ist. Diesen "essbaren Nervenschutz" finden Sie in allen Vollkornprodukten, wie Brot und Müsli und folgenden Lebensmitteln:
Vitamin-B1-reiche Nahrungsmittel:
- Sonnenblumenkerne
- Kürbiskerne
- Leinsamen
- Nüsse
- Mageres Fleisch
- Fisch (vor allem Scholle)
- Vollkorngetreide
- Hülsenfrüchte
- Gemüse wie zum Beispiel Spargel, Kartoffeln, Spinat
Schritt 2 - Gleichen Sie einen Mangel aus:
Fragen Sie bei Ihrem nächsten Kontrolltermin nach, ob die Konzentration von Vitamin-B1-Markern im Blut (zum Beispiel Thiamin, Thiamin-Monophosphat und Gesamt-Thiamin) in Ihrem Fall regelmäßig überprüft werden sollte. Wenn bei Ihnen ein Mangel nachgewiesen ist, empfiehlt es sich möglicherweise ein Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Die Chancen stehen gut, dass sich dadurch die Beschwerden verbessern.
Zahlreiche Studien zeigen, dass sich die Beschwerden von Nervenschäden vor allem durch die Einnahme der Vorstufe von Vitamin B1 deutlich lindern lassen. Diese Vorstufe (Benfotiamin) nimmt der Körper fünfmal besser auf als Vitamin B1 (Thiamin) und sie gelangt deshalb in hoher Konzentration ins Blut und zu den Nerven. Offenbar kann es dort die bereits verursachten Schäden reparieren.
Unser Tipp: Wer regelmäßig Alkohol trinkt und raucht, blockiert dadurch die Aufnahme von Vitamin B1 aus dem Darm ins Blut. Der Verzehr von rohem Fisch oder schwarzem Tee kann den gleichen Effekt haben und Vitamin B1 deaktivieren. Mit Typ-1-Diabetes sollten Sie diese "Vitamin-B1-Räuber" kennen und so gut es geht meiden.