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Eine Erkältung ist häufig auch im Ohr zu spüren. Über einen kleinen Verbindungskanal zwischen Ohr und Nasen-Rachen-Raum können Viren und Bakterien ins Mittelohr wandern und dort eine Entzündung auslösen. Mediziner nennen diese Verbindung Eustachische Röhre oder auch Ohrtrompete.

Beschwerden und Begleiterscheinungen

Leidet Ihr Kind derzeit an einer akuten Mittelohrentzündung, seien Sie beruhigt: Mittelohrentzündungen gehören in vielen  Fällen zur Kindheit dazu und verlaufen meist komplikationsfrei. Bei Kindern ist die Ohrtrompete noch nicht vollständig entwickelt. Sie ist kürzer und weiter, wodurch Keime aus dem Nasen-Rachen-Raum sehr viel leichter in das Mittelohr vordringen können als bei Erwachsenen. 

Diese Symptome können auf ein entzündetes Mittelohr hinweisen:

  • Schmerzen und Druckgefühl im betroffenen Ohr
  • Erkältung mit Husten und Schnupfen
  • Fieber
  • Kopfschmerzen
  • allgemeines Krankheitsgefühl
  • Schwindel
  • Appetitlosigkeit
  • Unruhe
  • sogenannter Ohrzwang: das Kind greift sich ständig an das betroffene Ohr
  • das Hörvermögen ist eingeschränkt
  • Sekret läuft aus dem Ohr 
  • Paukenerguss 

Wichtig: In jedem Fall zum Arzt

"Die meisten akuten Mittelohrentzündungen heilen von selbst ab", weiß Dr. Klaus Domdey, HNO-Arzt im TK-Ärztezentrum. Häufige Mittelohrentzündungen können zur Folge haben, dass das Trommelfell vernarbt und Betroffene dauerhaft schwerhörig werden. Das kann sich bei Kleinkindern auch negativ auf ihre sprachliche Entwicklung auswirken.

Infekte als häufige Auslöser

"Die Ursache der akuten Mittelohrentzündung ist häufig ein Virus-Infekt der Schleimhäute der oberen Luftwege", erklärt Dr. Domdey. "Bei einem Virusinfekt schwillt die Schleimhaut in der Ohrtrompete an. Dadurch kann das Mittelohr nicht mehr ausreichend belüftet werden, sodass sich dort ein Entzündungsprozess entwickeln kann. Hierbei können sich Keime vermehren", so Domdey. 

Neben einer viralen Infektion gibt es eine Reihe weiterer Faktoren, die zu einer akuten Mittelohrentzündung führen können:

  • Bakterielle Infektion: Bei Kindern gelten Pneumokokken und Haemophilus influenzae als häufigste Ursachen. Chronische Entzündungen im Bereich der Nasenschleimhäute oder Nasennebenhöhlen können eine Mittelohrentzündung auslösen.
  • Traumatische Perforation: Ist das Trommelfell verletzt, können Erreger in das Mittelohr eindringen und dort eine akute Entzündung auslösen. 
  • Vergrößerte Rachenmandel: Schwillt die Rachenmandel  Ihres Kindes stark an, wird das Mittelohr schlechter belüftet und es entwickelt sich häufig eine Mittelohrentzündung. 
  • Grunderkrankung: Eine Gaumenspalte, Funktionsstörungen der Ohrtrompete, ein geschwächtes Immunsystem oder Allergien können ebenfalls eine akute Mittelohrentzündung begünstigen.
  • Rückfall: War Ihr Kind in den ersten sechs Lebensmonaten schon einmal an einer akuten Mittelohrentzündung erkrankt, neigt das Mittelohr zu wiederkehrenden Infekten.
  • Folgeerkrankung: Mittelohrentzündungen können auch als Folge bakterieller Infektionskrankheiten wie Masern oder Scharlach entstehen. 

Die ärztliche Untersuchung

In vielen Fällen kann Ihr HNO-Arzt bereits durch einen Blick auf das Trommelfell feststellen, ob Sie an einer akuten Mittelohrentzündung leiden. Hierzu nutzt er einen kleinen Ohrenspiegel, das Otoskop, das er in den betroffenen Gehörgang einführt. Ist das Trommelfell entzündet, verfärbt und wölbt es sich. Manchmal kann er auch ein schimmerndes oder eitriges Sekret ausmachen. 

Mit weiteren Untersuchungen kann der Arzt die Ursache der Entzündung ermitteln:

  • Um mögliche weitere Erkrankungen wie zum Beispiel eine Mandelentzündung auszuschließen, untersucht er den Nasen-Rachen-Raum.
  • Sollten Sie oder Ihr Kind häufiger an akuten Mittelohrentzündungen leiden, führt Ihr HNO-Arzt außerdem einen Hörtest durch. Bei einer anschließenden Nachuntersuchung kann er dann prüfen, ob Sie wieder so gut hören wie vor der Erkrankung.
  • Durch den zunehmenden Druck im Innenohr kann sich das Trommelfell oft nicht mehr richtig bewegen. Mithilfe einer Messsonde, des Tympanometers, kann Ihr Arzt die Höhe des Drucks im Mittelohr messen und feststellen, wie stark das Trommelfell mittlerweile beeinträchtigt ist. 
  • Manchmal befürchtet der Arzt Komplikationen, z. B. eine Entzündung des Warzenfortsatzes, auch Mastoiditis genannt, oder eine Entzündung der Gehirn- oder Rückenmarkshäute, auch Meningitis genannt. Dann kann er bildgebende Verfahren heranziehen. 
  • Klingt die Mittelohrentzündung trotz verordneter Medikamente nicht ab, kann das Ohrsekret in einem Labor auf virale beziehungsweise bakterielle Erreger untersucht werden.

Behandlungsmöglichkeiten

Oberstes Ziel der Therapie ist es, die Schmerzen zu stillen, das Fieber zu senken und die Entzündung abklingen zu lassen. Um dies zu erreichen, kann Ihr Arzt folgende Medikamente verschreiben:

  • Abschwellende Nasentropfen oder Nasensprays sorgen dafür, dass Sie wieder besser atmen können.
  • Schmerzstillende und fiebersenkende Mittel wirken der Entzündung entgegen und helfen Ihnen, sich zu entspannen und besser zu schlafen.
  • Antibiotika helfen nur bei Entzündungen, die von Bakterien ausgelöst werden.

Wölbt sich das Trommelfell so stark vor, dass es schmerzt und das Hörvermögen beeinträchtigt, kann ein Trommelfellschnitt sinnvoll sein, die sogenannte Parazentese

So senken Sie das Entzündungsrisiko

Schonen Sie sich. Nur wenn der Körper Ruhe hat, kann er die Entzündung überwinden und sich vollständig erholen. Begleiterscheinungen wie Fieber können Sie mit Wadenwickeln senken. Die nachfolgenden Tipps können helfen, einer akuten Mittelohrentzündung vorzubeugen:

  • Machen Sie Ihr Immunsystem fit: Ernähren Sie sich gesund und ausgewogen und bewegen Sie sich regelmäßig. Auch Saunabesuche und Wechselbäder regen den Kreislauf an und trainieren das Immunsystem. Leiden Sie gerade unter einer Erkältung, pausieren Sie besser.
  • Schaffen Sie eine rauchfreie Umgebung: Passivrauchen erhöht vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern das Risiko, an einer akuten Mittelohrentzündung zu erkranken.
  • Impfung: Eine Pneumokokken-Impfung im Kindesalter beugt schweren Erkrankungen wie Lungen- oder Hirnhautentzündungen vor und senkt auch nachweislich das Risiko, an Mittelohrentzündungen zu erkranken.
  • Vor Zugluft schützen: Neigen Sie oder Ihr Kind zu Mittelohrentzündungen, schützen Sie sich vor Zugluft. Halten Sie Kopf und Ohren bei kaltem Wetter durch eine Mütze warm. Besonders nach dem Schwimmen föhnen Sie feuchtes Haar gut trocken.
  • Trinken Sie ausreichend Wasser: Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt gesunden Erwachsenen 1,5 bis 2 Liter und Kindern, je nach Alter, 0,8 bis 1,5 Liter am Tag zu trinken. Dafür eignen sich am besten Wasser, Saftschorlen oder Tees.
  • Lassen Sie Ihr Kind seltener schnullern: Stetiges Nuckeln verstärkt den Unterdruck im Mittelohr kann eine Mittelohrentzündung begünstigen. 
  • Vorsicht bei der Ohrreinigung: Reinigen Sie Ihre Ohren möglichst nicht mit Wattestäbchen. Diese können das Ohrenschmalz weiter in den Gehörgang schieben, wodurch sich ein sogenannter Ohrenschmalzpfropf  bilden kann. Mit dem Stäbchen können Sie außerdem das Trommelfell verletzen und Erregern den Weg in das Mittelohr erleichtern.
  • Achtung bei Flugreisen: Ein Schnupfen oder eine Erkältung erschwert den Druckausgleich des Mittelohrs in großer Höhe und eine Virusinfektion hat leichtes Spiel. Lässt sich eine Flugreise nicht verschieben, helfen abschwellende Nasentropfen beim Druckausgleich, vor allem vor Start und Landung.