Im Jahr 2016 wurde weltweit bei rund 217.000 Menschen eine Lepra neu diagnostiziert. Die Erkrankungsraten sind in den vergangenen Jahren stark zurückgegangen. 2011 traten laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) weltweit circa 219.000 Neuerkrankungsfälle auf. Im Jahr 2004 sind noch über 400.000 Menschen neu an Lepra erkrankt. In Deutschland kommt die Erkrankung selten im Rahmen eingeschleppter Fälle vor. Aus bisher nicht bekannten Gründen ist die Krankheit im 16. Jahrhundert in Europa bis auf ein paar isolierte Orte fast ausgestorben.

Der bakterielle Erreger, Mycobacterium leprae, befällt vorzugsweise die Haut und die Nerven der kälteren Körperteile (etwa Hände, Füße, Nase) und kann schwere Schäden verursachen. Folgen können Entstellung und Verstümmelung sein.

Wie wird Lepra übertragen?

Der Erreger wird bei längerem engen körperlichen Kontakt von Mensch zu Mensch übertragen. Leprakranke Menschen scheiden die Erreger mit dem Nasensekret oder aus Hautläsionen aus. Allerdings erkrankt nicht jeder Mensch. Das körpereigene Abwehrsystem sowie erbliche Komponenten spielen eine entscheidende Rolle.

Wann die Krankheit ausbricht, hängt vom Immunsystem ab. Es können Monate, aber auch bis zu 20 Jahre nach der Ansteckung vergehen.

Wie äußert sich Lepra?

Abhängig von der Abwehrlage des Infizierten kann Lepra sehr unterschiedlich verlaufen. Meist finden sich einzelne Hautläsionen (Veränderungen an der Haut), die bei heller Haut rötlich und bei dunkler Haut hell erscheinen. Hinzu kommen Störungen oberflächlicher Nerven wie Sensibilitätsstörungen. Die Hautläsionen müssen nicht zwingend vorkommen.

Die Krankheit kann in folgenden Formen auftreten:

  • Tuberkuloide Lepra
  • Borderline Lepra (Zwischenform)
  • Lepromatöse Lepra

Bekämpft die körpereigene Abwehr die Lepraerreger und ihre Vermehrung, entsteht ein Krankheitsbild, das der Tuberkulose ähnelt und deshalb als tuberkuloide Lepra bezeichnet wird. Es treten mehrere örtlich begrenzte Flecken an verschiedenen Hautstellen auf. Der frühzeitige Befall der Nerven macht sich durch Empfindungsstörungen und Lähmungen bemerkbar. Die tuberkuloide Form der Lepra heilt zum Teil von selbst aus.

Einen oft wesentlich dramatischeren Verlauf nimmt die lepromatöse Lepra. Ist der Körper nicht in der Lage, die Bakterien zu bekämpfen, vermehren sie sich nahezu ungehemmt und verursachen Schwellungen und schwerste Gewebeschäden. Hautpapeln (Knötchen) und Knoten können am ganzen Körper auftreten, meist ist das Gesicht mit Nase und Ohren, später auch Hände, Arme und die Gesäßregion betroffen. Augenbrauen und Wimpern fallen aus.

Aus den Gewebeschäden resultieren Narben bis hin zu Verstümmelungen. Die Erreger zerstören auch die knorpeligen Anteile der Nase. Im Spätstadium der Lepra werden auch die inneren Organe und die Knochen befallen. Die lepromatöse Form kann tödlich enden.

Daneben gibt es Zwischenformen der tuberkuloiden und lepromatösen Lepra, die durch unterschiedliche Verläufe gekennzeichnet sind. Diese auch Borderline-Lepra genannten Zwischenformen kommen häufig vor und können sich mit der Zeit zur tuberkuloiden oder lepromatösen Lepra weiterentwickeln.

Zusätzlich können Entzündungsreaktionen (Lepra-Reaktionen) mit Schwellungen, Rötungen, schmerzhaften Hautveränderungen und Nervenentzündungen auftreten und eine dauerhafte Nervenschädigung verursachen.

Typ-I-Reaktionen entstehen bei einer Änderung der Abwehrlage und führen oft dazu, dass sich eine Borderline-Lepra zur tuberkuloiden Lepra entwickelt. Typ-II-Reaktionen (Erythema nodosum leprosum) entstehen durch eine Überempfindlichkeit des Immunsystems bei Patienten mit lepromatöser Lepra. Auslöser können die Therapie sein oder auch Impfungen.

Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?

Lepra zeigt sich durch typische Hautveränderungen. Treten diese während oder nach einem Aufenthalt in den Risikogebieten auf, liegt der Verdacht nahe, dass es sich um eine Lepraerkrankung handelt. Zusätzlich wird die Berührungs- und Schmerzempfindlichkeit der Hautveränderungen getestet und die peripheren Nerven auf Verdickung und Empfindlichkeit überprüft. Eine sichere Diagnose wird durch den Nachweis von Erbmaterial des auslösenden Erregers erbracht.

Zusätzlich kann ein Ausstrich mit einer speziellen Färbung (Ziehl-Neelsen-Färbung) aus verdächtigen Läsionen und aus dem Ohrläppchen hergestellt werden, um den Erreger unter dem Mikroskop nachzuweisen. Feingewebliche Untersuchungen liefern Hinweise auf Veränderungen im Gewebe.

Der Lepromintest kann Aufschluss über den Typ der Lepra-Erkrankung geben. Der Test ermittelt die Antikörperreaktion gegen das Mycobacterium leprae.

Laut Infektionsschutzgesetz ist der direkte oder indirekte Nachweis des Lepra-Erregers zu melden, soweit er auf eine akute Infektion hinweist. Nicht meldepflichtig sind der Verdacht auf Lepra, die Erkrankung selbst sowie der durch Lepra verursachte Tod.

Kann Lepra geheilt werden?

Lepra kann mit einer Kombination verschiedener Antibiotika (Multi-drug Therapy, MDT) geheilt werden. Es handelt sich dabei um die Wirkstoffe Dapson und Rifampicin. Bei den lepromatösen Formen kommt zusätzlich Clofazimin zum Einsatz. Bei einzelnen Hautveränderungen kann auch die einmalige Gabe von Rifampicin, Ofloxacin und Minocyclin ausreichen. Diese Antibiotika töten die Bakterien ab und verhindern damit deren weitere Ausbreitung im Körper.

Leprakranke sind bereits nach der ersten Antibiotika-Behandlung nicht mehr ansteckend.

Als unerwünschte Wirkungen der Antibiotika können allergische Reaktionen, Mundtrockenheit, Übelkeit und Magen-Darm-Beschwerden sowie Blutbildveränderungen auftreten. Schwere Nebenwirkungen der Antibiotikatherapie wie Schäden an Nieren und anderen Organen kommen vor, sind aber selten.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt, die Therapie bei tuberkulöser Lepra ein halbes Jahr, bei lepromatöser Lepra zwei Jahre lang durchzuführen. In Einzelfällen muss man die Behandlung noch länger fortsetzen und gegebenenfalls auf Ersatzmedikamente zurückgreifen.

Es ist ratsam, eine Lepra in spezialisierten Zentren zu behandeln, da die Lepra-Therapie in etwa jedem dritten Fall zu sogenannten Lepra-Reaktionen der Immunabwehr führt. Dabei handelt es sich um unvermittelt auftretende Entzündungsreaktionen. Diese können die Nerven dauerhaft schädigen und einen medizinischen Notfall darstellen.

Wirkstoffe zur Behandlung von Lepra-Reaktionen sind Kortikosteroide (Prednison) und Thalidomid. Prednison kommt bei Typ-I-Reaktionen zum Einsatz. Ein Erythema nodosum leprosum (ENL), eine Typ-II-Lepra-Reaktion, kann mit Thalidomid behandelt werden.

Allerdings müssen die Patienten strenge Sicherheitsvorkehrungen einhalten und vor allem dafür sorgen, dass sie während der Anwendung des Medikaments nicht schwanger werden beziehungsweise kein Kind zeugen, weil das Präparat zu schwerwiegenden und lebensbedrohlichen Missbildungen führen kann.

Thalidomid ist in Deutschland nicht offiziell für die Behandlung der Lepra zugelassen, bei Bedarf kann aber ein Facharzt die Behandlung mit diesem Medikament durchführen.

Neben der ursächlichen Lepra-Therapie, das heißt der Bekämpfung der Lepra-Erreger, können Leprakranken verschiedene Maßnahmen helfen, die auf die Symptome der Lepra abzielen. Eine solche symptomatische Lepra-Behandlung kann zum Beispiel in einer unterstützenden Bewegungstherapie bestehen, die zum Ziel hat, Lähmungen zu verhindern.

Eine vorbeugende Schutzimpfung gegen Lepra gibt es nicht.