Was ist Botulismus?
Botulismus ist eine schwere Nahrungsmittelvergiftung, die lebensbedrohlich sein kann. Die Krankheit wird durch den Verzehr von schlecht konservierten Lebensmitteln, die Botulinumtoxin enthalten, ausgelöst. Das Bakterium Clostridium botulinum produziert diesen Giftstoff. Botulinumtoxin ist ein Nervengift, das die Signalübertragung von Nerven- auf Muskelzellen blockiert. In der Folge kommt es zu Lähmungen, zum Beispiel von Armen und Beinen und der Atemmuskulatur bis hin zum Atemstillstand.
Wie wird Botulismus übertragen?
Die Erreger des Botulismus, Clostridien, vermehren sich unter Luftabschluss und bilden gefährliche Nervengifte, Toxine. Die Bakterien können sich in Einweckgläsern oder Konservenbüchsen, aber auch in Räucher- und Wurstware befinden. Daher stammt auch der Name der Erkrankung. Das lateinische Wort "botulus" bedeutet Wurst.
Wenn man die verunreinigte Nahrung isst, werden die Nervengifte aufgenommen. Bei befallenen Konserven fällt auf, dass deren Deckel sich vorwölbt. Die Nahrung selbst sieht sonst unauffällig aus und riecht und schmeckt auch normal. Die von den Clostridien gebildeten Toxine verlieren nach 15-minütigem Kochen, also Erhitzen auf 100 Grad Celsius, ihre Wirkung. Zudem können Sporen des Bakteriums über die Atemwege in den Körper gelangen.
Sporen des Bakteriums können überdies mit der Nahrung aufgenommen werden. Besonders bei Neugeborenen besteht die Gefahr einer Darmbesiedelung, etwa durch Sporen in Honig. Zudem kann der Keim Wunden besiedeln und zum Wundbotulismus führen. Der Nahrungsmittelbotulismus kommt allerdings wesentlich häufiger vor als der Säuglings- und Wundbotulismus.
Welche Beschwerden treten bei Botulismus auf?
Wenige Stunden bis Tage nach Aufnahme des Giftes (meist zwölf bis 36 Stunden danach) treten als erste Symptome Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchkrämpfe und Durchfall auf. Gleichzeitig oder etwas später verursacht das Nervengift Augenmuskellähmungen, was zu Doppelbildern und Verschwommensehen führt. Hinzu kommen weite Pupillen und Mundtrockenheit. Später kommen Sprech- und Schluckstörungen hinzu.
Betroffene leiden unter Schwäche und Lähmungen der Arme und Beine, später des Zwerchfells und der Atemmuskulatur. Die Folge ist eine Atemlähmung, die unbehandelt zum Tod durch Ersticken führt. Auch eine Darm- und Blasenlähmung können auftreten. Das Bewusstsein ist in der Regel nicht getrübt und die Empfindung der Patienten nicht beeinträchtigt.
Wie wird Botulismus diagnostiziert?
Die Diagnose stützt sich auf die Befragung des Patienten zu verzehrten Nahrungsmitteln und den typischen Symptomen. Vor allem dann, wenn mehrere Personen nach dem Verzehr eingemachter Speisen, wie einer Konserve oder selbst hergestellter Marmelade, gleichzeitig erkrankt sind, liegt die Vermutung auf Botulismus nahe.
Das Gift oder der Erreger können in Nahrungsresten, im Erbrochenen, im Magensaft und im Stuhl nachgewiesen werden. Beweisend ist der Nachweis des Giftes im Tierversuch mit Mäusen, der jedoch ein bis zwei Tage dauert und nicht immer aussagekräftig ist.
Bei Säuglingen mit Botulismus sind eine allgemeine Ruhelosigkeit sowie ein Verweigern der Nahrungsaufnahme zu beobachten. Weitere Symptome sind Störungen des Schluckens und die Unfähigkeit, die Augen aufzumachen.
Wie wird Botulismus behandelt?
Das Botulinumtoxin ist das stärkste natürliche Gift, das von Bakterien gebildet wird. Schon kleinste Mengen haben eine für den Menschen tödliche Wirkung.
Eine möglichst schnelle Behandlung ist zwingend notwendig, denn unbehandelt sterben bis zu 70 Prozent der Betroffenen an Botulismus.
Besteht bereits der Verdacht auf Lebensmittelbotulismus sollte nach der Gewinnung von Proben sofort und innerhalb von 24 Stunden nach Aufnahme des toxinhaltigen Lebensmittels eine Behandlung mit einem Gegengift (Antitoxin) eingeleitet werden. Das Gegengift wird aus Pferden gewonnen, sodass es in bis zu neun Prozent der Fälle zu allergischen Reaktionen kommen kann. Wurde die vergiftete Nahrung erst wenige Stunden zuvor aufgenommen, kann eine Magenspülung sinnvoll sein. Ansonsten wird versucht, mittels Einläufen und Abführmitteln die Aufnahme des Giftes über den Darm zu minimieren.
Eine intensivmedizinische Überwachung der Patienten dient vor allem einer möglichst effektiven Behandlung der potenziell lebensbedrohlichen Atemlähmung. Zeigen Blutgaswerte oder Lungenfunktionstests eine zu geringe Atmung an, dann muss der Patient überbrückend künstlich beatmet werden. Durch die Intensivtherapie ist die Sterblichkeit heutzutage auf etwa 7,5 Prozent der Fälle gesunken.
Die Erkrankung ist laut Infektionsschutzgesetz in Deutschland meldepflichtig. Es gibt in Deutschland im Durchschnitt weniger als zehn Fälle von Botulismusvergiftungen pro Jahr. Die tatsächliche Zahl kann möglicherweise höher liegen, denn nicht alle Botulismusfälle werden auch als solche erkannt.