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Die Beschwerden eines Reizmagensyndroms halten länger als drei Monate an und sind vielfältig:

  • gürtelförmiger oder unbestimmter Schmerz im Oberbauch
  • schnelles Sättigungsgefühl
  • Übelkeit, Brechreiz und Erbrechen
  • Appetitlosigkeit 
  • Blähungen und Stuhlunregelmäßigkeiten, Durchfall 
  • Sodbrennen
  • Kreislaufprobleme, Herzstechen, verstärkte Schwitzneigung

Betroffene können auch unter psychischen Erkrankungen, Schlafstörungen und Kopf- oder Rückenschmerzen leiden.

Mediziner unterscheiden zwei Formen des Reizmagens: Beim postprandialen Beschwerdetyp treten die Symptome nach den Mahlzeiten auf - meist mit frühzeitigem Sättigungs- und Völlegefühl. Beim epigastralen Schmerztyp zeigen sich Oberbauchschmerzen und -brennen unabhängig von den Mahlzeiten. 

Rund ein Drittel der Deutschen leidet unter wiederkehrenden Verdauungsstörungen. Etwa die Hälfte der Betroffenen erhält die Diagnose funktionelle Dyspepsie: Bei ihnen lässt sich keine konkrete Ursache für die Beschwerden finden, ebenso wie bei Menschen, die unter dem sogenannten Reizdarmsyndrom leiden. Frauen sind dabei doppelt so oft betroffen wie Männer.   

Ein langer Weg zur Diagnose

Es gibt keine eindeutigen Merkmale des Reizmagensyndroms. Bevor Ihr Arzt die Diagnose stellen kann, muss er organische Erkrankungen ausschließen, die ähnliche Beschwerden verursachen können. Dafür überprüft er in der Regel Ihre Verdauungs- sowie Harn- und Geschlechtsorgane. Zudem wird er Nahrungsmittelunverträglichkeiten wie beispielsweise Zöliakie ausschließen. 

Bei der Anamnese stellt Ihr Hausarzt Ihnen in der Regel Fragen zur Art und Dauer Ihrer Schmerzen und möchte wissen, wann diese auftreten. Er befragt Sie zu Ihren Ernährungsgewohnheiten und will feststellen, ob Sie unter einer Nahrungsmittelunverträglichkeit leiden und ob sich Ihr Gewicht verändert hat. Ob Sie Alkohol, Nikotin oder Medikamente konsumieren, interessiert Ihren Hausarzt ebenso wie Ihre berufliche Situation und Ihr soziales Umfeld. Dabei kann er Sie zu möglichen Stressfaktoren in Ihrem Alltag befragen.

Bei der körperlichen Untersuchung tastet Ihr Arzt Ihren Bauch ab. Er kann Ihr Herz und Ihre Lunge abhören und Ihren Puls und den Blutdruck messen. So überprüft er, ob es Hinweise gibt, dass Ihre Organe krankhaft verändert sind.

Ein Pathologe kann eine Blut- und eine Stuhlprobe im Labor untersuchen. Ziel ist es dabei, körperliche Ursachen Ihrer Beschwerden auszuschließen, beispielsweise eine Entzündung der Bauchspeicheldrüse. In der Regel untersucht Ihr Arzt Ihren Bauchraum mit dem Ultraschallgerät. So kann er ein Gallensteinleiden oder einen Tumor ausschließen. 

Bei einer Magenspiegelung betrachtet ein Facharzt Ihre Speiseröhre, Ihren Magen und den oberen Teil Ihres Zwölffingerdarms. Dazu führt er einen dünnen Schlauch samt Kamera durch Ihren Mund in die Organe. Falls nötig, kann der Internist dabei Gewebeproben (Biopsien) entnehmen, die im Labor auf krankhafte Veränderungen untersucht werden. 

Die Ursachen werden erforscht 

Die genauen Ursachen des Reizmagens sind noch unklar. Wissenschaftler diskutieren verschiedene Faktoren, die in ihrem Zusammenspiel eine funktionelle Dyspepsie auslösen können.

Sind die Bewegungsabläufe im Verdauungstrakt gestört (Motilitätsstörung), arbeiten Muskeln, die Nahrung weiterverarbeiten, langsamer oder schneller. Die Nahrung verteilt sich dann nicht gleichmäßig im Magen, der sich zu langsam oder zu schnell entleert. Eine Motilitätsstörung kann ebenfalls Schmerzen, Übelkeit und Völlegefühl auslösen.

Bei einigen Menschen reagiert das Nervensystem des oberen Magen-Darm-Trakts überempfindlich auf verschiedene innere und äußere Reize - zum Beispiel auf die Dehnung des Magens oder auf Stress. Forscher nehmen an, dass eine solche Überempfindlichkeit hinter den Beschwerden des Reizmagens stecken könnte.

Genetische Faktoren können eine verstärkte Produktion von Magensäure bedingen. Möglicherweise verursacht diese Veranlagung auch den Reizmagen.  

Neue Studien legen einen Zusammenhang zwischen dem Reizmagen und einer vorangegangenen Infektion nahe. Wissenschaftler untersuchen, ob die funktionelle Dyspepsie durch ein gestörtes Immunsystem erklärt werden könnte.

Das Bakterium Helicobacter pylori kann Erkrankungen auslösen, die mit verstärkter Magensäureproduktion einhergehen, zum Beispiel eine Gastritis . Der Erreger nistet in der Magenschleimhaut und kann einen Reizmagen verursachen.

Seelische Belastung und Anspannung kann ebenfalls zu körperlichen Beschwerden führen. Forscher vermuten, dass auch die funktionelle Dyspepsie psychosomatische Ursachen haben könnte.

Medikamentöse Therapie

Eine medikamentöse Behandlung kann kurzfristig Ihre Beschwerden lindern, aber nicht die Ursachen kurieren. Mögliche Therapieoptionen sind:

  • Säurehemmende Medikamente: Bei Schmerzen im Oberbauch und Sodbrennen können Säurehemmer wie Protonenpumpenhemmer (PPI) oder H2-Blocker helfen. Als Protonenpumpe bezeichnen Mediziner Proteine in den sogenannten Belegzellen der Magenschleimhaut. Sie sorgen dafür, dass Wasserstoffprotonen in den Magensaft gelangen. Dadurch wird er besonders säurehaltig und aggressiv. Wirkstoffe wie Pantoprazol oder Omeprazol können die Magensäurebildung unterdrücken, indem sie die Protonenpumpen hemmen. H2-Blocker wie Famotidin oder Cimetidin verhindern die Aufnahme von Histamin, das zur Säureproduktion in der Magenschleimhaut benötigt wird.
  • Prokinetika: Sogenannte Prokinetika sind Wirkstoffe, die gegen Druck- und Völlegefühl, Übelkeit und nicht saures Aufstoßen helfen. Sie sorgen dafür, dass der Mageninhalt schneller in den Darm gelangt, indem sie die Bewegung des Magen-Darm-Trakts anregen.
  • Antibiotika: Wurden Bakterien des Typs Helicobacter pylori in Ihrer Magenschleimhaut nachgewiesen, kann eine sogenannte Eradikationsbehandlung sinnvoll sein. Ihr Ziel ist es, die Bakterien zu eliminieren, denn sie können Enzyme absondern, die die Magensäureproduktion ankurbeln. In der Regel erhalten Sie zwei Antibiotika sowie Protonenpumpenhemmer, die Sie je nach Wirkstoff sieben bis 14 Tage lang einnehmen.
  • Antidepressiva: Helfen die oben genannten Maßnahmen nicht, kann Ihr Arzt Ihnen gering dosierte trizyklische Antidepressiva verschreiben. Der Wirkstoff Amitryptilin hat sich als hilfreich erwiesen.
  • Pflanzliche Wirkstoffe: Sogenannte Phytotherapeutika sind pflanzliche Arzneimittel, die beruhigend und krampflösend auf den Magen wirken können. Ihr Arzt oder Apotheker kann Sie beraten, ob zum Beispiel Pfefferminz- und Kümmelöl, Flohsamenschalen und das Kombinationspräparat STW5 mit Extrakten der Bitteren Schleifenblume (Iberis amara) für Sie infrage kommen. Er kann Ihnen auch eine für Ihre Beschwerden geeignete Dosis empfehlen.

Tipps, wie Sie Ihre Beschwerden langfristig kontrollieren, finden Sie im Artikel zum Leben mit Reizmagensyndrom