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In den letzten Jahren tauchte in Fachkreisen immer wieder die Warnung auf, bei einer COPD keine Betablocker zu verordnen. Grund dafür war u.a. eine amerikanische Studie, die vorzeitig abgebrochen werden musste. Die Forschenden der Universität Alabama wollten prüfen, ob Menschen mit einer mittel bis schweren COPD und einem hohen Risiko für Verschlechterungen von einer vorsorglichen Einnahme von Betablockern profitierten. Das Gegenteil war der Fall, es kam zu mehr statt weniger Krankheitsschüben. 

Wichtig zu wissen: Dieses Ergebnis verunsicherte viele Ärztinnen, Ärzte und Betroffene, aber nicht ganz zu Recht. In der Studie untersuchte man nur Menschen mit COPD, aber ohne Herzprobleme. Die Warnung vor Betablockern gilt nach Aussagen der Forschenden nicht für Menschen mit COPD, die zugleich unter Herz- und Gefäßerkrankungen leiden. Hier sieht die Situation anders aus, wie eine dänische Studie jetzt zusätzlich bestätigt.

Dänische Herzinfarkt Studie: COPD und Betablocker

Das Forschungsteam wertete die Daten von rund 11.000 COPD-Betroffenen aus, die zum ersten Mal einen Herzinfarkt erlitten hatten. Im Jahr nach der stationären Behandlung erhielten 65 Prozent eine Therapie mit Betablockern, 35 Prozent nicht. 

Ergebnis: Durch die Einnahme von Betablockern kam es in diesem Zeitraum zu keiner Erhöhung des Risikos für COPD-Krankheitsschübe. Dieses beruhigende Ergebnis zeigte sich sogar bei einer höher dosierten Behandlung, bei Betablockern ohne ausschließliche Wirkung auf das Herz und unabhängig davon, wie schwer die Erkrankung war.

Fazit: Nach Einschätzung der Forschenden aus Dänemark gibt es also keinen Grund mehr, allen Menschen mit COPD und einem Herzinfarkt die Behandlung mit Betablockern vorzuenthalten. 

Nutzen & Nachteile sorgfältig abwägen 

Betablocker dämpfen die Aktivierung des Nervensystems und senken dadurch Puls und Blutdruck. Das kann das Herz nach einem Herzinfarkt oder bei anderen Herz- und Gefäßerkrankungen entlasten. Deshalb empfehlen die Leitlinien, das Herz nach einem Infarkt mit einem Betablocker zu beruhigen. Die Therapie mit Betablockern ist - bestätigt durch die dänische Studie - grundsätzlich sicher, erfordert aber bei allen Menschen und speziell bei Menschen mit Lungenerkrankungen wie COPD und Asthma immer ein individuelles Abwägen von Nutzen gegenüber Risiken. 

Wichtig zu wissen: Die momentan gültigen ärztlichen Leitlinien für COPD raten, nur solche Betablocker zu verordnen, die als "kardioselektive Betablocker" speziell auf Beta-1-Rezeptoren am Herz wirken und nicht oder kaum die Beta-2-Rezeptoren der Lunge blockieren. Dadurch können sie die gewünschte Wirkung am Herzen erzielen, ohne die Lungenfunktion einzuschränken. Aus diesem Grund sollten bei COPD laut Experten nur kardioselektive Betablocker zum Einsatz kommen, wie Bisoprolol, Metoprolol oder Nebivolol.

Basiswissen: So wirken Betablocker

Körpereigene Beta-Rezeptoren aktivieren den Sympathikus. Das ist einer der zwei Teile unseres "vegetativen Nervensystems", das wichtige Funktionen des Körpers unbewusst steuert. Ein aktiviertes Nervensystem bewirkt unter anderem, dass sich die Blutgefäße verengen, die Bronchien weitstellen, das Herz schneller schlägt und der Blutdruck steigt. Betablocker puffern diese Aktivierung ab und sind deshalb ein wichtiges Arzneimittel beispielsweise bei Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen und insbesondere nach einem Herzinfarkt.