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Von einer Reizblase sprechen Fachleute, wenn Betroffene zehnmal oder häufiger innerhalb von 24 Stunden unkontrolliert Wasser lassen müssen. Sie haben entweder eine besonders empfindliche Harnblase oder ihr Blasenmuskel zieht sich plötzlich krampfartig zusammen - anders als bei einer Blasenentzündung, bei der Erreger im Harntrakt den starken Harndrang auslösen.

Weit verbreitet

In Deutschland leiden rund 16 Prozent der Bevölkerung unter einer Reizblase - das sind immerhin 13.280.000 Menschen. Frauen sind etwas häufiger betroffen als Männer. 

Diagnose mittels Ausschlussverfahren

Eine Reizblase kann vielfältige Ursachen haben. Daher wird Sie der Arzt zunächst genauer zu Ihren Beschwerden befragen. Dabei zählt für ihn vor allem, wie lange Sie schon unter den Symptomen leiden und wie stark diese ausgeprägt sind. Aber auch vergangene Operationen, weitere Erkrankungen oder bestimmte Medikamente können für das Anamnesegespräch eine Rolle spielen.

Damit er das Ausmaß Ihrer Beschwerden genauer beurteilen kann, können Sie Ihren Arzt aktiv unterstützen: In einem sogenannten Miktionstagebuch tragen Sie über mindestens 48 Stunden ein, wie häufig Sie eine Toilette aufsuchen müssen und wie viel Urin Sie dabei abgeben. 

Anschließend kann Ihr Arzt weitere körperliche Untersuchungen anordnen:

  • Um einen Harnwegsinfekt auszuschließen, wird er in einem ersten Schritt eine Urinprobe nehmen und im Labor auf Entzündungswerte untersuchen lassen. 
  • Auch Blasen- oder Nierensteine  können manchmal einen starken Harndrang auslösen. Mithilfe einer Ultraschalluntersuchung wird er deshalb den Harntrakt genauer begutachten. Waren Sie vorher auf Toilette, kann er direkt überprüfen, ob Sie Ihre Blase vollständig entleeren konnten. Bei Männern wird er außerdem die Prostata untersuchen.
  • Im weiteren Verlauf kann er eine Blasenspiegelung anordnen, um schwerwiegendere Erkrankungen, zum Beispiel Blasentumore, auszuschließen. 
  • Leiden Sie zusätzlich zur Reizblase unter einer Harninkontinenz, kann er mithilfe einer Blasendruckmessung  (Zystometrie) ermitteln, wie gut Harnblasen- und Schließmuskel arbeiten.

Dem Dauerdruck den Harn abdrehen

Auch wenn Ihr Arzt keine klare Ursache für Ihre Beschwerden feststellen kann, kommen vielfältige Therapieansätze infrage. Ziel der Behandlung ist es, den überreizten Blasenmuskel zu entspannen und Sie für den Zeitpunkt zu sensibilisieren, an dem Sie Ihre Blase wirklich wieder entleeren müssen.

  • Gezieltes Training: Wie Sie lernen, die Intervalle zwischen Ihren Toilettengängen bewusst zu verlängern, und wie Sie Ihre Blase aktiv stärken können, lesen Sie hier
  • Physiotherapie: Eine starke Beckenbodenmuskulatur verhindert, dass umliegende Organe zu stark auf die Blase drücken. Durch regelmäßiges Training können Sie Ihren Beckenboden kräftigen und unkontrolliertem Wasserlassen entgegenwirken. Geeignete Kurse finden Sie schnell und unkompliziert mit der TK-Gesundheitskurssuche .
  • Bessern sich Ihre Beschwerden dadurch nicht, können Sie Ihre Muskulatur mit einer Elektrostimulationstherapie bewusst aktivieren. In Kombination mit dem sogenannten Biofeedback können Sie lernen, Ihre Beckenbodenmuskulatur bewusst anzusteuern. Hierbei führen Sie eine Sonde in die entsprechende Region ein. Spannen Sie die Muskulatur an, meldet das Gerät dies durch optische oder akustische Signale. Ihr Physiotherapeut wird Sie zuvor umfassend in die Anwendung der Geräte einweisen.
  • Medikamentöse Therapie: Leiden Sie unter starken, anhaltenden Beschwerden, kann Ihr Arzt Ihnen sogenannte Anticholinergika verschreiben. Diese Medikamente sollen verhindern, dass sich der Blasenmuskel stark zusammenzieht und den plötzlichen Harndrang auslöst.
  • Auch ein absinkender Östrogenspiegel kann zu verstärktem Harndrang führen. Zusätzliche Östrogenpräparate in Form von Zäpfchen oder Salben können bei manchen Frauen die Beschwerden lindern. Sprechen Sie mit Ihrem Frauenarzt über die für Sie passende Östrogentherapie.
  • Kommt die Einnahme von Anticholinergika für Sie nicht infrage, zum Beispiel aufgrund von Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, kann der Arzt die Therapie mit einem speziellen Protein, dem sogenannten Botulinumtoxin, veranlassen. Bei dem schonenden Eingriff injiziert der Arzt eine kleine Menge des Präparats in die Blasenwand, um die Blasenmuskulatur zu entspannen. In der Regel können die Beschwerden dadurch über mehrere Monate gelindert werden.

Eine Operation wird Ihr Arzt erst dann in Erwägung ziehen, wenn alle anderen Maßnahmen erfolglos waren und Ihre Lebensqualität nachhaltig und stark eingeschränkt ist. 

So kann er beispielsweise einen Blasenschrittmacher einsetzen, um die gestressten Nerven der Blase zu stimulieren. Das Verfahren wird in Fachkreisen als sakrale Neuromodulation bezeichnet. Außerdem kann der Arzt die Blase in einer aufwendigen Operation durch einen Teil des Darms vergrößern (Blasenaugmentation).