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Harnwegsinfekte sind - ähnlich wie Atemwegsinfekte - sehr verbreitet. Dabei lassen sich drei Arten unterscheiden:

  • Harnröhrenentzündung (Urethritis): Betroffen sind die vorderen Abschnitte der Harnröhre.
  • Blasenentzündung (Zystitis): Die Harnblase ist entzündet.
  • Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis): Bakterien sind bereits in das Nierenbecken und das Nierenbindegewebe eingedrungen.

Eine unkomplizierte Blasenentzündung heilt in der Regel problemlos aus, in manchen Fällen ohne medikamentöse Therapie, in anderen wiederum mit einer antibiotischen Behandlung. Eine Infektion des Nierenbeckens und des Nierenbindegewebes hingegen muss intensiver und meist auch länger behandelt werden. Denn in diesem Fall sind die Krankheitserreger schon weiter nach oben gestiegen und haben bereits die Nieren erreicht. Häufig handelt es sich hierbei um eine Komplikation eines nicht abgeheilten vorangegangenen Blaseninfekts.

Woran erkenne ich eine Nierenbeckenentzündung?

Symptome wie 

  • häufiger Harndrang,
  • schmerzhaftes und brennendes Gefühl beim Wasserlassen,
  • Blut im Urin oder
  • veränderter/unangenehmer Geruch des Urins

können sowohl auf eine entzündete Blase als auch auf ein entzündetes Nierenbecken hinweisen. Kommen jedoch

  • Schmerzen im seitlichen Rückenbereich, sogenannte Flankenschmerzen (insbesondere beim Beklopfen der Nierenregion),
  • Fieber (höher als 38 Grad) und/oder
  • Übelkeit und Erbrechen

hinzu, liegen deutliche Anzeichen für eine Nierenbeckenentzündung vor. Spätestens dann sollten Sie dringend eine Ärztin oder einen Arzt hinzuziehen, um Komplikationen zu vermeiden. Bei manchen Patientinnen und Patienten, insbesondere bei älteren, kann auch ohne Fieber eine Infektion vorliegen.

Diagnose

Liegt der Verdacht für eine Nierenbeckenentzündung vor, wird Ihre Hausärztin oder Ihr Hausarzt Sie zunächst zu Ihrer Krankheitsgeschichte befragen ( Anamnese ) sowie gründlich untersuchen. 

  • Nachdem Sie eine Urinprobe abgegeben haben, wird in der ärztlichen Praxis zunächst ein Streifentest durchgeführt. Bei Bedarf erfolgt außerdem eine Untersuchung im Labor. Hier können zum Beispiel mögliche Erreger bestimmt und so ein spezifisches Antibiotikum ausgewählt werden.
  • Häufig findet eine Ultraschalluntersuchung statt. So wird festgestellt, ob ein Urinrückstau oder weitere Auffälligkeiten vorliegen. Ebenso kann später ein CT oder MRT empfohlen werden, um weitere Veränderungen Ihrer Nieren auszuschließen. 
  • Mithilfe einer Röntgenkontrastuntersuchung kann festgestellt werden, ob ein sogenannter Reflux, ein Rückfluss des Urins in die Harnleiter, oder eine Fehlbildung der Harnwege vorliegt. 
  • Besteht der Verdacht auf eine eingeschränkte Nierenfunktion, kann dies ebenfalls anhand einer Blutuntersuchung bestätigt werden.

Welche Faktoren können eine Nierenbeckenentzündung begünstigen? 

Eine Nierenbeckenentzündung ist die häufigste Nierenerkrankung und betrifft Frauen etwa zwei- bis dreimal so häufig wie Männer, da die weibliche Harnröhre deutlich kürzer ist und Bakterien schneller nach oben wandern können. Meist sind aufsteigende Darmkeime, insbesondere der Erreger Escherichia coli, verantwortlich. Generell werden die Infekte durch folgende Risikofaktoren begünstigt:

  • Liegen anatomische Veränderungen im Harnwegsbereich vor, können diese eine Keimbesiedelung fördern.
  • Ist die Beckenmuskulatur geschwächt, kann die Blase eventuell nicht mehr vollständig entleert werden, was bedeutet, dass auch mögliche vorhandene Keime nicht komplett ausgeschieden werden.
  • Außerdem erkranken Menschen mit Diabetes mellitus , Multipler Sklerose oder urologischen Erkrankungen häufiger, ebenso wie Menschen, die Immunsuppressiva einnehmen.
  • Das Tragen eines Blasenkatheters kann sich ungünstig auswirken, da Keime schneller aufsteigen können.

Speziell für Frauen gilt außerdem:

  • Durch Geschlechtsverkehr können Bakterien in die Harnröhre gelangen.
  • Spermienabtötende Verhütungscremes, Diaphragmen sowie Antibiotika können die Vaginalflora verändern und damit anfälliger für Bakterien machen.
  • Auch ein Östrogenmangel oder ein Östrogenüberschuss durch Wechseljahre oder Schwangerschaft verändert die vaginale Mikroflora und dadurch die lokale Abwehr gegen Bakterien.
  • Frauen, die - insbesondere vor dem 15. Lebensjahr - bereits einen Harnwegsinfekt hatten, sind häufig erneut davon betroffen.

Wie können Sie die Heilung unterstützen?

Wurde bei Ihnen eine Nierenbeckenentzündung diagnostiziert, wird Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Ihnen zuallererst ein Antibiotikum verschreiben, damit die Entzündung schnellstmöglich abklingen kann. Unbehandelt können sonst weitere Komplikationen auftreten. Liegen anatomische Gründe vor, kann selten auch eine Operation notwendig sein.

Außerdem können Sie die Therapie unterstützen, indem Sie ausreichend trinken. Denn durch die hohe Flüssigkeitszufuhr können Sie schädliche Bakterien aus Ihrem Körper spülen. Außerdem ist es heilungsfördernd, wenn Sie sich ausreichend Ruhe gönnen und Ihre Nieren möglichst warm halten. 

Mögliche Komplikationen

Treten Nierenbeckenentzündungen häufiger auf, kann dies die Nieren schädigen und sie dadurch in ihrer Funktion beeinträchtigen. Eine nicht vollständig ausgeheilte Entzündung kann sogar chronisch werden und Nierengewebe schädigen. Selten können sich Eiterherde (Abszesse) in der Niere bilden.

Gelangen Keime aus den Harnwegen ins Blut, kann sogar eine Blutvergiftung (Sepsis) entstehen, die schnellstmöglich behandelt werden muss. 

Beugen Sie aktiv vor

Um den aufsteigenden Bakterien keine Chance zu geben, haben sich folgende Tipps bewährt:

  • Trinken Sie ausreichend, etwa zwei bis drei Liter pro Tag, wenn keine anderen Erkrankungen dagegensprechen. Als besonders harntreibend gelten Tees, zum Beispiel aus Bärentraubenblättern, Kapuzinerkresse und Meerrettichwurzel.
  • Halten Sie Ihren Unterleib warm, ziehen Sie zum Beispiel nasse Badekleidung schnellstmöglich aus.

Für Frauen haben sich zudem folgende Tipps bewährt:

  • Entleeren Sie Ihre Blase regelmäßig, insbesondere nach dem Geschlechtsverkehr.
  • Meiden Sie Intimsprays, Diaphragmen, spermienabtötende Cremes und Ähnliches, um die natürliche Bakterienflora zu erhalten.
  • Achten Sie auf eine angemessene Intimhygiene und lassen Sie nach dem Stuhlgang keine Darmbakterien in Scheide und Harnröhre gelangen.
  • Hilfreich können auch Heidelbeeren, Preiselbeeren und besonders Cranberrys sein, da sie den roten Farbstoff Anthocyan sowie das Antioxidans Proanthocyanidin enthalten. Beides soll dazu beitragen, die Bakterien in den Harnwegen aktiv zu reduzieren. Einerseits scheinen sich dadurch weniger Bakterien an die Schleimhaut anheften zu können, andererseits soll es eine entzündungshemmende Wirkung geben.