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In welchem Alter und wie kommen Kinder bzw. Jugendliche durchschnittlich das erste Mal mit Pornografie in Kontakt?
Etwa die Hälfte der Jungen und ein Drittel der Mädchen hatte, gewollt oder ungewollt, bis zum Alter von 14 Jahren bereits Kontakt zu Pornografie. Viele der Jungs werden bereits vor dem zehnten Lebensjahr mit Pornos konfrontiert. Beim Surfen durchs Netz stoßen sie unweigerlich auf pornografische Inhalte.

Gibt es beim Pornokonsum Unterschiede zwischen Mädchen und Jungs, und worin bestehen diese?
Oh ja, geschlechterspezifische Unterschiede gibt es durchaus. Mädchen schauen zwar auch Pornos, aber nicht im gleichen Umfang wie Jungen. Und größtenteils aus einer anderen Motivation heraus: Viele Mädchen verschaffen sich mit den Filmen Orientierung und informieren sich über sexuelle Praktiken und Stellungen. Gelegentlich schauen sie auch Pornos zusammen mit ihrem Freund, aber nur höchst selten zur Masturbation. Das wird in der Regel darauf zurückgeführt, dass die weibliche Sexualität mehr auf den Beziehungskontext angewiesen ist. Und die sexuelle Erregung bei Frauen bzw. Mädchen weit weniger an optische Schlüsselreize gekoppelt ist als bei Jungen und Männern.

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Dr. med. Alexander Korte ist leitender Oberarzt an der "Poliklinik für Kinder- und Jugend-Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie" an der Uniklinik der Uniklinik München.

Warum konsumieren Kinder bzw. Jugendliche überhaupt Pornografie? Und was macht das mit ihnen?
Spätestens mit der Pubertät und den damit einhergehenden Reifungsprozessen im Körper wird Sexualität zum zentralen Thema. Da wundert es nicht, dass gerade Jugendliche ein besonderes Interesse an Pornografie haben. Sie dient quasi als Anschauungsmaterial. Bereits Kinder suchen im Internet nach Antworten zur Befriedigung ihrer gesunden sexuellen Neugierde. Dort werden sie dann mit pornografischen Inhalten konfrontiert, die sie nicht selten überfordern oder zum Teil sogar massiv verstören und im ungünstigsten Fall nachhaltig negativ beeinflussen können.

Welche Risiken ergeben sich für Minderjährige durch Pornokonsum?
Bei möglichen Risiken muss man differenzieren - und zwar in doppelter Hinsicht: Einerseits spielt das Alter bzw. der jeweilige Entwicklungsstand des Konsumentens eine wichtige Rolle und zweitens die Art des Pornos. Hier gilt: Je jünger der Konsument, desto problematischer ist der Konsum. Und: Handelt es sich um Gewalt-Pornografie, ist es bedenklicher, als wenn Kinder oder Jugendliche "normale" Pornos gucken. Man sollte also weder alle Arten von Pornos als per se unbedenklich erklären, noch überdramatisieren und von einer "sexuellen Verwahrlosung" einer angeblich "pornobesessenen Jugend" sprechen.

Welchen Einfluss haben Pornos auf die Wahrnehmung von Geschlechterrollen?
Befürchtet wird, dass Pornos Minderjährigen stereotype Geschlechtsrollenbilder vermitteln und zu sexistischen Einstellungen führen können. Es gibt allerdings keine Studien, die beweisen, dass Jugendliche die Werte und Normen aus Pornos einfach kritiklos übernehmen.

Vermitteln die Filme nicht auch ein falsches Bild von realer Sexualität - zum Beispiel, dass Gewalt beim Sex okay ist?
Ich würde das keineswegs ausschließen. Sogar Frauen schätzten nach längerem Pornokonsum im Film dargestellte Vergewaltigungen als weniger schwerwiegend ein. Und die sexuelle Erregung beim Sehen von harter Pornografie kann nachweislich das reale, gewalttätige Verhalten beeinflussen. Und sogar verstärken. Leider sind gewaltpornografische und andere bizarre Inhalte heutzutage im Internet frei zugänglich. Meine Sorge ist, dass das Gehirn eines sich entwickelnden Kindes die Reize von Pornografie noch nicht angemessen verarbeiten kann.

Wie kann sich Pornokonsum auf das partnerschaftliche und sexuelle Erleben von Heranwachsenden auswirken? Und welche Rolle spielen dabei Selbstoptimierung und Leistungsdruck?
Pornografie ist immer dann problematisch, wenn sie bei Jugendlichen mit sexuellem Leistungszwang einhergeht. Im Sinne von: "Frauen, die immer wollen; Männer, die immer können". Und natürlich stellt Pornografie ganz grundsätzlich auch dann ein Problem dar, wenn sie als dauerhafter Ersatz für reale zwischenmenschliche Sexualität verwendet wird oder der Konsum so dominiert, dass der Verdacht einer Verhaltenssucht aufkommt.

Welchen Einfluss haben Pornos auf das eigene Selbstbild?
Insbesondere Mädchen berichten über Verunsicherungen infolge unrealistischer Vergleichsmaßstäbe bezogen auf ihr Äußeres. Somit haben vor allem Schönheitsoperationen an weiblichen Geschlechtsteilen in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Auch bereits bei Minderjährigen. Und ja, wir müssen davon ausgehen, dass beispielsweise Schamlippenverkleinerungen oder Brustoperationen in unmittelbarem Zusammenhang mit der im Netz frei verfügbaren Pornografie stehen. Hier hat das weibliche Genital eine neue Sichtbarkeit bekommen, was dazu führt, dass sich für den Intimbereich bestimmte Schönheitsnormen herausgebildet haben.

Können Pornos Heranwachsende auch dabei unterstützen, den eigenen Körper und die eigene Lust besser zu verstehen? 
Allgemein könnte man den freien Zugang zu Pornografie als Teil der sexuellen Revolution verstehen. Mit dem positiven Effekt, dass man mit Sexualität unverkrampfter und befreiter umgeht. Darüber hinaus können Pornos potenziell auch das eigene Lustrepertoire bereichern. Durch gemeinsames Anschauen kann es einem beispielsweise viel leichter fallen, über die eigenen sexuellen Wünsche zu sprechen. Ich persönlich sehe das Ganze trotzdem skeptisch. Denn Mainstream-Pornografie überzeugt ja nicht unbedingt durch intelligente Dialoge, echte Partnerbezogenheit und wechselseitige Rücksichtnahme. Sie taugt damit wohl nur bedingt als Modell für gute Kommunikation über das eigene Begehren.

Welchen Einfluss haben Pornos in Bezug auf Jugendliche, die einer sexuellen Minderheit angehören? 
Bei Jugendlichen, die Schwierigkeiten mit der eigenen Sexualität haben, beispielsweise bei einer abgelehnten Homosexualität, kann Pornografie durchaus eine positive Wirkung haben. Denn in Pornos werden viele verschiedene sexuelle Orientierungen und Vorlieben gezeigt, was die eigene Selbstakzeptanz durchaus verbessern kann. 

Wie können Kinder und Jugendliche den "richtigen" Umgang mit Pornografie lernen?
Meines Erachtens benötigen Minderjährige eine Orientierungshilfe im Umgang mit Pornografie. Geeignete Materialien dazu findet man im Netz, zum Beispiel unter "Let's talk about Porn". Das Thema Pornografie sollte außerdem ausführlicher in den Schulen behandelt werden. Sinnvoll finde ich dabei die Einbeziehung von externen Experten im jungen Erwachsenenalter. Mit diesen können sich die Jugendlichen einerseits identifizieren und bekommen andererseits einen kompetenten und erfahrenen Ansprechpartner zur Seite gestellt.

Wo sehen Sie Handlungsbedarf?
Im Falle eines schädlichen Gebrauchs von Pornografie im Sinne einer Verhaltenssucht bedarf es frühzeitig konkreter therapeutischer Hilfsangebote. Besonders problematisch sehe ich außerdem den exzessiver Konsum gewaltpornografischen Materials. Hier ist Präventionsarbeit wichtig, um einem sexuell übergriffigen oder aggressiven Verhalten vorzubeugen. Beispielsweise indem das Einfühlungsvermögen der Konsumenten gestärkt wird.

Wie sollten Eltern mit dem Thema umgehen? 
Zunächst einmal sollten sie sich einen Überblick über die im Netz heute frei zugängliche Pornografie verschaffen, damit sie wissen, worüber wir hier reden. Dann ist es wichtig den Kindern von Anfang an - erstens - ein positives, ganzheitliches Bild von Sexualität und einen befreiten Umgang damit zu vermitteln. Und ihnen dabei - zweitens - zugleich die Ideale der sexuellen Selbstbestimmung, notwendige Grenzen, aber auch Rücksichtnahme und Toleranz gegenüber sexueller Vielfalt nahezubringen. Drittens sollten sich die Erwachsenen intensiv darum bemühen, auf Seiten der Jugendlichen ein Problembewusstsein bezüglich der Pornoproduktion zu schaffen. Das bedeutet auch, dass über die strafrechtlichen und ethischen Aspekte des Konsums und illegale Angebote (beispielweise Kinderpornografie) gesprochen werden sollte.

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Porn­LoS: Hilfe bei Porno­sucht

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