Die Gründe für Entsendungsabbrüche sind vielfältig. Der Experte Jürgen Heidenreich (Podcast "Global gesprochen") gruppiert sie im Wesentlichen so: 

  • Krankheit
  • Probleme mit fremder Kultur
  • familiäre Probleme 
  • Bürgerkrieg/Krieg
  • Naturkatastrophen

Ähnliches haben Erhebungen aus 2008 und 2010 gezeigt: Laut Economist Verlag sind die Hauptgründe für Entsendungsabbrüche (inter)kulturelle Probleme in Belegschaften, Anpassungs- bzw. Verständnisschwierigkeiten der Expats sowie Eingewöhnungsschwierigkeiten von Angehörigen. Diesen Top-Risiken können Sie als Arbeitgeber aktiv vorbeugen: 

Risiko- und Erfolgsfaktor 1: Der Mensch

Der Erfolg einer Entsendung steht und fällt mit der entsandten Person und ihrer Familie. Deshalb sollte auf der Personalauswahl ein besonderes Augenmerk liegen. Neben der fachlichen Qualifikation sollten Mitarbeitende auch dies mitbringen:

  • generelle Offenheit 
  • eine notwendige Überzeugung für den Auslandseinsatz
  • interkulturelles Interesse bzw. Kompetenz 

Wichtig: Arbeitgeber sollten von vornherein die familiäre Situation der Beschäftigten und damit auch die (beruflichen) Perspektiven der Angehörigen im Zielland berücksichtigen.

So bereiten Sie eine Entsendung gut vor

Für Jürgen Heidenreich das A und O: Entsendungen sollten niemals unter Zeitdruck stattfinden, sondern gründlich vorbereitet werden. 

  • Investieren Sie je nach Zielland in interkulturelle Trainings.
  • Vernetzen Sie die Beschäftigten mit bereits vor Ort lebenden Expats.
  • Ermöglichen Sie bestenfalls Schnupperreisen für die gesamte Familie. 

Dazu ein Lese-Tipp

Auch wichtig: Gesundheitsrisiken vorbeugen 

Planen Sie auch für die gesundheitliche Vorbereitung der Reisenden ausreichend Zeit ein. Nicht jede Erkrankung ist vorherseh- bzw. beeinflussbar. Aber es gibt vermeidbare länderspezifische Risiken, denen Sie gut vorbeugen können. Zu Ihren Arbeitgeberpflichten gehören deshalb die im Zielland empfohlenen Schutzimpfungen sowie ggf. die arbeitsmedizinische Untersuchung G35 .  

Wie gefährlich ist der Einsatz?

Auch Naturkatastrophen, Kriminalität und Gewalt sowie der Ausbruch von politischen Krisen oder Kriegen können dazu führen, dass ein Auslandsprojekt verfrüht beendet wird. Diese Faktoren können Arbeitgeber naturgemäß wenig beeinflussen. Umso wichtiger ist es, die Situation im Zielland sowie am spezifischen Einsatzort genau zu prüfen. Welche Gefahren sind möglich? Wie können Sie Ihren Mitarbeitenden besonders schützen?

Bei einer Gefährdungsbeurteilung sollten Sie immer die aktuellen Kriminalitätsraten, spezifische Gesundheitsgefahren und Unruhen bzw. Krisen berücksichtigen.

Was passiert während der Entsendung?

Vorbereitung ist nicht alles: Arbeitgeber sind über den gesamten Entsendezeitraum für den Schutz ihrer Mitarbeitenden verantwortlich. Behalten Sie die Lage am Einsatzort also dauerhaft im Blick, sodass Sie bei Veränderungen frühzeitig reagieren können. Zum Beispiel, indem Sie Schutzmaßnahmen ergreifen oder unter Umständen die Rückführung Ihrer Mitarbeitenden organisieren können.

Für alle Entsendungen sinnvoll, nicht nur beim Einsatz in Risikogebieten: Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden, sich in die Krisenvorsorgeliste ELEFAND des Auswärtigen Amtes einzutragen. 

Im Falle der Fälle: mögliche Kosten

Bei abgebrochenen Entsendungen hängen auch die Kosten von unterschiedlichen Faktoren ab. Dazu zählen unter anderem die Branche, die Position und das Gehalt der Entsandten sowie bisherige Investitionen in die Vorbereitung, den Umzug und ggf. Unterhaltskosten im Zielland.

Außerdem entscheidend: Ist mit der abgebrochenen Entsendung ein komplettes Projekt vor Ort gescheitert? Muss womöglich nicht nur eine Einzelperson, sondern ein ganzes Team zurückgeführt werden?

Neben den Verlusten bei gescheiterten Auslandsprojekten bzw. -investitionen müssen Unternehmen auch mit folgenden Kostenrisiken rechnen: 

  • Kosten für den Rücktransport bzw. Umzug (ggf. mit Unterstützung von Agenturen) 
  • Kosten für medizinische Rücktransporte 
  • Kosten für verlorenen Hausstand (z. B. infolge von Zerstörung durch Naturkatstrophen) 
  • Kosten für die vorübergehende Unterbringung im Heimatland (falls der frühere Wohnsitz z. B.  durch Vermietung nicht verfügbar ist) 

Regeln Sie diese Kostenrisiken am besten in Entsendevereinbarungen. Unter Umständen lohnt sich der Abschluss relevanter Versicherungen.

Fazit: Auch mit dem Unwahrscheinlichen rechnen 

Unabhängig von den Gründen für einen Abbruch der Entsendung drohen Arbeitgebern bei gescheiterten Auslandseinsätzen erhebliche Kosten. 

Manchen Risikofaktoren können Unternehmen aktiv vorbeugen. Nehmen Sie aber auch weniger beeinflussbare Aspekte in den Blick und wägen Sie die Risiken einer jeden Entsendung gründlich ab. 

Jürgen Heidenreich empfiehlt im Webinar "Vorzeitiger Abbruch von Entsendungen", auch mit dem Unwahrscheinlichen zu rechnen. So können Sie Ihre Mitarbeitenden im Ausland bestmöglich schützen und finanzielle Verluste sowie Imageschäden für Ihr Unternehmen vermeiden. 

Zum Thema: Sozialversicherung bei Abbruch oder Unterbrechung von Entsendungen

Kehren Ihre Mitarbeitenden dauerhaft ins Inland zurück, gilt die Entsendung auch im Sinne der Sozialversicherung als beendet. Für Arbeitgeber besteht Informationspflicht gegenüber dem Sozialversicherungsträger. Das gilt auch dann, wenn die Entsendung länger als zwei Monate unterbrochen wird. In diesem Zeitraum besteht Sozialversicherungspflicht nach deutschem Recht. 

Kürzere Unterbrechungen von maximal zwei Monaten stellen hingegen keine Beendigung einer Entsendung dar. Gründe können beispielsweise Urlaub, Krankheit oder Rückreisen zu Fortbildungszwecken sein. 

Solche Unterbrechungen werden in die maximale Entsendedauer von 24 Monaten eingerechnet, der Gesamtzeitraum verändert sich dadurch nicht. Mit einigen Abkommenstaaten existieren jedoch besondere Regelungen

Mehr Infos

Mehr zum Sozialversicherungsrecht bei Entsendungen im Beratungsblatt Beschäftigung im Ausland (PDF, 392 kB) ). 

Umfassende Antworten auf die Fragen zu den Ursachen für vorzeitig beendete Entsendungen liefert die Aufzeichnung des TK-Webinars "Vorzeitiger Abbruch von Entsendungen" vom 9. November 2023: