International aufgestellte Unternehmen bewegen sich in einem komplexen Umfeld aus Vorschriften und Gesetzen, die national, international und unternehmensintern sein können. Um Verstöße und unter Umständen schwerwiegende Sanktionen zu vermeiden, sind Compliance-Richtlinien und -Systeme ratsam.

Hintergrund: Compliance

Der Begriff Compliance (wörtlich übersetzt die "Erfüllung von Anforderungen") umfasst mehr als die Einhaltung von Recht und Gesetzen durch Unternehmen und Mitarbeitende. Compliance bezieht sich auch auf die Einhaltung sämtlicher interner Unternehmensrichtlinien, ethischer Standards und gegebenenfalls länderspezifischer Auflagen im internationalen Geschäft. Für international tätige Firmen können Compliance-Management-Systeme (CMS) je nach ausländischer Gesetzeslage sogar verpflichtend sein . Verstöße gegen Compliance-Regeln können hohe Bußgelder nach sich ziehen und zu gravierenden Reputationsschäden führen. 

Compliance-Risiken im Auslandsgeschäft

Ein typisches Beispiel für die Komplexität von Compliance im internationalen Kontext ist Korruption. Korrupte Handlungen sind in vielen Ländern toleriert und damit an der Tagesordnung, in Deutschland jedoch strafbar. 

Nicht selten betreffen Compliance-Verstöße auch Missstände in globalen Lieferketten, wie zum Beispiel Menschen- oder Arbeitsrechtsverletzungen sowie Verstöße gegen Umweltauflagen. 

Der genaue Blick auf die international sehr unterschiedliche Rechtslage und das länderspezifische Unrechtsempfinden sind für Unternehmen mit globaler Tätigkeit also unerlässlich. Mitarbeitende sollten mit typischen Compliance-Risiken vertraut gemacht und entsprechend sensibilisiert werden.

CMS: internationale Norm als Orientierungshilfe

Ein eindeutiges und unternehmensweit bekanntes Compliance-Management-System hilft dabei, Compliance-Risiken zu identifizieren, zu bewerten und zu minimieren. Doch wie kommt man zu einem maximal sicheren Regelwerk? Hier existiert angesichts der Vielfalt an möglichen Vorschriften keine allgemeingültige Vorgabe. Unternehmen haben einen Ermessensspielraum bei der Ausgestaltung. 

Als umfassende Orientierungshilfe kann jedoch die im Jahr 2021 veröffentlichte ISO-Norm 37301 dienen. Diese gilt als international anerkannter Standard und gibt konkrete Vorgaben, wie ein Compliance-Management-System aufgebaut sein sollte, um internationales Recht und Vorschriften zu erfüllen.

Compliance-Herausforderungen 2023: Hinweisgeberschutz- und Lieferkettengesetz

Die ISO-Norm 37301 unterstützt auch dabei, die Anforderungen neuer Gesetze zu erfüllen. Dazu gehört aktuell auch die Einführung einer unternehmensinternen Hinweisgeberpolitik - eine Herausforderung für eine wachsende Zahl von Unternehmen. Denn seit Juni 2023 gilt für Betriebe ab 250 Mitarbeitenden das Hinweisgeberschutzgesetz . Ab Dezember 2023 sind auch Firmen ab 50 Beschäftigten verpflichtet, ein internes Hinweisgebersystem einzurichten. 

Ziel ist es, Compliance-Verstöße frühzeitig zu erkennen bzw. zu beheben und Hinweisgeber, sogenannte Whistleblower, vor Repressalien zu schützen. 

Als Rahmen eines effektiven Compliance-Management-Systems unterstützt die ISO-Norm zudem bei der Erfüllung der Anforderungen aus dem seit Januar 2023 gültigen Lieferkettengesetz .

Fazit: Risiken minimieren, Vorteile ausbauen

Insbesondere für international tätige Unternehmen stellen die vielfältigen Compliance-Regeln und -Vorgaben eine besondere Herausforderung und einen erheblichen Aufwand dar.

Dabei können gut kommunizierte Compliance-Maßnahmen sowohl bei der Kundenakquise als auch bei der Gewinnung von Fachkräften helfen und eventuelle Zertifizierungen ein zusätzlicher Wettbewerbsvorteil sein .

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