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Manche Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes nehmen eine Unterzuckerung oft erst bei sehr niedrigen Blutzucker-Werten wahr. Laut Studien bemerken sie am häufigsten Zittern, danach in absteigender Reihenfolge Hungergefühle und Unkonzentriertheit, kalten Schweiß, Müdigkeit, Unruhe und Aggressivität. Interessanterweise gaben die befragten Eltern etwas anderes an. Eine Unterzuckerung bei ihren Kindern erkannten sie vor allem durch Blässe und Konzentrationsstörungen. Dies macht deutlich, wie unterschiedlich sich ein fallender Blutzucker bemerkbar machen kann.

Wichtig zu wissen: In Zeichnungen stellten Kinder und Jugendliche die Sorge vor einer Unterzuckerung bzw. einem niedrigen HbA1c-Wert als bedrohlich dar. Schulungen, um den Blutzucker besser einzuschätzen und richtig zu reagieren, sind deshalb in jungen Jahren besonders wichtig. Das in einer ambulanten oder stationären Schulung erworbene Wissen beruhigt diese Angst und reduziert nachweislich den Stress der Kinder, aber auch der Eltern.

Die Blutzucker-Balance halten

Der optimale Umgang mit Diabetes ist für die ganze Familie ein Balance-Akt. Die betroffenen Kinder und Jugendlichen und ihre Eltern müssen ständig 3 Faktoren im Gleichgewicht halten: Energieaufnahme, Energieverbrauch beispielsweise durch körperliche Aktivität und die richtige Insulin-Dosis. Sobald einer dieser Faktoren zu stark oder schwach wird, kann es zu einer leichten bis bedrohlichen Über- oder Unterzuckerung kommen. 

Das "Diabetes-Selbstmanagement" hat das Ziel, diese Schwankungen kontinuierlich auszugleichen. Denn ein gut eingestellter, stabiler Blutzucker stellt den besten Schutz vor gefährlichen Entgleisungen dar und beugt Spätschäden vor. Je älter die Kinder sind, desto mehr sollten sie auch selbstständig, ohne die Hilfe von Eltern oder Fachkräften auf Blutzucker-Schwankungen reagieren können. 

Unser Tipp für Eltern: Manche Kinder und Jugendliche in der Pubertät reagieren nicht auf erste Anzeichen von Blutzucker-Schwankungen, sondern warten auf handfeste, starke Symptome. Dieses "Hypo-Surfen" kann verschiedene Ursachen haben, beispielsweise mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. In diesem Fall eignen sich Einzelgespräche oft besser als eine Gruppenschulung. Außerdem sollten sie das Umfeld inklusive Schule und Hobbys einbeziehen.

Ein Training schärft die Wahrnehmung

Der Schwellenwert für eine Unterzuckerung ist bei Typ-1-Diabetes individuell verschieden, ebenso wie die ersten Anzeichen und sogar die Reaktion auf schnellverfügbare Zuckersnacks. In Kleingruppen von 5-7 gleichaltrigen Kindern oder in Einzeltrainings lernen die Teilnehmenden deshalb nicht nur theoretisches Wissen über Ihre Erkrankung, sondern auch alltagstaugliche Strategien zur Vermeidung von extremen Blutzucker-Schwankungen. Der Erfolg des Trainings beruht darauf, dass die Kinder und Jugendlichen ihre ganz individuellen körperlichen wie psychischen Reaktionen im Umgang mit Diabetes besser kennenlernen. 

Und mit CGM (kontinuierlicher Gewebezuckermessung)? Neue Sensoren reagieren noch sensibler als ältere Versionen und setzen die Insulin-Gabe schneller ab. Dadurch kommt es laut Fachleuten derzeit häufiger zu Unterzuckerungen. Kinder und Jugendliche mit einer sensorunterstützten Insulin-Pumpe profitieren also ganz besonders von Wahrnehmungstrainings. Sie lernen dabei den eigenen Körper besser kennen und unabhängig vom Glukose-Monitoring richtig zu reagieren. Dies stellt eine wichtige Voraussetzung dar, um selbstbestimmt mit der Krankheit umzugehen. 

Das bedeutet für Sie und Ihr Kind: Angeboten werden je nach Klinik und Bundesland unterschiedliche "Hypo-Wahrnehmungstrainings". In vielen Fällen lernen die Kinder und Jugendliche den richtigen Umgang mit Unterzuckerungen im Rahmen von komplexen, intensiven Diabetes-Schulungen als eine Lerneinheit, die in verschiedenen Altersstufen wiederholt wird. Heute stehen gut geprüfte und bewährte Konzepte zur Verfügung, beispielsweise die HYPOS-Schulungen oder das Blutglukose-Achtsamkeits-Training (BGAT). 

Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Wahrnehmungstrainings die Zahl von Verkehrsunfällen bei Diabetes-Betroffenen senken und das Auftreten von Unterzuckerungen reduzieren. Außerdem verbessert sich die Lebenszufriedenheit, die Fähigkeit zur Selbsteinschätzung und sogar die körperliche Reaktion auf eine Unterzuckerung. Nutzen Sie diese Chance.