Was ist HIV beziehungsweise AIDS?
Grippe oder Humanes Immundefizienz-Virus (HIV)? Diese Erkrankungen verursachen ganz ähnliche Symptome. Fieber, Müdigkeit und geschwollene Lymphknoten können auch Anzeichen einer HIV-Infektion sein.
Ihre Beschwerden treten in der Regel rund zwei Wochen nach einer potenziellen Ansteckung auf. Aus diesem Grund verbinden die meisten Betroffenen die Symptome zunächst nicht mit einer HIV-Infektion. Die grippeähnlichen Beschwerden klingen in der Regel nach ein bis zwei Wochen wieder ab. Danach kann die HIV-Infektion monate-, wenn nicht sogar jahrelang ohne Symptome verlaufen. Der Krankheitsverlauf ist ebenso wie die Beschwerden von Person zu Person unterschiedlich.
Hatten Sie Kontakt zu einem möglicherweise HIV-Infizierten, sollten Sie sich testen lassen. Am häufigsten stecken sich Betroffene über Sexualkontakte an. Aber auch Drogensüchtige können sich infizieren, zum Beispiel wenn sich ein Infizierter und ein Nicht-Infizierter ihr Drogenbesteck teilen. Angehörige medizinischer Berufe haben ebenfalls ein erhöhtes Risiko, sich mit HIV anzustecken.
HI-Viren befinden sich im Blut und in Körperflüssigkeiten wie Sperma oder Vaginalsekret und können zum Beispiel bei ungeschütztem Sex übertragen werden. Das betrifft vor allem Personengruppen, die häufig wechselnde Sexkontakte haben. Konsumenten von Drogen, die gespritzt werden, sind ebenfalls besonders gefährdet. Aufgrund der hohen hygienischen Standards und engmaschiger Tests wird HIV in Deutschland aber kaum noch über Transfusionen mit verunreinigten Blutkonserven übertragen.
Wenn Sie schwanger und HIV-positiv sind, können Sie die Erkrankung während der Geburt oder beim Stillen auf Ihr Kind übertragen. Werden Sie medizinisch betreut und medikamentös behandelt, sinkt die Ansteckungswahrscheinlichkeit für Ihr Baby.
Ein schneller Test bringt Sicherheit
Seit 2018 können Sie einen Selbsttest in Apotheken, Drogeriemärkten oder im Onlinehandel erwerben. Auch Gesundheitsämter oder AIDS-Beratungsstellen bieten Testmöglichkeiten an. HIV-Antikörper sind ab sechs bis zwölf Wochen nach der Infektion im Blut nachweisbar. Für diesen sogenannten Suchtest entnehmen Sie eine kleine Menge Blut aus dem Finger. Der Test zeigt innerhalb kurzer Zeit ein Ergebnis an. Da diese Tests sehr sensibel reagieren, liefern sie manchmal falsch-positive Ergebnisse. Daher überprüft Ihr Arzt ein positives Ergebnis immer mithilfe eines Bestätigungstests im Labor.
Geschwächtes Immunsystem
HIV schädigt das Immunsystem. In der ersten Phase entwickeln sich Antikörper im Blut. Dies führt zu grippeähnlichen Symptomen, die in der Regel nach ein bis zwei Wochen abklingen. In dieser akuten Phase sind Sie besonders ansteckend, da die sogenannte Viruslast im Blut sehr hoch ist. Die Viruslast beschreibt die Anzahl an Viren, die in einem Milliliter Blut vorhanden sind. Eine Therapie kann die Viruslast im Blut und somit das Ansteckungsrisiko senken. Sie bleiben jedoch immer potenziell ansteckend, da HIV beziehungsweise AIDS nicht heilbar ist.
Nach dieser Phase beginnt meist eine symptomfreie Zeit, die Monate, wenn nicht sogar Jahre andauern kann. Auch wenn Sie sich in dieser Zeit gesund fühlen, kann die Erkrankung Ihr Immunsystem bereits nachhaltig schädigen.
Eine Behandlung kann sogenannte opportunistische Infektionen verhindern. Unbehandelte HIV-Positive leiden häufig an Pilzinfektionen im Mund oder im Genitalbereich, an Fieber oder Gürtelrose. Das Immunsystem ist nicht mehr in der Lage, sich gegen die Erreger zu wehren.
Moderne Therapien
Die Forschung zur Behandlung von HIV ist weit fortgeschritten. Heutzutage stehen Ihnen verschiedene Wirkstoffkombinationen zur Verfügung. So kann die Therapie individuell eingestellt werden. Entwickeln Sie zum Beispiel Resistenzen oder sind Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu erwarten, kann Ihr Arzt Ihnen eine andere, ebenso wirksame Kombination verschreiben.
Je eher die Therapie beginnt, desto milder wird die Erkrankung verlaufen. Wird eine HIV-Infektion erst spät erkannt, kann es zum Ausbruch des sogenannten "Acquired Deficiency Syndrome" (AIDS) kommen. AIDS äußert sich durch bestimmte Erkrankungen wie die sogenannte HIV-Enzephalopathie, Herpes-Viren, Pilzinfektionen vor allem in der Lunge, Mykobakterien oder Tumore. Diese Erkrankungen sind typisch für AIDS-Patienten, da das Immunsystem stark beschädigt ist.
Ein normales Leben dank Therapie
Steht die Diagnose fest, dass Sie sich mit HIV infiziert haben, wird in der Regel umgehend eine sogenannte kombinierte antiretrovirale Therapie (cART) eingeleitet. HI-Viren gehören zu den Retroviren. Die Medikamente verhindern, dass die Viren sich im Körper vermehren. So kann die Krankheit zwar nicht geheilt, ihr Verlauf aber deutlich abgemildert werden. Sinkt die Viruslast unter die derzeitige Nachweisgrenze von zwanzig Viruskopien pro Milliliter Blut, reduziert sich auch Ihre Ansteckungsfähigkeit erheblich.
Behandelte HIV-Positive können ein selbstbestimmtes Leben führen. Ein bis zwei Tabletten täglich senken die Viruslast bei regelmäßiger Einnahme langfristig. Die Viruslast im Blut ermittelt Ihr Arzt durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen. Eine konsequent durchgeführte Therapie ermöglicht Ihnen ein nahezu beschwerdefreies Leben. Alltägliche Tätigkeiten wie Einkaufen, Schwimmen oder Unternehmungen mit Freunden sind dann kein Problem. Auch invasive Behandlungen wie eine Operation oder eine Zahnbehandlung sind unter bestimmten Vorsichtsmaßnahmen möglich, ebenso wie das Liebesleben mit Ihrem Partner ist mit bestimmten Vorsichtsmaßnahmen möglich.
Praktizieren Sie Safer Sex, schützen Sie sich selbst und andere. Wenn Sie Ihre Therapie strikt einhalten, sinkt zudem die Wahrscheinlichkeit, dass Sie Ihren Partner anstecken, enorm. Bei Fragen stehen Ihnen Selbsthilfegruppen wie die Deutsche Aidshilfe und Beratungsstellen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zur Verfügung. Weitere Informationen zu spezialisierten Fachärzten finden Sie bei der Arbeitsgemeinschaft niedergelassener Ärzte für die Versorgung HIV-Infizierter dagnae.
Keine Seltenheit
Ende 2018 waren weltweit 37,9 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. 1,7 Millionen Menschen haben sich bis Ende 2018 neu mit HIV infiziert. In Deutschland betrug die vom Robert-Koch-Institut geschätzte Zahl der HIV-Positiven 2018 etwa 87.900 Menschen, von denen schätzungsweise 10.600 gar nicht wissen, dass sie HIV-positiv sind. Schätzungsweise 2.400 Personen infizierten sich im Jahr 2018 neu. Damit sank die Zahl der Neuinfektionen im Vergleich zu 2017.