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Das Risiko einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, ist bei einer koronaren Herzerkrankung erhöht. Sind die Gefäße stark verengt oder im akuten Fall sogar ganz verschlossen, können Ärzte diese Engstellen weiten und die Durchblutung, wenn nötig mit Hilfe von Gefäßprothesen (Stents) wiederherstellen (Revaskularisation).

Vorbeugend empfehlen die Nationalen Leitlinien für Ärzte nach solchen Operationen blutverdünnende Medikamente einzunehmen, niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (kurz: ASS) oder alternativ Clopidogrel.

Genvariante blockiert Gefäßschutz bei KHK

Heute sind verschiedene genetische Faktoren bekannt, die das Risiko für eine Arteriosklerose, also für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Wissenschaftler am Deutschen Herzzentrum München fanden heraus, dass Träger einer bestimmten Genvariante auf dem sogenannten "GUCY1A3-Gen" vor gefährlichen Gerinnseln schlechter geschützt sind. Sie sind statistisch gesehen noch stärker als Nicht-Träger gefährdet, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.

Eine neue Studie prüfte jetzt, ob die gefährdeten Gen-Träger von einer blutverdünnenden ASS-Therapie zum Schutz vor Gerinnseln profitieren könnten. Das Ergebnis verblüffte die Forschenden und hat Auswirkungen auf die Therapie, besonders aber für Nicht-Träger. 

Die Wirkung des KHK Risikogens

Das GUCY1A3-Gen greift über den Bau eines Enzyms in den Stoffwechsel mit Stickstoffmonoxid ein und sorgt für eine gute Durchblutung, ohne Gerinnsel. Liegt aber eine bestimmte Genvariante vor - dieser so genannte Polymorphismus des Gens wird als rs7692387 bezeichnet - wird die ursprüngliche Gen-Funktion blockiert. Dadurch verschlechtert sich die Durchblutung in den Herzgefäßen. Außerdem begünstigt diese Variante eine Verklumpung der Blutplättchen, die durch Stickstoffmonoxid eigentlich gehemmt wird. Bei Trägern der Genvariante ist diese Hemmung abgeschwächt, so dass Gerinnsel häufiger auftreten und das KHK-bedingte Risiko für Komplikationen erhöht ist. 

Neue Forschung zur ASS-Therapie

Für die neueste Studie am Deutschen Herzzentrum München (DHM) wurden insgesamt 1.800 Blutproben von Teilnehmenden mit Genvarianten und ASS-Therapie untersucht, bei denen eine Gefäßprothese eingesetzt wurde. Die Ergebnisse verglichen die Mitarbeitenden am DWH gemeinsam mit Wissenschaftlern der Harvard Medical School in Boston mit Daten aus anderen Studien - u.a. der Women ́s Health Study und der Physicians`Health Study.

Das Ergebnis: Gesunde Menschen, die Träger der Genvariante waren, profitierten deutlich, denn ihr Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse sank um 21 Prozent. Bei gesunden Nicht-Trägern der Genvariante, also mit "normalem" GUCY1A3-Gen, zeigte sich überraschenderweise unter ASS ein gegenteiliger Effekt: Ihr Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis stieg laut Statistik sogar um 39 Prozent an. Lag die Risikovariante dagegen bei Menschen mit einer KHK vor, wirkte ASS offenbar schwächer. 

Fazit: Die Verordnung von ASS zum Schutz vor Gerinnseln gilt heute in der Behandlung einer KHK als Standard, dies empfehlen die offiziellen Leitlinien für Ärzte. Ob die zur Vorbeugung verordnete ASS-Therapie bei einer KHK plus Risikovariante aber mehr schadet als nutzt, müssen weitere Studien noch klären. Nach dem aktuellen Forschungsstand sollte laut Experten am Deutschen Herzzentrum München bei Koronarer Herzerkrankung eine vorbeugende ASS-Therapie dennoch weiter eingenommen werden. Unabhängig vom Genstatus scheint der Vorteil zu überwiegen.