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Acetylsalicylsäure ASS: Schutz oder Risiko?
Zum Schutz vor einem Herzinfarkt oder Schlaganfall nehmen viele gesunde Menschen täglich Acetylsalicylsäure (ASS) ein. Dafür gibt es aber keinen wissenschaftlichen Beweis. Träger einer speziellen Genvariante dagegen schützt dieses niedrig dosierte ASS offenbar gut, aber nur wenn sie keine Vorerkrankungen haben. Bei einer KHK scheint ASS nach neuesten Erkenntnissen am Deutschen Herzzentrum München schwächer zu wirken. Dies sei laut Wissenschaftlern ein Grund mehr, mit KHK besonders gut auf sich aufzupassen.
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nahdran - Kommunikation für Gesundheit und WissenschaftDas Risiko einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden, ist bei einer koronaren Herzerkrankung erhöht. Sind die Gefäße stark verengt oder im akuten Fall sogar ganz verschlossen, können Ärzte diese Engstellen weiten und die Durchblutung, wenn nötig mit Hilfe von Gefäßprothesen (Stents) wiederherstellen (Revaskularisation).Vorbeugend empfehlen die Nationalen Leitlinien für Ärzte nach solchen Operationen blutverdünnende Medikamente einzunehmen, niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (kurz: ASS) oder alternativ Clopidogrel.Genvariante blockiert Gefäßschutz bei KHKHeute sind verschiedene genetische Faktoren bekannt, die das Risiko für eine Arteriosklerose, also für Herzinfarkt und Schlaganfall erhöhen. Wissenschaftler am Deutschen Herzzentrum München fanden heraus, dass Träger einer bestimmten Genvariante auf dem sogenannten "GUCY1A3-Gen" vor gefährlichen Gerinnseln schlechter geschützt sind. Sie sind statistisch gesehen noch stärker als Nicht-Träger gefährdet, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden.Eine neue Studie prüfte jetzt, ob die gefährdeten Gen-Träger von einer blutverdünnenden ASS-Therapie zum Schutz vor Gerinnseln profitieren könnten. Das Ergebnis verblüffte die Forschenden und hat Auswirkungen auf die Therapie, besonders aber für Nicht-Träger.
Die Wirkung des KHK RisikogensDas GUCY1A3-Gen greift über den Bau eines Enzyms in den Stoffwechsel mit Stickstoffmonoxid ein und sorgt für eine gute Durchblutung, ohne Gerinnsel. Liegt aber eine bestimmte Genvariante vor - dieser so genannte Polymorphismus des Gens wird als rs7692387 bezeichnet - wird die ursprüngliche Gen-Funktion blockiert. Dadurch verschlechtert sich die Durchblutung in den Herzgefäßen. Außerdem begünstigt diese Variante eine Verklumpung der Blutplättchen, die durch Stickstoffmonoxid eigentlich gehemmt wird. Bei Trägern der Genvariante ist diese Hemmung abgeschwächt, so dass Gerinnsel häufiger auftreten und das KHK-bedingte Risiko für Komplikationen erhöht ist.
Neue Forschung zur ASS-TherapieFür die neueste Studie am Deutschen Herzzentrum München (DHM) wurden insgesamt 1.800 Blutproben von Teilnehmenden mit Genvarianten und ASS-Therapie untersucht, bei denen eine Gefäßprothese eingesetzt wurde. Die Ergebnisse verglichen die Mitarbeitenden am DWH gemeinsam mit Wissenschaftlern der Harvard Medical School in Boston mit Daten aus anderen Studien - u.a. der Women ́s Health Study und der Physicians`Health Study.Das Ergebnis: Gesunde Menschen, die Träger der Genvariante waren, profitierten deutlich, denn ihr Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse sank um 21 Prozent. Bei gesunden Nicht-Trägern der Genvariante, also mit "normalem" GUCY1A3-Gen, zeigte sich überraschenderweise unter ASS ein gegenteiliger Effekt: Ihr Risiko für ein kardiovaskuläres Ereignis stieg laut Statistik sogar um 39 Prozent an. Lag die Risikovariante dagegen bei Menschen mit einer KHK vor, wirkte ASS offenbar schwächer. Fazit: Die Verordnung von ASS zum Schutz vor Gerinnseln gilt heute in der Behandlung einer KHK als Standard, dies empfehlen die offiziellen Leitlinien für Ärzte. Ob die zur Vorbeugung verordnete ASS-Therapie bei einer KHK plus Risikovariante aber mehr schadet als nutzt, müssen weitere Studien noch klären. Nach dem aktuellen Forschungsstand sollte laut Experten am Deutschen Herzzentrum München bei Koronarer Herzerkrankung eine vorbeugende ASS-Therapie dennoch weiter eingenommen werden. Unabhängig vom Genstatus scheint der Vorteil zu überwiegen.
Nationale Versorgungsleitlinie chronische KHK, 5.Auflage (Stand 2021, zuletzt aktualisiert 2019), URL: https://www.leitlinien.de/nvl/html/nvl-chronische-khk/5-auflage/kapitel-7 DZHK: Risikogen beeinflusst Wirkung von Aspirin. (veröffentlicht am 17.04.2019, URL: https://dzhk.de/aktuelles/news/artikel/risikogen-beeinflusst-wirkung-von-aspirin/Nachweise: Kathryn T. Hall*, Thorsten Kessler*, Julie E. Buring, Dani Passow, Howard D. Sesso, Robert Y.L. Zee, Paul M. Ridker, Daniel I. Chasman, Heribert Schunkert: Genetic variation at the coronary artery disease risk locus GUCY1A3 modifies cardiovascular disease prevention effects of aspirin. European Heart Journal (2019) 0, 1-8 doi:10.1093/eurheartj/ehz384 Liet al.: Associations betweenGUCY1A3geneticpolymorphisms and large arteryatherosclerotic stroke risk in Chinese Hanpopulation: a case-control study. (2019) Lipids in Health and Disease, URL: file:///C:/Users/admin/AppData/Local/Temp/Associations_between_GUCY1A3_genetic_polymorphisms.pdf Kessler T et al. Association of the coronary artery disease risk gene GUCY1A3 with ischaemic events after coronary intervention. Cardiovasc Res 2019 Wolf, B. N. (2018). Der Einfluss häufiger genetischer Varianten im KHK Risikogen GUCY1A3 auf die Thrombozytenfunktion (Dissertation, Medizin), Fakultät der Medizin der Technischen Universität München
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