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Im Gegensatz zu Typ-1-Diabetikern leiden Menschen mit Diabetes Typ 2 unter einem relativen Insulinmangel: Ihr Körper stellt zwar ausreichend Insulin bereit, doch die Zellen des Körpers reagieren zunehmend unempfindlich darauf (Insulinresistenz). Dadurch gelangt auch immer weniger Glukose in die Zellen und der Blutzuckerspiegel steigt an. Das Ziel der Diabetes-Behandlung ist daher, den Blutzucker zu normalisieren. Sie erfolgt in Stufen nach einem festgelegten Plan. 

Stufenplan bei Diabetes Typ 2

Stufe 1: Die erste Behandlungsstufe ist die Basistherapie. Sie gilt auch für alle weiteren Therapiestufen und zielt darauf ab, Blutwerte durch einen gesunden Lebensstil zu normalisieren. Dazu gehört: Gewicht verlieren, gesunde Ernährung, mehr Bewegung, das Rauchen aufgeben und Teilnahme an einer Diabetes-Schulung. 

Stufe 2: Reicht die Umstellung der Lebensgewohnheiten nicht aus, um den Blutzucker positiv zu beeinflussen, verordnet der Arzt meist nach drei bis sechs Monaten blutzuckersenkende Tabletten (auch orale Antidiabetika genannt). 

Stufe 3: Reicht auch Stufe 2 nicht aus, um die Blutwerte zu normalisieren, werden zwei Medikamente kombiniert (Zweifachkombination). Auch die Therapie mit Insulin ist möglich, zum Beispiel bei Unverträglichkeit von Tabletten.

Stufe 4: Diabetiker, deren Blutzuckerwerte auch nach Stufe 3 noch nicht im Zielbereich liegen, erhalten eine intensivierte Insulintherapie, die bei Bedarf mit oralen Antidiabetika kombiniert wird.

Die Basis: Gewicht verlieren und gesünder leben 

Mediziner schätzen, dass die Insulinresistenz bei etwa 90 Prozent aller Diabetiker durch Übergewicht hervorgerufen wird. Oft bewirkt schon eine leichte Gewichtsabnahme, dass das körpereigene Insulin wieder besser wirkt und der Blutzuckerspiegel sinkt. Wichtig dabei ist jedoch, das Gewicht langsam und dauerhaft zu verringern. Dies gelingt vor allem durch eine Umstellung der Ernährung und regelmäßige Bewegung. 

"Eine Radikaldiät ist hingegen der falsche Weg", sagt Allgemeinmedizinerin Petra Rudnick vom TK Ärztezentrum und fügt hinzu: "Sie kann für Menschen mit Diabetes sogar gefährlich sein". Denn nach einer strengen Diät setzt oft der Jo-Jo-Effekt ein: Die Kilos kommen zurück und meist ist das Gewicht dann sogar noch höher als vor der Diät. Experten empfehlen Typ-2-Diabetikern außerdem, weniger Kohlenhydrate zu sich zu nehmen und insbesondere auf Haushaltszucker, Saft und zuckerhaltige Limonaden (also Kohlenhydrate, die schnell ins Blut gelangen) zu verzichten.

Gut beraten - besser essen 

Gesunde Ernährung kann schmecken und sogar Spaß machen. In einer Ernährungsschulung bei einem Diabetesberater lernen Sie, wie Sie Ihren täglichen Speiseplan mit nur wenigen Umstellungen gesünder gestalten. Fragen Sie Ihren Arzt nach einer Schulung in Ihrer Nähe. 

Auch Bewegung wirkt sich positiv auf den Blutzuckerspiegel aus. Sie macht Zellen sensibler für Insulin und verbessert so die Insulinwirkung. Dabei können schon kleine Änderungen im Alltag Großes bewirken: Die Insulinempfindlichkeit steigt bereits, wenn Sie täglich eine halbe Stunde spazieren gehen oder zügig mit dem Fahrrad fahren. Dadurch senken Sie auch Ihr persönliches Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Blutzuckersenkende Tabletten 

Wenn sich Ihre Blutzuckerwerte trotz Ernährungsumstellung und regelmäßiger Bewegung nicht verbessern, wird Ihr Arzt Ihnen vermutlich ein orales Antidiabetikum beziehungsweise blutzuckersenkende Tabletten verschreiben. Die Behandlung beginnt meist mit dem Wirkstoff Metformin. Reicht Metformin nicht aus, um die Therapieziele zu erreichen, kann der Arzt einen zweiten Wirkstoff oder (zusätzlich) Insulin empfehlen.

Metformin (Biguanide)

Metformin wird schon seit Jahrzenten zur Behandlung von Diabetes Typ 2 eingesetzt. Der Wirkstoff aus der Gruppe der Biguanide hemmt die Freisetzung von Zucker aus der Leber und verbessert zudem die Insulinwirkung. Oftmals führt Metformin auch zu einer Gewichtsabnahme. Studien belegen, dass Metformin bei manchen Menschen auch Folgeschäden der Diabeteserkrankung an Herz und Gefäßen, der Netzhaut und an den Nieren verhindern kann. Bei Nieren- und Leberschäden, bestehendem Alkoholismus, Herzinsuffizienz und in der Schwangerschaft ist Metformin allerdings nicht geeignet. 

Sulfonylharnstoffe

Sulfonylharnstoffe reaktivieren die Insulinantwort, indem sie die Bauchspeicheldrüse anregen, vorhandenes Insulin freizusetzen. Die Insulinproduktion selbst steigt dadurch aber nicht. Gefährliche Nebenwirkungen von Sulfonylharnstoffen sind Unterzuckerungen (Hypoglykämien), die vor allem unter Glibenclamid auftreten. Vorrangig verschreiben Ärzte daher Glimepirid mit geringerem Hypoglykämie-Risiko. Meist nehmen Typ-2-Diabetiker Sulfonylharnstoffe, wenn sie Metformin nicht vertragen. Auch Kombinationen mit anderen Antidiabetika sind möglich. 

Gliptine (DPP-4-Hemmer)

Gliptine verhindern, dass bestimmte Darmhormone (die Inkretine GLP1 und GIP) frühzeitig im Blut abgebaut werden. Dadurch bleiben sie länger wirksam und verstärken die Insulinausschüttung in der Bauchspeicheldrüse. DPP-4-Hemmer werden häufig mit anderen blutzuckersenkenden Mitteln kombiniert.

Glukosurika (SGLT-2-Hemmer)

Natrium-Glukose-Transporter-2-(SGLT-2-)Hemmer stellen eine relativ neue Substanzklasse der Antidiabetika dar. Sie blockieren ein bestimmtes Eiweiß in der Niere, das für Zuckertransport zuständig ist. Als Folge wird mehr Zucker über den Urin ausgeschieden, weniger Zucker verbleit im Blut und der Blutzuckerspiegel sinkt. Mit dem ausgeschiedenen Zucker geht auch mehr Flüssigkeit verloren und Patienten haben meist ein stärkeres Durstgefühl. Bei Frauen können durch SGLT2-Hemmer Scheidenpilze auftreten und bei beiden Geschlechtern Harnwegsinfekte. Glukosurika werden nicht eingesetzt bei bestehender Niereninsuffizienz. 

Weitere Antidiabetika 

Eher selten verordnen Ärzte heute Alpha-Glucosidase-Hemmer. Sie bewirken, dass Stärke im Dünndarm langsamer in Glukose umgewandelt wird, wodurch nach dem Essen weniger Zucker ins Blut gelangt. Auch die Medikamentengruppen Glitazone (Thiazolidendione) und Glinide verschreiben Ärzte seltener. 

Zusätzlich zu oralen Antidiabetika oder Insulin können auch Inkretin-Mimetika (GLP-1-Rezeptor-Agonisten) gespritzt werden. Sie ahmen die Wirkung des körpereigenen Darmhormons Inkretin nach und regen die Bauchspeicheldrüse an, mehr Insulin zu bilden. Als Tabletten sind Inkretin-Mimetika jedoch nicht verfügbar. Bekannte Wirkstoffe sind Exenatid, Liraglutid und Lixisenatid.

Insulintherapie bei Diabetes mellitus Typ 2 

Bei Diabetes Typ 2 versucht die Bauchspeicheldrüse zunächst, die Insulinresistenz zu kompensieren, indem sie größere Mengen Insulin herstellt. Daher ist der Insulinspiegel im Blut anfangs meist sehr hoch. Erst nach vielen Jahren ist die Bauchspeicheldrüse erschöpft und produziert immer weniger Insulin. Irgendwann kommt es zum absoluten Insulinmangel. Tabletten sind dann nicht mehr wirksam und Betroffene müssen Insulin spritzen. Dazu stehen verschiedene Therapiekonzepte zur Verfügung: 

  • Basal unterstützte orale Therapie (BOT): Patienten nehmen eine blutzuckersenkende Tablette ein. Zusätzlich wird ein Verzögerungsinsulin vor dem Schlafengehen gespritzt, das erhöhte Blutzuckerwerte am Morgen verhindert.
  • Konventionelle Insulintherapie (CT): Vor dem Frühstück und vor dem Abendbrot wird eine festgesetzte Dosis Mischinsulin gespritzt. Diese Therapie erfordert einen sehr geregelten Tagesablauf: Feste Essenszeiten mit zusätzlichen Zwischenmahlzeiten sind Pflicht. 
  • Supplementäre Insulintherapie (SIT): Diese Therapie erfolgt in der Regel ergänzend zu oralen Antidiabetika. Patienten spritzen dabei normalerweise vor einer Hauptmahlzeit ein kurzwirkendes Insulin, um einen Blutzuckeranstieg zu vermeiden. Die SIT ist auch bei unregelmäßigem Tagesablauf (z. B. Reisen, Schichtarbeit) geeignet.

Gut geschult 

Vielleicht erleben auch Sie - ebenso wie viele andere Typ-2-Diabetiker - den Wechsel von Tabletten zur Insulinbehandlung als einschneidend. Eine Schulung hilft Ihnen, mit dieser neuen Situation sicher umzugehen. Auch Angehörige können an einer Schulung teilnehmen.