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Wer an Diabetes erkrankt ist, muss jeden Tag zahlreiche kleine und große Entscheidungen treffen, um den Blutzucker so gut wie möglich im Zielbereich zu halten. Je zuversichtlicher und selbstbewusster diese Entscheidungen getroffen werden, desto leichter lebt es sich mit Diabetes. 

Wie man die eigene Krankheit erlebt, hängt nicht nur von der eigenen Persönlichkeit, sondern auch von der Reaktion des Umfeldes ab. Dazu gehört auch, wie Medien über Diabetes berichten und wie Fachkräfte sprechen. 

Sprache schafft Bewusstsein

Unbedachte, abwertende Äußerungen über Diabetes erleben viele Betroffene als verletzend oder verunsichernd, während ein achtsamer Sprachgebrauch heilsam wirken kann. Manche Menschen mit Typ-1- Diabetes fühlen sich aufgrund ihrer Erkrankung ausgegrenzt. 

Unwissenheit bei Nicht-Betroffenen und Vorurteile spielen dabei eine Rolle, beispielsweise "Zuckerkranke haben zu viel Zucker gegessen". Ein offener, wertschätzender Sprachgebrauch und Gesprächsstil kann dieser Stigmatisierung von Diabetes entgegenwirken und hilft Betroffenen, mit ihrer Erkrankung besser zu leben.

Deutsche Fachgesellschaften betreten Neuland

Mit Typ-1-Diabetes ist das Risiko an Depressionen und Angststörungen zu erkranken dreimal höher als ohne Diabetes. Wer erkrankt ist, braucht deshalb ein unterstützendes und einfühlsames Behandlungsteam. Ein bewusster Umgang mit Sprache ist für das Gesundheitssystem kostengünstig, aber für alle Beteiligten von "unschätzbarem" Wert.

Mit vereinten Kräften haben deshalb die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), diabetesDE - Deutsche Diabetes-Hilfe und die Deutsche Diabetes Online Community (#dedoc) gemeinsam das erste deutsche Positionspapier zu Diabetes-sensibler Sprache entwickelt und am Weltdiabetestag veröffentlicht. Sowie bereits in anderen Ländern, enthält es Empfehlungen für medizinische Berufe rund um Diabetes, Forschende und Vorträge bzw. Tagungen.  

#Language matters Diabetes

Genau hier setzt die englischsprachige Bewegung "Language Matters Diabetes" an, denn Betroffenen entwickeln Zuversicht und Selbstvertrauen durch eine wirklich hilfreiche medizinische Versorgung, bei der die Kommunikation eine entscheidende Rolle spielt.

So kann Sprache schwächen:

"Lange geht das aber nicht gut. Sie müssen sich mehr bewegen!", "Ihr Stoffwechsel ist wirklich schlecht eingestellt.", "Wenn Sie weiter so machen, droht Ihnen ein Herzinfarkt, Blindheit oder eine Amputation!", etc.

Mit diese oder vergleichbare Sätze wollen Fachkräfte für Diabetes im besten Fall zu einem gesunden Lebensstil motivieren. Allerdings ähneln die Aussagen mehr Drohungen und begünstigen so ein pessimistisches Denken, was unnötig belastet.

So kann Sprache Mut machen:

"Was halten Sie davon, wenn Sie eine Insulineinheit mehr spritzen?", "Probieren Sie es einfach mal aus, regelmäßig Sport zu treiben.", "Gibt es noch Themen, die ihnen auf dem Herzen liegen?", etc. Diese Formulierungen und eine respektvolle Haltung motivieren ebenfalls, gesünder zu leben, aber auf eine andere Weise. Statt Anweisungen zu geben oder Vorwürfe zu machen, werden mögliche Strategien neutral oder ermutigend dargestellt. 

Diabetes-sensible Sprache kurz & knapp 

Machen Sie sich immer klar, Sie sind Experte bzw. Expertin für Ihre eigene Erkrankung und dies gilt es zu respektieren und zu würdigen. 

  • Schuldzuweisungen, Wertungen und Bewertungen über "Ihren Diabetes" sind nicht in Ordnung - weder von Seiten der Fachkräfte noch von Angehörigen. 
  • Horrorszenarien und Drohungen dürfen Sie zurückweisen und stattdessen medizinisch neutrale Informationen fordern.
  • Fachwörter müssen Sie nicht verstehen können, bestehen sie auf einer verständlichen Sprache im ärztlichen Gespräch.
  • Unabhängig vom Blutzucker steht Ihnen Respekt zu, denn Sie leben mit Diabetes, nicht die anderen.