Hypertrophe Kardiomyopathie -vergrößertes Herz
Großes Herz gleich starkes Herz? Leider nicht. Im Gegenteil: Zu viel Herz kann sogar gefährlich werden. Ein verdickter Herzmuskel, auch hypertrophe Kardiomyopathie genannt, birgt das Risiko eines plötzlichen Herztods. Rechtzeitig erkannt, kann die Erkrankung aber gut behandelt werden.
Mit rund 60 bis 100 Schlägen pro Minute erbringt unser Herz jeden Tag Höchstleistungen. Bei jedem Herzschlag zieht sich der Herzmuskel zusammen und pumpt Blut in die lebenswichtigen Organe des Körpers. Ist der Muskel verdickt, wird der Blutfluss behindert. In den meisten Fällen engt die Muskelmasse dabei die Ausflussbahn der linken Herzkammer ein, sodass das Blut nicht länger ungehindert in die Hauptschlagader fließen kann (hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie).
Unspezifische Anzeichen
Rund 0,2 Prozent der Bevölkerung leiden unter einer Herzmuskelverdickung. Meist ist dabei die linke Herzkammer betroffen. In rund 50 Prozent der Fälle wird die Erkrankung vererbt. Die Beschwerden sind breit gefächert und können bei den Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Achten Sie auf folgende Symptome:
- Sie fühlen sich schwach und allgemein weniger leistungsfähig.
- Sie leiden bereits bei geringer Belastung unter Kurzatmigkeit oder Atemnot.
- Sie spüren ein Engegefühl oder Schmerzen in der Brust.
- Ihnen ist oft schwindelig.
- Sie spüren ein starkes Herzklopfen.
- Eventuell wurden Sie bereits ein- oder mehrmals bewusstlos.
Bei einigen Betroffenen sind die geschilderten Symptome nur sehr gering ausgeprägt, manche haben gar keine offensichtlichen Beschwerden. Unspezifische Symptome wie Schmerzen oder ein Engegefühl in der Brust können außerdem auf eine Koronare Herzkrankheit (KHK) oder andere Erkrankungen des Herzens hinweisen.
Blick auf das Herz
Bei einem ausführlichen Anamnesegespräch wird Ihr Hausarzt Sie zunächst nach Ihren Beschwerden und erblichen Veranlagungen fragen. Anschließend überprüft er Ihre Herztöne mithilfe eines Stethoskops.
Ist eine Erkrankung des Herzens wahrscheinlich, wird er Sie an einen Herzspezialisten, einen sogenannten Kardiologen, überweisen. Dieser kann mithilfe gezielter Untersuchungen beurteilen, ob Ihr Herzmuskel verdickt ist:
- Ein Ruhe-EKG zeichnet auf, ob Ihr Herz gleichmäßig schlägt. Außerdem liefert die Untersuchung Hinweise auf einen verdickten Herzmuskel. Sollten Sie bereits einmal mittels Elektrokardiografie untersucht worden sein, überprüft er die Unterschiede zu den aktuellen Befunden.
- Ein Langzeit-EKG von 24 oder 48 Stunden kann außerdem Aufschluss über mögliche Herzrhythmusstörungen geben.
- Um die genaue Größe Ihres Herzens zu beurteilen und dessen Pumpleistung zu überprüfen, kann Ihr Arzt eine Echokardiografie anordnen.
- Bei einer Herzkatheter-Untersuchung überprüft der Arzt den Zustand Ihrer Herzkranzgefäße, um eine Koronare Herzkrankheit (KHK) auszuschließen. Im Zuge dieses Eingriffs entnimmt er außerdem eine kleine Gewebeprobe des Herzmuskels, die anschließend im Labor untersucht wird.
Gegebenenfalls führt er zur genaueren Beurteilung der Wanddicke der linken Herzkammer eine Magnetresonanztomografie (MRT) durch.
Therapieziel: Herz entlasten
Meist behandelt der Arzt eine verdickte Herzmuskulatur mithilfe von Medikamenten, die Ihr Herz entlasten sollen. Dabei orientiert er sich an den vorliegenden Untersuchungsergebnissen. Entscheidend ist hier vor allem, ob eine obstruktive Form der Erkrankung besteht:
- Im Fall einer nicht-obstruktiven hypertrophen Kardiomyopathie (HNCM) kann der Arzt Medikamente verordnen, die auch bei der Behandlung einer Herzinsuffizienz zum Einsatz kommen, wie zum Beispiel ACE-Hemmer, Betablocker oder Diuretika.
- Liegt die Diagnose einer obstruktiven hypertrophen Kardiomyopathie (HOCM) vor, kommen ebenfalls Betablocker zum Einsatz. Die Dosierung orientiert sich dabei an Ihrem individuellen Krankheitsbild. Sollten Sie Betablocker nicht vertragen oder schlagen diese nicht an, kann Ihr Arzt alternativ die Einnahme eines sogenannten Kalzium-Antagonisten verschreiben. Außerdem sollte auf blutdrucksenkende Medikamente wie Diuretika oder solche, die die Kontraktion des Herzens stimulieren, verzichtet werden.
Eine Operation wird der Arzt nur dann in Erwägung ziehen, wenn die konservativen Therapiemaßnahmen nicht anschlagen. Dabei werden Teile des verdickten Gewebes entfernt (Myektomie), damit das Blut wieder besser fließen kann.
Eine weitere Option, um der Verdickung des Herzmuskels entgegenzuwirken, ist die sogenannte Septumablation. Dabei injiziert der Arzt Alkohol in kleine, arterielle Blutgefäße, die die verdickte Herzscheidewand versorgen. So wird das verdickte Gewebe verödet.
Entwickeln Sie eine Herzinsuffizienz, kann eine Herztransplantation notwendig werden. Ist das Risiko für einen plötzlichen Herztod erhöht, kann der Arzt einen Defibrillator implantieren.
Risiken aktiv vorbeugen
Haben Sie die Diagnose hypertrophe Kardiomyopathie erhalten, sind regelmäßige Check-ups bei Ihrem Arzt essenziell. Sie tragen dazu bei, das Risiko für Komplikationen und Folgeerkrankungen zu minimieren. Nach einer Operation stehen auch Nachuntersuchungen auf dem Programm.
So können Sie selbst Ihr Herz im Alltag unterstützen:
- Moderate Bewegung: Eine Studie der Universität Michigan hat ergeben, dass eine regelmäßige moderate körperliche Aktivität dem Herzen nicht schadet. Sie senken damit sogar das Risiko einer Lifestyle-bedingten Gefäßerkrankung (Artherosklerose). Besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welches körperliche Training für Sie infrage kommt.
- Ausgewogene Ernährung: Ernähren Sie sich möglichst vollwertig und abwechslungsreich. Kleinere, häufigere Mahlzeiten beugen dabei Brustschmerzen und Engegefühl vor.
- Gemäßigter Alkoholkonsum: Genießen Sie Alkohol nur selten und in Maßen. So beugen Sie einem erhöhten Blutdruck vor, der Ihr Herz zusätzlich belastet.
- Therapietreue: Nehmen Sie Ihre Medikamente wie verordnet ein. Haben Sie Fragen oder leiden unter Nebenwirkungen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Er kann Ihnen zum Beispiel ein anderes Präparat verschreiben oder die Dosis anpassen.
- Grippeimpfung: Um einen schweren Krankheitsverlauf oder Folgeinfektionen zu vermeiden, empfehlen Experten, sich regelmäßig gegen Influenza-Viren impfen zu lassen.