Was ist Diphtherie?
Die Diphtherie ist eine Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Corynebacterium diphtheriae verursacht wird. Die Erkrankung kommt weltweit vor, in Europa vor allem in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion. In den 90er Jahren gab es dort durch zu wenige Impfungen einen großen Diphtherieausbruch mit tausenden Todesfällen.
In Deutschland hingegen gibt es seit Mitte der 80er Jahre, wenn überhaupt, nur noch einzelne Erkrankungen. Die Betroffenen haben sich meist bei Auslandsaufenthalten infiziert. Auch in anderen westlichen Ländern kommt die Diphtherie wegen der hohen Impfquote bei Kleinkindern fast nicht mehr vor.
Die meisten Erkrankungen treten im Herbst und Winter auf. Für den Menschen gefährlich ist das Gift (Toxin) des Bakteriums, durch das die typischen Diphtheriesymptome ausgelöst werden.
Wie wird Diphterie von Mensch zu Mensch übertragen?
Die Ansteckung erfolgt vorwiegend über Tröpfcheninfektion. Dabei gelangen die Bakterien durch engen Kontakt beim Husten oder Niesen von Mensch zu Mensch. Auch eine Schmierinfektion über Haut und Gegenstände, die der Erkrankte benutzt hat, ist möglich, allerdings kommt diese seltener als die Tröpfcheninfektion vor. Bei der Hautform der Diphtherie (Hautdiphtherie) kommt vor allem die Schmierinfektion zum Tragen.
Die Zeit von der Ansteckung bis zur Erkrankung dauert zwischen zwei und fünf Tagen, selten bis zu acht Tagen (Inkubationszeit).
Welche Beschwerden treten bei einer Diphtherie auf?
Die häufigste Form der Diphtherie ist die sogenannte Rachendiphtherie. Hierbei handelt es sich um eine örtlich begrenzte Form der Erkrankung, bei der auf den Mandeln und auch im übrigen Nasen-Rachen-Raum grauweißliche Beläge (Pseudomembranen) auftreten, die sehr fest haften. Die Patienten können einen süßlichen Mundgeruch haben. Weitere mögliche Symptome sind blutiger Ausfluss aus der Nase, Fieber, starke Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Bei Befall des Kehlkopfs husten die Erkrankten und sind heiser. Bei starken Schwellungen im Bereich des Halses können die Betroffenen in Luftnot geraten (Krupp).
Wunddiphtherie eher selten
Die Haut- und Wunddiphtherie kann Symptome wie Hautrötungen mit Schmerzen und Schwellungen hervorrufen. Zudem sind oberflächliche, schlecht heilende Geschwüre und Vereiterungen möglich. Meistens entsteht die Hautdiphtherie auf dem Boden von bereits bestehenden Hautwunden oder -veränderungen. Diese Form der Diphtherie kommt überwiegend in den Tropen vor, in der westlichen Welt sind bestimmte Risikogruppen betroffen, etwa Obdachlose, Drogen- oder Alkoholabhängige.
Welche Komplikationen sind gefürchtet?
Bei Diphtherie besteht die Gefahr für schwerwiegende Komplikationen. Die lebensbedrohliche schmerzhafte Schwellung der Halsweichteile inklusive der Lymphknoten und des Kehlkopfs wird als Cäsarenhals bezeichnet. Durch eine Verengung der Atemwege kann es zu Luftnot bis hin zu Erstickungsanfällen kommen.
Gefährliche Herzmuskelentzündung
Nimmt die Diphtherie einen sehr schweren Verlauf mit heftigem Krankheitsgefühl und hohem Fieber bis hin zum Schock, wird dies als toxische Diphtherie bezeichnet. Es kann zu einer Herzmuskelentzündung mit Herzrasen und Herzrhythmusstörungen kommen. Noch Wochen nach der Erkrankung besteht die Gefahr für einen plötzlichen Herzstillstand, in vielen Fällen erholt sich das Herz jedoch vollständig.
Auch eine Schädigung der Nerven ist möglich, betroffen sind dann vor allem die Nerven des Kopfes, wodurch Seh- und Schluckstörungen auftreten können. Weitere seltene Komplikationen sind zum Beispiel Nierenversagen, Hirnentzündungen (Enzephalitis) oder Lungenembolie.
Die Diphtherie kann in etwa fünf bis zehn Prozent der Fälle tödlich verlaufen, häufig sind eine starke Verengung der Atemwege oder eine Herzmuskelentzündung die Ursache. Bei einer unbehandelten Diphtherie steigt die Sterblichkeit unter Umständen auf bis zu 25 Prozent an.
Wie wird die Erkrankung diagnostiziert?
Die typischen grauweißlichen Beläge auf Mandeln und Rachenhinterwand zusammen mit den anderen Beschwerden des Patienten lassen den untersuchenden Arzt an eine Diphtherie denken. Durch die Analyse des Rachenabstrichs kann nach wenigen Tagen das Diphtherie-Bakterium nachgewiesen werden. In den isolierten Erregern lässt sich dann ebenfalls das gefährliche Diphtherie-Toxin nachweisen.
Wie behandelt man eine Diphtherie?
Besteht der Verdacht auf eine Diphtherie, sollte die Therapie unverzüglich beginnen. Hierzu erhält der Betroffene ein Gegengift (Antitoxin), das das bereits gebildete Diphtheriegift bindet und neutralisiert. Das Antitoxin stammt aus dem Blut von Pferden und wird in den Muskel oder eine Vene gespritzt. Allergische Reaktionen sind möglich, da das Gegengift ein für den menschlichen Körper fremdes Eiweiß ist. Möglicherweise führt der Arzt deshalb vor Injektion des Antitoxins Allergietests oft in Form von Hauttests durch. Neben der Gabe des Gegengifts ist eine Therapie mit Antibiotika notwendig, um die Bakterien zu beseitigen und die weitere Produktion des Diphtheriegifts zu verhindern. Bis zu einer Woche nach Beginn der Antibiotikatherapie ist der Betroffene infektiös.
Laut Infektionsschutzgesetz sind in Deutschland der Krankheitsverdacht, die Erkrankung und der Tod an Diphtherie namentlich vom Arzt an das zuständige Gesundheitsamt zu melden.
Nicht selten erfolgt die Behandlung einer Diphtherie im Krankenhaus, gegebenenfalls auf einer Intensivstation. Die Atmung des Patienten kann deutlich behindert sein, wenn die Schleimhaut der Luftröhre entzündlich angeschwollen ist. Dann wird eine frühzeitige maschinelle Beatmung nötig, wozu der Betroffene in ein künstliches Koma versetzt wird.
Bei einem unkomplizierten Verlauf sind die Aussichten auf eine vollständige Heilung ohne bleibende Schäden gut.
Wie kann man sich vor einer Diphtherie schützen?
Der wichtigste Schutz vor Diphtherie ist die Impfung. Seit Einführung der Diphtherie-Impfung 1955 ist die Erkrankung in Deutschland selten geworden. Nach der Grundimmunisierung erfolgt im Erwachsenenalter alle zehn Jahre eine Auffrischimpfung.
Die Impfung gegen Diphtherie wird in der Regel in Kombination mit der gegen Tetanus durchgeführt. Es gibt auch eine Kombinationsimpfung, die neben Tetanus und Diphtherie auch vor Keuchhusten (Pertussis) schützt. Noch nicht geimpfte Erwachsene oder Personen mit fehlendem Impfnachweis erhalten zwei Impfungen im Abstand von vier bis acht Wochen und eine dritte Impfung sechs Monate nach der zweiten.
Regelmäßige Auffrischimpfungen wichtig
Auffrischimpfungen sind spätestens alle zehn Jahre notwendig, um eine Diphtherie zu vermeiden. Trotz einer Impfquote von über 97 Prozent bei Kleinkindern fehlt leider etwa der Hälfte der Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen und einem Drittel aller Erwachsenen ein ausreichender Impfschutz.
Kranke isolieren
Um die Umgebung vor einer Ansteckung mit Diphtherie zu schützen, sollte ein Erkrankter zügig isoliert werden. Kontaktpersonen, die nicht über einen ausreichenden Impfschutz verfügen, müssen sich umgehend einer Auffrischimpfung unterziehen. Auch bei ihnen wird ein Rachenabstrich untersucht sowie eine Therapie mit einem Antibiotikum vorgenommen.