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Im Fall der Trigeminusneuralgie ist der sogenannte Trigeminusnerv betroffen. Er entspringt dem Hirnstamm und verläuft auf beiden Gesichtsseiten weit verzweigt über Stirn, Wangen und Kiefer. Eine seiner Hauptaufgaben ist es, Berührungen auf der Gesichtshaut wahrzunehmen und an das Gehirn weiterzuleiten.

Symptome

Bei einer Trigeminusneuralgie gelangen aufgrund einer Nervenschädigung verfälschte Informationen ins Gehirn: So können schon leichte Reize wie Zähneputzen, ein kühler Luftzug oder Kaubewegungen Auslöser für die charakteristischen extremen Schmerzattacken sein. 

  • Die Schmerzattacken dauern in der Regel nur Sekundenbruchteile, in Ausnahmefällen jedoch bis zu zwei Minuten lang an. Sie sind häufig durch Krämpfe der Gesichtsmuskulatur begleitet und verursachen eine Rötung der betroffenen Gesichtspartie.
  • Je nach Krankheitsbild treten die Anfälle einmalig auf oder wiederholen sich für mehrere Wochen bis Monate salvenartig bis zu 100 Mal täglich. In vielen Fällen nimmt die Intensität der Schmerzen dabei schrittweise zu. Zusätzlich kann sich ein dumpfer Dauerschmerz einstellen.
  • Anfallsphasen werden häufig durch beschwerdefreie Zeitintervalle von mehreren Wochen bis Monaten unterbrochen. Die symptomfreien Zeiträume können sich im Verlauf der Erkrankung jedoch verkürzen.

Schmerz schlägt auf die Psyche

Die extremen und kaum vorhersehbaren Schmerzen einer Trigeminusneuralgie verursachen einen enormen Leidensdruck bei den Betroffenen. Holen Sie sich Hilfe: Ein Psychotherapeut kann Sie dabei unterstützen, mit den Symptomen im Alltag besser umzugehen. Darüber hinaus können beispielsweise gezielte Übungen zur progressiven Muskelentspannung hilfreich sein, um Stress abzubauen.

Diagnose

In Deutschland erkranken jährlich etwa fünf bis zehn von 100.000 Menschen an einer Trigeminusneuralgie - in der Regel zwischen dem 70. und 80. Lebensjahr. Dabei erlaubt das typische Schmerzbild in der Regel eine zügige und sichere Diagnose. Eine Magnetresonanztomografie und verschiedene neurologische Tests dienen im Anschluss dazu, Art und Ursache der Erkrankung zu bestimmen:

Klassische Trigeminusneuralgie

Diese Form der Neuralgie kann entstehen, wenn ein Blutgefäß des Gehirns den Trigeminusnerv komprimiert und damit seine Schutzhülle beschädigt. So können Kurzschlüsse innerhalb des Nervs stattfinden und die charakteristischen Schmerzattacken auslösen.

Symptomatische Trigeminusneuralgie

Bei dieser Neuralgieform handelt es sich um das Symptom einer anderen Erkrankung: In seltenen Fällen kann ein Hirntumor oder eine degenerative Nervenerkrankung wie die Multiple Sklerose  den Trigeminusnerv schädigen und eine Neuralgie auslösen. Hier richtet sich die Behandlung nach dem Auslöser.

Therapie der klassischen Trigeminusneuralgie

Keine Therapie in Eigenregie:

Herkömmliche, frei verkäufliche Schmerzmittel wie die Acetylsalicylsäure (ASS) oder Diclofenac sind bei einer Trigeminusneuralgie wirkungslos. Wenden Sie sich mit Ihren Beschwerden unbedingt an einen Neurologen.

Medikamentös

Ihr Neurologe empfiehlt Ihnen in der Regel zunächst eine Therapie mit sogenannten Antikonvulsiva. Diese Medikamente hemmen die Aktivität des Trigeminusnervs und können so die Symptome einer Neuralgie lindern. Häufig ist es dabei sinnvoll, die Dosierung des Medikaments langsam zu steigern: So kann die für Sie optimale Menge schrittweise ermittelt und etwaige Nebenwirkungen minimiert werden.

Chirurgisch

Erst wenn eine medikamentöse Behandlung keine ausreichende Wirkung zeigt oder starke Nebenwirkungen verursacht, kommt eine operative Therapie infrage. Ein Neurochirurg wird Sie umfassend zu allen Optionen aufklären und Ihnen die für Sie geeignetste Vorgehensweise empfehlen:

  • In vielen Fällen ist eine mikrovaskuläre Dekompression des Trigeminusnervs sinnvoll. Dabei wird der Nerv durch eine Kunststoffmembran vom problematischen Blutgefäß "abgepolstert" und kann seine Schutzhülle regenerieren.
  • Bei perkutanen Operationsverfahren führt Ihr Neurochirurg eine Kanüle minimalinvasiv zu einer bestimmten Schaltstelle des Trigeminusnervs vor, um diese gezielt stillzulegen: So gelangen im Optimalfall keine falschen Schmerzsignale mehr zum Hirn und die Attacken lassen nach. Bei dieser Methode werden vor allem thermische Reize angewandt - entsprechend ist die Rede von Thermokoagulation.
  • Die ganglionäre lokale Opioidanalgesie wird ebenfalls minimalinvasiv durchgeführt: In mehreren Sitzungen bringt Ihr Neurochirurg dabei mit einer Kanüle ein Morphiumpräparat im Gewebe um die Trigeminus-Schaltstelle ein, um diese langfristig zu betäuben.
  • Eine weitere schonende Therapiemöglichkeit ist die Radiochirurgie: Mit einem sogenannten Gamma-Knife oder Linearbeschleuniger können einzelne Teilbereiche des Nervs so gezielt bestrahlt werden, dass keine Schmerzimpulse mehr an das Gehirn weitergeleitet werden können.