Mit Krankenhauskeimen angesteckt, das falsche Knie operiert, OP-Instrumente im Bauchraum vergessen - Geschichten über den berüchtigten Kunstfehler kennen wir fast alle. Allerdings: Die Qualität der Gesundheitsversorgung ist in Deutschland sehr hoch. Kritische Ereignisse sind tatsächlich eher selten und Behandlungen verlaufen normalerweise erfolgreich. 

Dennoch zeigen aktuelle Studien, dass Fehler drastische Folgen für betroffene Patient:innen haben können. Etwa jeder zwanzigste Todesfall in einer Klinik ist auf einen Behandlungsfehler zurückzuführen. Fachleute schätzen, dass in Kliniken jährlich ein bis zwei Millionen sogenannter unerwünschter Ereignisse vorkommen, wovon schätzungsweise 400.000 bis 800.000 vermeidbar gewesen wären. Auch in der ambulanten Versorgung kommen Patient:innen beispielsweise durch Fehldiagnosen, falsche Medikation oder mangelnde ärztliche Aufklärung zu Schaden. 

Wo, wie und warum passieren Behandlungsfehler? Dies sind einige typische Beispiele:

  • Fehlerhafte Medikation: Der Arzt oder die Ärztin verordnet versehentlich eine überhöhte/zu niedrige Dosierung eines Medikaments oder ein ganz falsches Medikament.
  • Therapie-assoziierte Infektionen: Infektionen mit sogenannten Krankenhauskeimen  können z. B. auftreten, wenn die Hygieneregeln nicht lückenlos eingehalten werden.
  • Druckgeschwüre (Dekubitus): Sie kommen in der ambulanten Pflege häufig vor, z. B. wenn Pflegekräfte die Patient:innen nicht regelmäßig umlagern.
  • Stürze: Gelten als Behandlungsfehler, wenn (z. B. durch Kreislaufsymptome) sturzgefährdete Patient:innen nicht ausreichend unterstützt oder gesichert werden.
  • Diagnosefehler: Der Arzt oder die Ärztin verkennt bspw. eindeutige Symptome eines Schlaganfalls wie Sprachstörungen oder Taubheitsgefühl in der rechten Hand und leitet nicht sofort die notwendige Behandlung ein. 
  • Kommunikationsprobleme: Patient:innen werden vom medizinischen Personal bspw. unzureichend über mögliche Risiken eines Eingriffs aufgeklärt.
  • Maßnahmen ohne Nutzen (Überversorgung): Eine bestimmte Behandlung, etwa eine Operation, wird durchgeführt, obwohl sie gar nicht notwendig ist.

Jeder Vierte vermu­tet, Behand­lungs­fehler erlebt zu haben

 TK-Infografik: Jeder Vierte vermutet, Behandlungsfehler erlebt zu haben. Quelle: TK-Monitor Patientensicherheit 2020 Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Der TK-Monitor Patientensicherheit hat erhoben, wie sicher sich Patientinnen und Patienten bei Behandlungen fühlen. Ein Ergebnis: Jeder Vierte vermutet bereits einen Behandlungsfehler erlebt zu haben.

Was Patientensicherheit bedeutet

Die klassische Definition von Patientensicherheit ist die "Abwesenheit unerwünschter Ereignisse". Klingt logisch, greift aber oft zu kurz. Denn sobald eine Einrichtung ihre Ereignisse akkurat dokumentiert, steigt auch die Zahl der festgestellten Fehler. Kümmert sich umgekehrt eine Klinik oder Praxis gar nicht um ihre Behandlungsfehler, wird sie auch weniger oder gar keine verzeichnen - und würde dann paradoxerweise als sicher gelten. 

Lernen aus Fehlern

Das Aktionsbündnis Patientensicherheit - APS, in dem sich die TK engagiert, definiert Patientensicherheit deshalb als die Kompetenz, eine innovative Sicherheitskultur aufzubauen - Lernen aus Fehlern ist hier das Stichwort. Dieser Aufgabe haben sich die meisten Akteure, angefangen von Kliniken über ambulante Praxen, Pflegedienste und Apotheken bis hin zu den Krankenkassen und Behörden, verschrieben. Sie analysieren kritische Ereignisse und leiten daraus geeignete Maßnahmen ab, um Fehler zu vermeiden. So haben viele Versorger bereits wichtige Fortschritte erarbeitet:

  • Eigens ausgebildete Patientensicherheitsbeauftragte: Sie entwickeln die Sicherheitskultur bei Kliniken, Arztpraxen und Krankenkassen und implementieren Verbesserungsmaßnahmen. 
  • Präventivmaßnahmen: Im OP sorgen Patientenidentifikation (z. B. über ein spezielles Armband), Markierung des Eingriffsortes sowie postoperative Zählkontrolle der Instrumente für sichere Eingriffe.
  • Messung der Patientensicherheitskultur: Umfassende Befragungen (z. B. Monitor Patientensicherheit der TK) von Patient:innen und/oder Gesundheitspersonal messen die Sicherheitskultur, um Verbesserungsmaßnahmen ableiten zu können.
  • Fehlermelde- und Berichtssysteme:  Das Gesundheitspersonal kann anonym positive und negative Ereignisse melden, die zur Erhöhung der Patientensicherheit beitragen.
  • Digitalisierung: Computerassistierte Chirurgie (z. B. die Erstellung von 3D-Modellen für den Eingriff) oder moderne Krankenhausinformationssysteme können Risiken minimieren.

Gemeinsam mehr erreichen: Helfen Sie mit!

Klar ist: Fehler passieren. Das Ziel ist vor allem, vermeidbare Schäden zu identifizieren und angemessene Lösungen zu finden. Wenn sich alle Beteiligten kontinuierlich engagieren, kann es gelingen, die Patientensicherheit maßgeblich zu verbessern. Auch Sie selbst können dazu beitragen: Informieren Sie sich oder Ihre Angehörigen zum Beispiel vor einem Krankenhausaufenthalt über häufige Risiken und wie Sie diesen vorbeugen können. Bereiten Sie sich auf ein Arztgespräch vor und haben Sie Mut, mitzudenken und nachzuhaken.

Vor allem Ihre persönlichen Erfahrungen sind von unschätzbarem Wert. So zeigt der TK-Monitor Patientensicherheit , dass 24 Prozent aller TK-Versicherten vermuten, bereits selbst einen Behandlungsfehler erlebt zu haben - doch nur ein Drittel von ihnen meldeten ihre Vermutung. Sprechen Sie bei Verdacht auf einen Behandlungsfehler stets Ihre TK an. Teilen Sie auch Ihre persönlichen Erfahrungen in der Corona-Pandemie.  Dafür steht Ihnen die Internetseite des Berichtssystems CIRS Health Care zur Verfügung. 

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