Digital Detox - Wer hat Angst vorm Offline-Modus?
Digitale Medien bereichern unser Leben. Sie führen aber auch zu Stress und halten uns von wichtigen Dingen ab. Wenn Sie, wie die Mehrheit der Deutschen, Ihr Smartphone auch ständig bei sich tragen, kennen Sie das wahrscheinlich aus eigener Erfahrung. Digital Detox ist ein Trend gegen die mediale Dauerberieselung.
Haben Sie Digital Detox auch schon probiert und regelmäßig für einige Stunden pro Tag auf die Nutzung von Smartphones, Tablets und Konsorten verzichtet? Wenn ja, ist das eine kluge Entscheidung, meint der Neurowissenschaftler Dr. Volker Busch.
Das Gehirn braucht Ruhepausen
Busch hält Medienkonsum per se zwar nicht für schädlich. Allerdings braucht das Gehirn Ruhezeiten, um all die Informationen und Eindrücke zu verarbeiten, Gelerntes zu konsolidieren, neue Verknüpfungen zu bilden und Unnützes zu löschen. Und hier beginnt das Problem: Wenn ständig das Smartphone dazwischen funkt und uns mit neuen Reizen überflutet, fehlt dem Gehirn die Möglichkeit zur Regeneration. Es steht unter Daueranspannung - und wir fühlen uns gestresst.
"Es gibt viele Menschen, die Offline-Phasen innerlich nicht mehr aushalten und dann wie bei einem Entzug auf das Handy zugreifen", sagt Busch. "Daran erkennen Sie, dass bestimmte Dosisgrenzen überschritten sind."
Viele halten die Offline-Phasen innerlich nicht mehr aus und greifen dann wie bei einem Entzug zum Handy.
Die Konzentrationsfähigkeit sinkt dauerhaft
Besonders problematisch wird es, wenn mehrere Medien gleichzeitig genutzt werden, also etwa während eines Films gechattet und Nachrichten gelesen werden. Durch das ständige Hin- und Herspringen kommt es dem Neurowissenschaftler zufolge zu einem Verlust der Arbeits- und Genusstiefe. Die ist essentiell, um eine Arbeit richtig gut zu machen, aber auch um kreativ und entspannt zu sein. Fehlt diese Tiefe und werden Reize nur noch oberflächlich verarbeitet, sinken Konzentrationsfähigkeit und Aufmerksamkeit dauerhaft.
Mehr Zeit und innere Ruhe
Umso wichtiger ist es, regelmäßig offline zu gehen. Menschen, denen das gelingt, berichten von mehr Zeit für sich selbst und die Familie, neuen Sinneseindrücken, mehr innerer Ruhe und größerer Zufriedenheit. Der Effekt ist besonders stark, wenn man generell für einige Zeit auf digitale Geräte verzichtet und sich nicht nur auf weniger Social Media-Konsum beschränkt, so eine US-Studie der Psychologinnen Laura Walsh und Sonia Lyubomirski und ihrem Team aus dem Jahr 2021.
Umsonst ist der Gewinn allerdings nicht. Das Abschalten kostet erst einmal ganz schön viel Überwindung. Trotzdem gewinnt Digital Detox gerade immer mehr Anhänger.