Heilpflanzen kommen unter anderem als Tee, Kapseln oder Cremes zum Einsatz. Welche Pflanzenteile verwendet werden und wie sie welche gesundheitlichen Beschwerden lindern können. 

Bärentraubenblätter

Synonyme

Arctostaphylos uva-ursi, Mehlbeere, Moosbeere, Sandbeere, Wilder Buchsbaum, Wolfstraube

Vorkommen

Die Bärentraube kommt auf der gesamten nördlichen Erdhalbkugel vor. Der Zwergstrauch wächst vor allem in höheren Lagen.

Verwendete Pflanzenteile

Getrocknete Blätter

Wirkstoffe

Leitsubstanzen (hauptsächlich wirksamkeitsbestimmend):

  • Arbutin

Sonstige:

  • Weitere Phenolglykoside
  • Gerbstoffe
  • Flavonoide 

Darreichungsformen

Tee, Lösung (Tropfen), Dragées, Tabletten

Wirkungen

Antibakteriell

Anwendungsgebiete

Entzündliche Erkrankungen der ableitenden Harnwege

Dosierungen

  • Tagesdosis: 400 bis 840 Milligramm Arbutin pro Tag, auf vier Dosen verteilt
  • Tee (bis zu viermal täglich): 2,5 Gramm der pulverisierten getrockneten Bärentraubenblätter mit circa 150 Milliliter kochendem Wasser übergießen und 15 Minuten ziehen lassen. Zur Herstellung eines Kaltwasserauszuges, der eventuell besser magenverträglich ist, mit kaltem Wasser übergießen und sechs bis zwölf Stunden ziehen lassen
  • Lösung oder Dragees: siehe Packungsbeilage 

Nebenwirkungen

  • Gelegentlich Magenbeschwerden, Übelkeit und Erbrechen
  • Möglicherweise leichte grünlich-braune Verfärbung des Urins
  • Bei langfristiger Einnahme Gefahr von Leberschäden 

Anwendungsbeschränkungen

Für die Anwendung von Bärentraubenblättern bei Schwangeren, stillenden Müttern und Kindern und Jugendlichen unter achtzehn Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Daher dürfen vor allem schwangere und stillende Frauen Bärentraubenblätter nicht anwenden.

Hinweise

Die Anwendung von Bärentraubenblättern sollte ohne ärztlichen Rat nicht länger als eine Woche und höchstens fünfmal pro Jahr erfolgen.

Für eine effektive Therapie wird empfohlen, große Mengen Flüssigkeit (mindestens zwei Liter pro Tag) zu trinken, um vorhandene Keime aus der Blase zu spülen.

Bleiben die Beschwerden länger als vier Tage bestehen, verschlimmern sie sich oder treten Fieber, Harnverhalt, Krämpfe, Blut im Urin oder Nierenschmerzen auf, ist umgehend ein Arzt aufzusuchen.

Bewertung

Positive Monografien der Kommission E, einem Gremium des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), und der ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) liegen vor.

Bärentraubenblätterhaltige Arzneimittel sollten auf einen bestimmten Gehalt an der Leitsubstanz (Arbutin) normiert sein.

Wässrige Extrakte sind eher traditionell begründet (Tee) und können in der Wirkqualität nicht mit den alkoholischen Extrakten gleichgesetzt werden. Vermutlich sind mehrere Substanzklassen erst im Gesamtextrakt für die Wirkung verantwortlich.

In der Volksheilkunde finden sich zahlreiche weitere Anwendungsgebiete mit Kombinationen aus Bärentraubenblättern und anderen Arzneipflanzen, bei denen es sich um verschiedenste Erkrankungen der Harnwege handelt. Für diese Anwendungen fehlen jedoch wissenschaftliche Belege.

Baldrian

Synonyme

Valeriana officinalis, Europäischer Baldrian

Vorkommen

Baldrian wächst in Europa und in den gemäßigten Zonen Asiens. Die Pflanze wird 50 bis 100 Zentimeter hoch und blüht von Juli bis September mit zahlreichen kleinen hellrosa bis weißen Blüten.

Verwendete Pflanzenteile

Getrocknete Wurzel, wässrige und wässrig-alkoholische Extrakte, meist hergestellt mit 70-prozentigem Alkohol, Droge-Extrakt-Verhältnis (DEV) von 3 bis zu 6:1

Wirkstoffe

Leitsubstanzen (hauptsächlich wirksamkeitsbestimmend):

  • Sesquiterpensäuren (Valerensäure, Acetoxyvalerensäure)

Sonstige:

  • Iridoide, Mono- und Sesquiterpene, Mono- und Dipoxylignane, Flavonoide, Phenolcarbonsäuren, Aminosäuren, Alkaloide, freie Fettsäuren, Kohlenhydrate 

Darreichungsformen

Tee, Tropfen, Säfte, Dragees, Filmtabletten, Bäder

Achtung: Tee und wässrige Extrakte enthalten nicht alle Wirkstoffe

Wirkungen

  • Angstlösend
  • Zentral muskelrelaxierend, krampflösend
  • Schwach sedierend (beruhigend)
  • Schlafbereitschaft fördernd
  • Verbesserung der Schlafqualität, Verringerung der Durchschlafstörungen 

Anwendungsgebiete

  • Unruhezustände und nervös bedingte Einschlafstörungen, kann nach zwei- bis vierwöchiger Einnahme zu einem physiologischen Schlaf zurückführen
  • Nervös bedingte Schmerzen im Magen-Darm-Bereich
  • In Kombination mit Hopfen auch bei Angstzuständen 

Dosierungen

  • Tee: zwei bis drei Gramm getrocknete Wurzel mehrmals täglich; bei Einschlafstörungen eine halbe Stunde vor dem Schlafengehen
  • Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage 

Nebenwirkungen

Bei Anwendung hoher Dosierungen in seltenen Fällen Kopfschmerzen und Magen-Darm-Beschwerden

Anwendungsbeschränkungen

Für eine Anwendung bei schwangeren oder stillenden Frauen sowie bei Kindern unter zwölf Jahren liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Daher sollte Baldrian bei diesen Personen nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt zur Anwendung kommen.

Hinweise

Die Wirkung tritt in der Regel erst nach einer Therapiedauer von fünf bis vierzehn Tagen ein. Baldrian eignet sich daher nicht als schnelles Beruhigungs- oder Schlafmittel. Die Einnahme bis zu zwei Stunden vor dem Autofahren wird nicht empfohlen. Die Wirkung von Baldrian wird möglicherweise durch Alkohol gesteigert.

Bei Anwendung zu niedriger Dosierungen von Baldrian, zum Beispiel zehn Tropfen auf einem Zuckerstück, kann es zu entgegengesetzten Effekten kommen.

Bei andauernden Schlafstörungen und nervöser Unruhe sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden.

Bewertung

Positive Monografien der Kommission E, einem Gremium des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), und der ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) liegen vor.

Baldrianhaltige Arzneimittel sollten auf einen bestimmten Gehalt an den Leitsubstanzen standardisiert sein.

Wässrige Extrakte sind eher traditionell begründet (Tee) und können in der Wirkqualität nicht mit den alkoholischen Extrakten gleichgesetzt werden. Die wirksamkeitsbestimmenden Substanzen sind nicht eindeutig ermittelt. Vermutlich sind mehrere Substanzklassen erst im Gesamtextrakt für die Wirkung verantwortlich.

Baldrian wird häufig mit anderen beruhigend wirkenden Arzneipflanzen (zum Beispiel Melisse, Hopfen) kombiniert. Auch diese Pflanzen werden bei Unruhezuständen und Schlafstörungen eingesetzt.

Präparate aus indischem oder mexikanischem Baldrian sollten aufgrund möglicher krebserregender Wirkungen nicht verwendet werden.

Echinacea

Synonyme

Purpurfarbener Sonnenhut: Echinacea purpurea (L.) Moench
Blasser Sonnenhut: Echinacea pallida Nutt

Vorkommen

Der Sonnenhut kommt ursprünglich aus Amerika. Heute wird Echinacea vor allem zur "Steigerung der Abwehrkräfte" eingesetzt.

Verwendete Bestandteile

Zur Blütezeit geerntete oberirdische Pflanzenbestandteile des purpurfarbenen Sonnenhuts oder Wurzeln des blassen Sonnenhuts, seltener auch des purpurfarbenen Sonnenhuts

Inhaltsstoffe

  • Purpurfarbener Sonnenhut (Kraut und Wurzel): Polysaccharide, Kaffeesäurederivate, Alkamide, Polyacetylene, ätherisches Öl
  • Blasser Sonnenhut (Wurzel): Polysaccharide, Kaffeesäurederivate, Ketoalkene und Ketoalkine, ätherisches Öl 

Wirkung

  • Steigerung der körpereigenen Immunabwehr
  • Das Bakterienwachstum und Viren bekämpfend
  • Unterstützend zur Behandlung von Erkältungskrankheiten 

Darreichungsform

Frischpflanzenpresssaft, Extrakte in Tabletten und Dragees, Tinktur in Tabletten und Tropfen

Anwendung

  • Purpur-Sonnenhut-Kraut: innerlich zur unterstützenden Behandlung wiederkehrender Infekte im Bereich der Atemwege und der ableitenden Harnwege; äußerlich bei schlecht heilenden, oberflächlichen Wunden
  • Purpur-Sonnenhut-Wurzel: innerlich zur unterstützenden Behandlung wiederkehrender Infekte im Bereich der Atemwege und der ableitenden Harnwege
  • Blasser Sonnenhut-Wurzel: Zur unterstützenden Therapie grippeartiger Infekte, zur unterstützenden Behandlung und zur Vorbeugung vor wiederkehrenden Infekten der oberen Atemwege 

Dosierung

Sonnenhut sollte nur in Form von Fertigarzneimitteln zur Anwendung kommen; Dosierung laut Packungsbeilage

Nebenwirkungen

Allergische Reaktionen mit teilweise lebensbedrohlichen Verläufen

Gegenanzeigen

Personen mit Allergien gegen Korbblütler müssen Sonnenhut-Zubereitungen meiden. Auch Personen mit schweren inneren Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Immunschwächeerkrankungen oder einer Behandlung, die das Immunsystem unterdrückt, dürfen Sonnenhut-Präparate nicht anwenden.

Warnung

Laut Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ist unklar, ob Echinacea-Extrakte Erkältungen verhindern können. Einige Präparate können aber möglicherweise ihre Dauer und Schwere begrenzen.

Die im Handel erhältlichen Echinacea-Präparate unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung und in der Verarbeitung der Pflanzenbestandteile. Daher kann es sein, dass nicht alle Präparate dieselbe Wirkung erzielen wie die wenigen, die in Studien getestet wurden.

Für die Anwendung während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern unter zwölf Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Stillende Mütter dürfen keine sonnenhuthaltige Salbe für die Brustpflege verwenden.

Ginkgo

Synonyme

Ginkgo biloba L., Fächerblattbaum

Vorkommen

Der bis zu 40 Meter hohe Baum besitzt weit ausladende Äste mit fächerförmigen grünen Blättern. Er kann bis zu 2.000 Jahre alt werden. Die Früchte sind pflaumenartig und sehr giftig! Der Ginkgo-Baum ist in Japan und China beheimatet, wird aber in Europa kultiviert.

Verwendete Bestandteile

Getrocknete Pflanzenblätter

Inhaltsstoffe

Flavoniode, Diterpenlaktone, Glykoside, Bilobalid, Ginkgolsäuren

Darreichungsform

Extrakte, zerkleinerte Ginkgoblätter

Dosierung

  • Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage
  • Tee: In Ginkgotees wird die wirksame Dosis nicht erreicht. Zudem ist die Konzentration an schädlichen Ginkgolsäuren nicht kontrolliert. Deshalb ist davon abzuraten, Ginkgo-Tees zu trinken. 

Anwendung

  • Demenzielles Syndrom mit Gedächtnisstörungen, Konzentrationsstörungen, depressiver Verstimmung, Kopfschmerzen, Ohrensausen, Schwindel; nach Ausschluss einer anderen Erkrankung mit speziellen Behandlungsmöglichkeiten  
  • Schwindel, Ohrgeräusche (Tinnitus)
  • Verlängerung der Gehstrecke bei peripherer arterieller Verschlusskrankheit 

Nebenwirkungen

Sehr selten: leichte Magen-Darm-Beschwerden, Kopfschmerzen, allergische Hautreaktionen.

Bei Langzeitanwendung sind in Einzelfällen Blutungen aufgetreten.

Hinweise

Ginkgo-Zubereitungen sollten nicht zusammen mit blutgerinnungshemmenden Medikamenten eingenommen werden.

Ginkgo-Zubereitungen dürfen wegen des erhöhten Blutungsrisikos während der Schwangerschaft nicht ohne Rücksprache mit dem Arzt angewendet werden. Auch stillende Frauen sollten sie nicht anwenden, weil keine Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vorliegen.

Warnung

Die Früchte sind hoch giftig und dürfen in keinem Fall verwendet werden.

Laut Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) sind die Studienergebnisse zur Wirksamkeit von Ginkgo-Präparaten bei Tinnitus widersprüchlich. Noch sei unklar, ob sie Tinnitus-Beschwerden deutlich lindern können. Die Verordnung von Ginkgo-Präparaten bei Tinnitus wird daher nicht empfohlen.

Laut Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Neurologie gibt es keine überzeugenden Belege für die Wirksamkeit ginkgohaltiger Präparate. Daher werden sie nicht empfohlen.

Hamamelis

Synonyme

Hamamelis virginiana, Hexenhasel, Virginische Zaubernuss

Vorkommen

Die Hamamelis ist ein Busch, der in Ostasien und auf dem amerikanischen Kontinent beheimatet ist. 1736 wurde die Hamamelis nach England eingeführt. In Mitteleuropa wächst sie häufig in Gärten und Parkanlagen.

Verwendete Pflanzenteile

Blätter, Rinde

Es werden verschiedene durch Extraktion und Destillation hergestellte Zubereitungen verwendet.

Wirkstoffe

Gerbstoffe (Hamamelitannin, Gallotannine), aliphatische Alkohole, Aldehyde, Ketone und Ester, flüchtige Terpene, flüchtige Phenylpropanoide (nur in der Rinde).

Das sogenannte Hamameliswasser enthält keine Gerbstoffe, denn diese gehen bei der Destillation nicht ins Destillat über.

Darreichungsformen

  • Äußerlich: Lösung, Creme, Salbe, Augentropfen
  • Innerlich: Zäpfchen 

Wirkungen

  • Adstringierend (gewebezusammenziehend)
  • Entzündungshemmend
  • Antiviral
  • Lokal blutstillend 

Anwendungsgebiete

  • Blätter: äußerlich bei leichten Hautverletzungen, lokalen Entzündungen der Haut und Schleimhäute, Hämorrhoiden, Krampfaderbeschwerden, Blutergüssen, Verstauchungen, Neurodermitis, schweren Beinen; innerlich bei Krampfaderbeschwerden und Hämorrhoiden. Zulassung: bei Juckreiz, Nässen und Brennen bei Hämorrhoiden Grad I und II sowie bei Schleimhautentzündungen im Analbereich.
  • Rinde: äußerlich bei leichten Hautverletzungen, lokalen Entzündungen der Haut und Mundschleimhaut, Hämorrhoiden, Krampfaderbeschwerden; innerlich bei Durchfallerkrankungen. Zulassung: bei Juckreiz, Brennen, leichten Blutungen bei Hämorrhoiden Grad I und II, Entzündungen der Schleimhaut im Bereich des Darmausgangs.
  • Hamameliswasser: äußerlich bei Blutergüssen, Hautreizungen, Sonnenbrand, Insektenstichen und Hämorrhoiden, leichten Haut- und Schleimhautentzündungen. Zulassung: Cremes bei oberflächlichen Hautverletzungen, lokalen Entzündungen der Haut und Schleimhäute; Salben bei oberflächlichen Hautverletzungen, lokalen Entzündungen der Haut und Schleimhäute, Hämorrhoiden im Anfangsstadien (Grad I u. II). 

Dosierungen

  • Umschläge: Teeaufguss mit Hamamelisblättern und -rinde verwenden, Umschläge und Spülungen dreimal täglich; Tagesdosis: zwei bis zehn Gramm
  • Hamameliswasser nur als Fertigarzneimittel anwenden, Dosierung: siehe Packungsbeilage; Gurgellösung/Mundspülung: zwei bis vier Gramm Blätter oder Rinde auf 250 Milliliter siedendes Wasser
  • Fertigpräparate: siehe Packungsbeilage 

Nebenwirkungen

Selten allergische Reaktionen

Anwendungsbeschränkungen

Bei der gleichzeitigen rektalen (über den After eingeführten) Anwendung von Hamamelissalben oder -zäpfchen und Latex-Kondomen kann die Reißfestigkeit und damit die Sicherheit von Latex-Kondomen beeinträchtigt werden.

Hinweise

Blut im Stuhl oder länger andauernde Beschwerden sollten immer ärztlich abgeklärt werden. Bei großflächigen Hautschäden sollte eine äußerliche Anwendung vermieden werden. Vollbäder bei fieberhaften und infektiösen Erkrankungen, bei starker Herzinsuffizienz oder stark erhöhtem Blutdruck bitte nur nach Rücksprache mit dem Arzt durchführen.

Für die Anwendung von Hamamelisblättern und -rinde während der Schwangerschaft und Stillzeit liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor. Auch bei Kindern und Jugendlichen sind Hamamelisblätter, -rinde und -wasser nicht ausreichend untersucht.

Bewertung

Positive Monografien der Kommission E, einem Gremium des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), und der ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) liegen vor.

Je höher der Gehalt an wirksamkeitsbestimmenden Gerbstoffen, desto intensiver ist die gelb-braune Färbung der Extrakte. Extrakte aus der Rinde enthalten in der Regel mehr Gerbstoffe als solche aus den Blättern.

In den Destillaten dagegen sind fast keine Gerbstoffe enthalten. Man sollte daher Präparate aus Hamamelisrindenextrakt wählen.

Kombinationen mit anderen Arzneistoffen oder -pflanzen mit zum Beispiel schmerzstillender, entzündungshemmender Wirkung (Lokalanästhethika, Kamille) oder mit Wirkung gegen Krampfadern (Rosskastanie) erscheinen hilfreich. Allerdings liegen hier in der Regel keine klinischen Studien zu Wirksamkeit und Unbedenklichkeit vor.

Johanniskraut

Synonyme

Hypericum perforatum L., Tüpfel-Johanniskraut

Vorkommen

Wer im Mittelalter ein Zauberkraut brauchte, um sich vor Hexen und Geistern zu schützen, der ging in der Nacht der Sommersonnenwende hinaus und sammelte Johanniskraut. Einer weiteren Legende zufolge entstand die Pflanze aus dem Blut Johannes des Täufers - daher auch der Name Johanniskraut. Die Tatsache, dass beim Zerreiben der Blüten ein roter Saft austritt, der die Haut blutrot färbt, war Anlass für zahlreiche "Wunderglauben". In der jüngeren Vergangenheit allerdings musste die Pflanze einiges von ihrer nahezu "mystischen Heilkraft" einbüßen.

Das Tüpfel-Johanniskraut ist Europa, Westasien und in Nordafrika beheimatet. Der Strauch wird etwa 60 Zentimeter hoch und trägt zahlreiche gelbe Blüten.

Verwendete Bestandteile

Während der Blütezeit gesammelte und anschließend getrocknete Zweigspitzen mit Blüten, Blättern und Stängeln

Inhaltsstoffe

Hypericine (Naphthodianthrone), Hyperforin (Phloroglucinderivat), Flavonoide und Biflavone

Darreichungsform

Öl, Tee, Kapseln, Tabletten, Tropfen, Saft und andere flüssige Zubereitungen

Anwendung

  • Innerlich: leichte bis mittelschwere Depressionen (je nach Präparat), Unruhe- und Angstzustände
  • Äußerlich: ölige Zubereitungen bei scharfen und stumpfen Verletzungen, Muskelschmerzen und Verbrennungen ersten Grades 

Dosierung

  • Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage
  • Tee: Mit einer Teezubereitung wird die wirksame Dosis zur Behandlung von Depressionen nicht erreicht, deshalb wird das Trinken von Johanniskrauttee bei Depressionen nicht empfohlen. 

Nebenwirkungen

Überempfindlichkeit gegen Licht (keine Sonnenbestrahlung, keine Sonnenbank), selten allergische Reaktionen, Müdigkeit, Unruhe, Magen-Darm-Beschwerden

Wechselwirkungen

Die Einnahme von Johanniskrautprodukten kann die Wirkung anderer Medikamente im Körper abschwächen. Darüber hinaus kann es auch zu teilweise riskanten Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln kommen, zum Beispiel mit Medikamenten, die die Blutgerinnung verringern, das Immunsystem unterdrücken oder gegen HIV zum Einsatz kommen. Und vielleicht nicht unbedingt riskant, aber in jedem Falle zu beachten: Johanniskraut steht im Verdacht, die Wirkung der Pille abzuschwächen beziehungsweise aufzuheben.

Hinweise

Die volle Wirkung tritt oft erst nach zwei bis drei Wochen ein. Wichtig ist, eine ausreichende Tagesdosis anzuwenden.

Während der Behandlung mit Johanniskrautpräparaten steigt die Lichtempfindlichkeit, daher sollten beim Aufenthalt in der Sonne Sonnenschutzmittel angewendet werden.

Zur Anwendung von Johanniskraut-Präparaten bei schwangeren und stillenden Frauen sowie bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren liegen noch keine ausreichenden Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor.

Im Handel sind viele verschiedene Johanniskraut-Präparate erhältlich, die sich in ihrer Zusammensetzung unterscheiden. Die Wirksamkeit ist nur für einige Präparate nachgewiesen. Es ist nicht möglich, daraus einen Schluss hinsichtlich der Wirksamkeit anderer Johanniskraut-Präparate zu ziehen, zumal andere Produkte oft niedrige Wirkstoffkonzentrationen aufweisen.

Johanniskraut-Präparate gegen mittelschwere Depressionen sind nur auf Rezept erhältlich, Johanniskraut-Präparate gegen leichte depressive Verstimmungen oder andere Anwendungsgebiete sind rezeptfrei zu bekommen.

Kamille

Synonym

Matricaria recutita L.

Vorkommen

Die Kamille ist in Europa, Nordamerika und Australien verbreitet. Sie wächst gerne am Weg- und Ackerrand und blüht von Mai bis September. Charakteristisch sind die gelb-weißen Blüten. Die Echte Kamille ist beim Längsschnitt am hohlen Blütenboden zu erkennen.

Kultiviert wird die Kamille in Bulgarien, Ungarn, Ägypten und Argentinien, zum Teil auch in Deutschland und Spanien.

Inhaltsstoffe

Ätherisches Öl ("Kamillenöl“) mit Sesquiterpenen (Bisabolol, Bisabololoxide), En-In-Dicycloethern, Flavonoide, Phenolcarbonsäuren und Schleimstoffe

Wirkung 

  • Entzündungshemmend
  • Entkrampfend
  • Bakterien und Pilze bekämpfend
  • Wundheilungsfördernd
  • Den Hautstoffwechsel anregend 

Verwendete Bestandteile

Frische oder getrocknete Blüten

Darreichungsform

Extrakte, Tee, Tropfen, Cremes, Salben, Bäder, Öl und andere flüssige Zubereitungen

Dosierung

  • Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage
  • Tee: Drei- bis viermal täglich eine Tasse (ein Esslöffel Kamillenblüten mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen und zehn Minuten bedeckt stehen lassen). Der Tee eignet sich auch für Mundspülungen oder zum Gurgeln.
  • Badezusatz: 50 Gramm Kamillenblüten auf 10 Liter Wasser
  • Inhalation: Eine Handvoll Kamillenblüten oder einige Tropfen des Kamillenöls auf heißes Wasser geben. 

Anwendung

  • Äußerlich: bakterielle Hauterkrankungen, zum Beispiel in der Mundhöhle und am Zahnfleisch, oberflächliche Hautverletzungen, Geschwüre, Verbrennungen, Operationswunden, Bestrahlungsschäden, Sonnenbrand, Frostbeulen, Erkrankungen im Anal- und Genitalbereich (Bäder, Spülungen), Atemwegsinfekte und Reizzustände der Luftwege (Inhalationen)
  • Innerlich: Krämpfe im Magen-Darm-Bereich, entzündliche Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts 

Nebenwirkungen

Selten allergische Reaktionen

Warnung

In seltenen Fällen können Kontaktallergien auftreten. Daher rät das Berliner Institut für Arzneimittelinformation (A.T.I.), ein kritischer Informationsdienst für Ärzte und Apotheker und Herausgeber des monatlich erscheinenden "arznei-telegramms", von der Verwendung selbst hergestellter Kamilleaufgüsse im Gesichtsbereich ab. Der Grund: Kamilleblüten sind oft beladen mit Pollen und können so allergische Reaktionen hervorrufen.

Der Genuss von Kamillentee scheint allerdings keine allergischen Reaktionen nach sich zu ziehen.

Knoblauch

Synonyme

Allium sativum

Verwendete Pflanzenteile

Getrocknete Zwiebel, Verwendung in Form von Knoblauchpulver (Gewinnung durch Trocknung, sämtliche Inhaltsstoffe sind enthalten), Knoblauchöl

Wirkstoffe

Leitsubstanzen (hauptsächlich wirksamkeitsbestimmend)

  • Schwefelhaltige Verbindungen: Ursprüngliche Verbindung ist die Aminosäure Alliin, die durch das Enzym Alliinase zu Allicin abgebaut wird.

Sonstige:

  • Alliinase und weitere Enzyme
  • Ätherisches Öl, Peptide, Steroid- und Triterpensaponine, Lektine, Polysaccharide, Selen 

Darreichungsformen

(Film-)Tabletten, Dragees, Kapseln

Wirkungen

  • Senkung des Cholesterinspiegels
  • Leichte Blutdrucksenkung durch Gefäßerweiterung
  • Verbesserte Auflösung von Blutgerinnseln (fibrinolytische Wirkung)
  • Verlängerung der Blutungs- und Gerinnungszeit
  • Bakterien und Pilze bekämpfend
  • Antioxidativ
  • Förderung von Verdauung und Gallenfluss, Verringerung von Blähungen 

Anwendungsgebiete

  • Zur Vorbeugung altersbedingter Gefäßveränderungen (Arteriosklerose)
  • Zur Unterstützung diätetischer Maßnahmen bei Erhöhung der Blutfettwerte 

Dosierungen

Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage

Frischer Knoblauch: vier Gramm (mittlere Tagesdosis)

Nebenwirkungen

Selten Magen-Darm-Beschwerden, allergische Reaktionen, Kreislaufstörungen durch Blutdrucksenkung, Veränderung des Geruchs von Haut und Atemluft.

Die Wirkung einiger Medikamente zur Behandlung einer HIV-Infektion kann beeinträchtigt werden.

Anwendungsbeschränkungen

Bei der gleichzeitigen Einnahme von blutdrucksenkenden oder blutgerinnungshemmenden Arzneimitteln kann sich deren Wirkung verstärken.

Bei vermehrter Blutungsneigung sollte man von einer Behandlung mit Knoblauch absehen. Kinder unter zwölf Jahren sollten keine Knoblauchpräparate einnehmen.

Aus der verbreiteten Anwendung von Knoblauch als Lebensmittel haben sich bisher keine Anhaltspunkte für Risiken in der Schwangerschaft und Stillzeit ergeben. Es ist bekannt, dass Knoblauchsubstanzen in die Muttermilch übergehen können; weitere Ergebnisse experimenteller Untersuchungen liegen nicht vor.

Hinweise

Durch die schnelle Zersetzung der Inhaltsstoffe ist die Haltbarkeit von Frisch-Knoblauch sowie der daraus hergestellten Arzneimittel begrenzt.

Der teilweise als unangenehm empfundene Geruch ist auf die wirksamen, schwefelhaltigen Substanzen zurückzuführen. Daher ist auch nach der Einnahme von Knoblauchpräparaten ein leichter Geruch möglich.  Knoblauchpräparate, die eine Geruchsfreiheit versprechen, sind unwirksam!

Die Senkung der Blutfette fällt moderat aus. Auch die Blutdrucksenkung ist für eine Behandlung des Bluthochdruckes zu gering. Die Einnahme von Knoblauchpräparaten dient eher der Vorbeugung vor diesen Erkrankungen. Erhöhungen der Blutfette und des Blutdruckes müssen ärztlich behandelt werden, um Spätschäden zu vermeiden.

Die Therapie mit Knoblauch sollte diätetische Maßnahmen zur Senkung der Blutfette unterstützen und bei Notwendigkeit eine angemessene ärztliche Therapie ergänzen, nicht ersetzen.

Bewertung

Positive Monographien der Kommission E, einem Gremium des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), und der ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) liegen vor.

Die Wirksamkeit bei Arteriosklerose konnte bisher noch nicht eindeutig an Patienten nachgewiesen werden, da Langzeitversuche notwendig sind. Knoblauchhaltige Arzneimittel sollten auf einen bestimmten Gehalt an den Leitsubstanzen standardisiert sein.

Da es keine Angaben zur wirksamen Dosierung in Kombinationen oder seriöse klinische Studien zur Wirksamkeit von Kombinationspräparaten gibt, sollte man Knoblauch in Form von ausreichend hoch dosierten Monopräparaten einnehmen.

Kürbis

Synonyme

Cucurbita pepo

Verwendete Pflanzenteile

Getrocknete, reife Samen, daraus gepresste Öle oder Trockenextrakt

Wirkstoffe

  • Phytosterole, Beta- und Gamma-Tocopherol
  • Fettes Öl mit Linolsäure
  • Proteine, Kohlenhydrate, Saccharose
  • Vitamine und Mineralstoffe 

Darreichungsformen

Kapseln, Filmtabletten

Wirkungen

  • Diuretisch (harntreibend)
  • Antiphlogistisch (entzündungshemmend)
  • Antioxidativ
  • Antimikrobiell

Die Wirkungen kommen vermutlich durch Verringerung der Konzentration an Dihydrotestosteron zustande. In wissenschaftlichen Studien konnte die Wirksamkeit an Patienten bislang nicht eindeutig nachgewiesen werden.

Anwendungsgebiete

  • Beschwerden beim Wasserlassen bei gutartiger Prostatavergrößerung Stadium I und II nach Alken beziehungsweise Stadium II bis III nach Vahlensieck
  • Überaktive Blase, Zulassung: bei nächtlichem und unwillkürlichem Harnabgang 

Dosierungen

  • Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage
  • Kürbissamen: Morgens und abends werden 15 bis 30 Gramm gemahlen oder zerkaut mit Flüssigkeit eingenommen. 

Nebenwirkungen

Selten: allergische Reaktionen

Anwendungsbeschränkungen

Keine bekannt

Hinweise

Bei einer Vergrößerung der Prostata ist in jedem Fall zunächst eine ärztliche Untersuchung notwendig, um bösartige Erkrankungen oder Harnstau auszuschließen. Kürbissamen kann in der Regel die Vergrößerung der Prostata nicht beheben, sondern nur die Beschwerden lindern. Auch während der Therapie sollten regelmäßige Arztbesuche durchgeführt werden.

Bewertung

Positive Monografie der Kommission E, einem Gremium des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) liegt vor (siehe Kapitel Pflanzenheilmittel heute/Rationale Phytotherapie).

Zu Kürbissamen existieren nur sehr wenige wissenschaftliche Untersuchungen. Die für die Wirkung verantwortlichen Inhaltsstoffe sind weitgehend unbekannt. Somit ist keine bestimmte Zubereitung von Kürbissamen zu empfehlen.

Mariendistel

Synonyme

Silymarin, Sylibum marianum, Carduus marianus, Carthamus maculatus, Cirsium maculatum

Vorkommen

Für medizinische Zwecke verwendete Mariendisteln stammen ausschließlich aus Kulturen, zum Teil aus Norddeutschland, vorwiegend jedoch aus Argentinien, China, Rumänien und Ungarn.

Verwendete Pflanzenteile

Früchte (Trockenextrakte oder flüssige Zubereitungen)

Wirkstoffe

Leitsubstanzen (hauptsächlich wirksamkeitsbestimmend):

  • Flavolignane: Silymarin (Silibinin, Isosilybinin, Silydianin, Silycristin)

Sonstige:

  • Flavonoide
  • Fettes Öl
  • Proteine
  • Schleimstoffe 

Darreichungsformen

Kapseln, Tabletten

Wirkungen

Extrakt: im Tierversuch Aufhebung der toxischen Wirkungen einiger Lebergifte (Knollenblätterpilz, einige Chemikalien, Alkohol) und Förderung der Regeneration (vorbeugend und kurativ), leicht galletreibend

Anwendungsgebiete

Extrakt: Toxische Leberschäden (Lebervergiftung), unterstützende Behandlung bei chronisch-entzündlichen Lebererkrankungen (Hepatitis) und Leberzirrhose

Dosierungen

  • Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage
  • Tee: Nicht empfohlen, weil damit die wirksame Dosis nicht erreicht wird. 

Nebenwirkungen

Selten leicht abführende Wirkung oder Übelkeit, sehr selten Überempfindlichkeitsreaktionen

Hinweise

Für eine Anwendung bei Kindern unter zwölf Jahren sowie in der Schwangerschaft und in der Stillzeit liegen keine ausreichenden Erfahrungen zur Unbedenklichkeit vor.

Bei Knollenblätterpilzvergiftung oder sonstiger akuter Lebervergiftung ist es dringend erforderlich, einen Notarzt zu rufen und sich stationär behandeln zu lassen. Die Arzneimitteltherapie ersetzt nicht die Vermeidung der die Leber schädigenden Ursachen (zum Beispiel übermäßiger Konsum von Alkohol).

Bewertung

Positive Monografien der Kommission E, einem Gremium des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), liegen vor.

Arzneimittel mit Mariendistelfrüchten sollten auf einen bestimmten Gehalt an den Leitsubstanzen (Silymarine, berechnet als Silybinin) normiert sein.

Mariendistelfrüchte werden auch mit anderen Arzneipflanzen mit positiven Wirkungen bei Magenbeschwerden (zum Beispiel Angelikawurzel, Kamillenblüten, Kümmelfrüchte, Melissenblätter, Pfefferminzblätter, Schleifenblumenkraut, Schöllkraut, Süßholzholzwurzel) kombiniert.

Mönchspfeffer

Synonym

Keuschlamm, Vitex agnus-castus L.

Vorkommen

Der drei bis fünf Meter hohe Strauch ist im Mittelmeergebiet und in Asien beheimatet. Im Mittelalter wurde Mönchspfeffer in jedem Klostergarten angebaut. In der Klosterküche diente es als Pfefferersatz, daher der Name "Mönchspfeffer". Vor allem aber hieß es, Mönchspfeffer mäßige den "Drang zum Beischlaf". Mönche und Nonnen trugen deshalb häufig Mönchspfeffer-Amulette um den Hals, die ihnen bei der Erfüllung des Zölibats helfen sollten.

Verwendete Bestandteile

Getrocknete Früchte

Inhaltsstoffe

Iridoidglykoside, lipophile Flavonoide, Diterpene, ätherisches Öl, fettes Öl

Darreichungsform

Tabletten, Kapseln, Tropfen

Dosierung

Mönchspfeffer sollte nur in Form von Fertigarzneimitteln zur Anwendung kommen. Dosierung siehe Packungsbeilage.

Anwendung

Menstruationsstörungen, -Beschwerden in den Tagen vor der Menstruation, Wechseljahrsbeschwerden, Spannungsgefühl in den Brüsten

Nebenwirkungen

Schwere allergische Reaktionen, Hautreaktionen, Kopfschmerzen, Schwindel, Akne, Magenbeschwerden, Übelkeit, Juckreiz, Menstruationsbeschwerden, vorübergehend Unruhe, Verwirrtheitszustände, Halluzinationen

Wechselwirkungen

Bei gleichzeitiger Einnahme von Dopamin-Rezeptor-Antagonisten kann sich die Wirkung beider Substanzen verringern.

Hinweise

Patienten mit Brustkrebs oder einem Tumor der Hirnanhangsdrüse dürfen Mönchspfeffer-Präparate nicht einnehmen. Frauen, die Dopaminagonisten, Dopaminantagonisten, Östrogene und Antiöstrogene einnehmen, dürfen Mönchspfeffer-Präparate nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen.

Während der Schwangerschaft ist die Einnahme von Mönchspfefferfrüchten nicht sinnvoll. Stillenden Frauen wird davon abgeraten, da Mönchspfeffer die Milchbildung beeinflussen kann. Für die Anwendung bei Kindern und Jugendlichen unter achtzehn Jahren liegen noch keine Untersuchungen zur Unbedenklichkeit vor.

Warnung

Laut Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ist die Wirksamkeit von Mönchspfeffer-Extrakten bei Beschwerden in den Tagen vor der Menstruation wissenschaftlich nicht ausreichend belegt.

Myrte

Synonyme

Myrtus communis

Verwendete Pflanzenteile

Blätter und Zweige; manchmal auch Blüten; Gewinnung von ätherischem Öl durch Dampfdestillation

Wirkstoffe

Leitsubstanzen (hauptsächlich wirksamkeitsbestimmend):

  • Ätherische Öle: Cineol, Alpha-Pinen, Limonen, Myrtenol

Weitere Inhaltsstoffe:

  • Phenolsäuren, Flavonoide, Fettsäuren, Tannine, Anthocyane 

Darreichungsformen

Kapseln

Wirkungen

  • Sekretolytisch (Verflüssigung zähen Schleimes durch Anregung der Schleimproduktion)
  • Das Abhusten von Schleim fördernd
  • Antiseptisch
  • Bakterien abtötend
  • Gewebe zusammenziehend 

Anwendungsgebiete

  • Innerlich: akute und chronische Bronchitis
  • Äußerlich: Akne, fettige Haut 

Dosierungen

  • Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage
  • Einnahme eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten 

Nebenwirkungen

  • Veränderung des Geruchs von Haut und Atemluft
  • Kopfschmerzen, Schwindel
  • In Einzelfällen Magen-Darm-Beschwerden
  • Sehr selten Bewegung vorhandener Nieren- und Gallensteine
  • Überempfindlichkeitsreaktionen (zum Beispiel Hautausschlag, Gesichtsschwellung, Atemnot, Kreislaufstörungen) 

Anwendungsbeschränkungen

Kinder unter sechs Jahren dürfen nicht mit Myrtol behandelt werden, da die ätherischen Öle Krämpfe der Atemwege bis zum Atemstillstand auslösen können.

Patienten mit entzündlichen Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich, Erkrankungen im Bereich der Gallenwege, schweren Lebererkrankungen oder Überempfindlichkeit gegen ätherische Öle dürfen ebenfalls keine myrtolhaltigen Präparate anwenden.

Patienten mit Asthma, Keuchhusten oder anderen Atemwegserkrankungen dürfen myrtolhaltige Präparate nur nach Rücksprache mit dem Arzt anwenden.

Ätherische Öle aus der Myrte können die Plazenta durchdringen und in die Muttermilch übergehen. Daher dürfen schwangere und stillende Frauen diese Präparate nur nach Rücksprache mit dem Arzt und sorgfältiger Abwägung von Nutzen und Risiken anwenden.

Hinweise

Bei eitrigem oder blutigem Auswurf, gefärbtem Nasensekret, Atemnot, Fieber sowie bei länger als sieben Tage andauernden Beschwerden muss ein Arzt zurate gezogen werden.

Bewertung

Die beschriebenen Wirkungen gelten für zahlreiche ähnliche ätherische Öle (zum Beispiel Eucalyptusöl, Kampfer, Menthol, Thymol) in lokaler Anwendung (zum Beispiel als Nasensalben oder -tropfen, als Inhalation oder in Form von Lutschpastillen oder Gurgelwässern).

Fraglich ist, ob die ätherischen Öle ins Blut aufgenommen und in die Bronchien transportiert werden.

Myrtolhaltige Arzneimittel sind auf einen bestimmten Gehalt an den Leitsubstanzen standardisiert.

Nachtkerze

Synonyme

Oenothera biennis

Verwendete Pflanzenteile

Samen, nach Extraktion: Öl

Wirkstoffe

Fettes Öl, Linolsäure, Gamma-Linolensäure

Darreichungsformen

Kapseln, Creme

Wirkungen

  • Antientzündlich
  • Juckreiz, Schuppung, Hautentzündung, Rötung verringernd
  • Das Immunsystem beeinflussend 

Anwendungsgebiete

  • Innerlich und äußerlich: Atopisches Ekzem (Neurodermitis)
  • Innerlich: Beschwerden an den Tagen vor Einsetzen der Menstruation 

Dosierungen

Siehe Packungsbeilage

Nebenwirkungen

  • Gelegentlich Übelkeit, Verdauungsstörungen, Kopfschmerzen, Hautausschläge 

Anwendungsbeschränkungen

Bei Frauen in den ersten drei Monaten der Schwangerschaft sollten Nutzen und Risiken der Therapie abwogen werden.

Kinder unter einem Jahr sollten Nachtkerzen-Präparate nicht einnehmen.

Patienten mit Epilepsie oder unter Behandlung einer Schizophrenie sollten von einer eigenmächtigen Therapie mit Nachtkerzenöl absehen, da insbesondere bei diesen Patienten bisher nicht erkannte epileptische Anfälle auftreten können.

Hinweise

Eine Linderung des Juckreizes zeigt sich in der Regel erst nach mehrwöchiger Einnahme, meist in Form einer Aufweichung der Haut. Die Therapie der Neurodermitis mit Nachtkerzenöl sollte nur ergänzend zu weiteren medizinischen Maßnahmen (Basispflege, ärztliche Therapie) erfolgen.

Bewertung

Arzneimittel mit Nachtkerzenöl sollten auf einen bestimmten Gehalt an Leitsubstanz (Gamolensäure) standardisiert sein.

Zur Wirksamkeit von Salben und Cremes mit Nachtkerzenöl fehlen klinische Studien, hier ist vermutlich in erster Linie die Rückfettung der Haut für die Linderung der Krankheitssymptome verantwortlich. Im Allgemeinen ist die Datenlage zu einem eindeutigen Nutzen von Nachtkerzenöl bei Neurodermitis noch nicht ausreichend und kann allenfalls zur unterstützenden Therapie empfohlen werden.

Pestwurz

Synonym

Petasites hybridus

Vorkommen

Pestwurz kommt in ganz Mitteleuropa an Bachrändern vor. Neben dieser für medizinische Zwecke verwendeten Art kommen in unseren Breiten noch Petasites paradoxus, Petasites albus und Petasites spurius vor.

Verwendete Bestandteile

Blätter und Wurzeln

Inhaltsstoffe

Sesquiterpene (Petasin, Neopetasin, Isopetasin), Spuren von Triterpensaponinen und Pyrrolizidinalkaloiden, Flavonoide, Gerbstoffe, Schleimstoffe

Wirkungen

Entkrampfend, beruhigend, schmerzlindernd, entzündungshemmend

Darreichungsform

  • Kapseln: siehe Packungsbeilage
  • Tee: Pestwurz sollte nie als Tee zur Anwendung kommen. 

Anwendung

  • Als krampflösendes Schmerzmittel bei Migräne
  • Bei akuten krampfartigen Schmerzen im Bereich der ableitenden Harnwege 

Nebenwirkungen

Leberschäden, gelegentlich leichte Magen-Darm-Beschwerden

Gegenanzeigen

Schwangerschaft und Stillzeit

Warnung

Alle Petasites-Arten enthalten Pyrrolizidinalkaloide. Dabei handelt es sich um toxische Substanzen, die im Verdacht stehen, Leberkrebs zu verursachen.

Es muss daher unbedingt gewährleistet sein, dass auf dem Markt befindliche Pestwurz-Präparate frei von diesen Giftstoffen sind, beziehungsweise dass deren tägliche Maximalaufnahme unter einem Mikrogramm liegt. Pestwurz-Präparate sollten deshalb nie in Form eines Tees verwendet und grundsätzlich nur als Fertigpräparate in Apotheken gekauft werden. Allerdings ist in Deutschland seit 2009 kein Fertigpräparat mehr auf dem Markt.

Pfefferminz

Synonym

Mentha x piperita L.

Vorkommen

Bei der echten Pfefferminze handelt es sich um eine Kreuzung zwischen Wasserminze und Grüner Minze. Durch die Kreuzung hat die Pflanze die Fähigkeit verloren, sich über Samen zu verbreiten. Stattdessen vermehrt sie sich über unterirdisch kriechende Sprossausläufer.

Die erste Beschreibung der Pflanze stammt von dem britischen Biologen Ray, der ihr Anfang des 18. Jahrhunderts den Namen Peper-Mint gab.

In Deutschland wurde die Pfefferminze durch englische Ärzte bekannt. Heute wächst sie fast überall auf der Welt. Als Pflanze im Garten soll sie angeblich Ameisen vertreiben.

Verwendete Bestandteile

Frische oder getrocknete Blätter

Inhaltsstoffe

Ätherisches Öl (Pfefferminzöl), Gerbstoffe, Flavonoide, Triterpensäuren

Darreichungsform

Extrakt, Tropfen, Öl, Tee

Dosierung

  • Tee: 1,5 Gramm geschnittene Pfefferminzblätter mit 150 ml heißem Wasser übergießen und fünf bis zehn Minuten ziehen lassen; dreimal täglich eine Tasse.
  • Pfefferminzöl: Ein- bis zweimal täglich zwei Tropfen auf Zucker oder in Wasser einnehmen; Tagesdosis drei bis sechs Tropfen. Inhalation: Drei bis vier Tropfen Pfefferminzöl auf heißes Wasser geben und inhalieren.
  • Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage 

Wirkungen

Krampflösend, entblähend, den Gallenfluss fördernd

Anwendung

Die innerliche Anwendung von Pfefferminze erfolgt bei krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, der Gallenblase und der Gallenwege zum Einsatz, darüber hinaus auch bei Verdauungsstörungen wie Blähungen und Entzündung der Magenschleimhaut sowie bei Reizdarmsyndrom.

Pfefferminzöl wird auch äußerlich zur Behandlung von Kopfschmerzen und Migräne angewendet.

Gegenanzeigen

Nicht anwenden bei Gallensteinen, Gallenwegsverschluss, Gallenentzündung, Leberschaden.

Warnung

Bei Säuglingen und Kleinkindern bis vier Jahren wird wegen der Gefahr des Atemstillstands von der Anwendung pfefferminzölhaltiger Präparate abgeraten!

Nebenwirkungen

In seltenen Fällen können allergische Reaktionen auftreten. Bei äußerer Anwendung kann es gelegentlich zu Hautreizungen und Ekzemen kommen, bei innerlicher Anwendung können empfindliche Personen Magenbeschwerden bekommen.

Rosskastanie

Synonyme

Aesculus hippocastanus

Vorkommen

Der Baum kam Ende des 16. Jahrhunderts aus der Türkei nach Mitteleuropa. Die Samen wurden früher als Pferdefutter und angeblich als Mittel gegen Husten bei Pferden verwendet. Inzwischen steht die Rosskastanie in Europa häufig in Alleen und Parks.

Verwendete Pflanzenteile

Getrocknete Samen, Extraktion mit Wasser-Alkohol-Gemischen

Wirkstoffe

Leitsubstanzen (hauptsächlich wirksamkeitsbestimmend):

  • Saponine: Aescin, ein komplexes Gemisch von sauren Triterpenglykosiden (getrocknete Samen mit drei bis sechs Prozent, standardisierte Extrakte mit 16 bis 28 Prozent)
  • Flavonoide, Phytosterine, Gerbstoffe, Stärke, fettes Öl, Eiweiße 

Darreichungsformen

  • Innerlich: (Film-)Tabletten, Dragees, Kapseln, eventuell als "Retard"-Form (verzögerte Freisetzung)
  • Äußerlich: Gel, Salbe, Creme 

Wirkungen

  • Antiexsudativ (verhindert Austritt von Flüssigkeit aus den Gefäßen)
  • Den Rückfluss des Bluts aus den Venen zum Herzen fördernd
  • Gefäßabdichtend
  • Antiödematös (verhindert Gewebewasseransammlung) 

Anwendungsgebiete

  • Innerlich und äußerlich: unterstützende Behandlung von Beschwerden bei Erkrankungen der Beinvenen (chronische Veneninsuffizienz), zum Beispiel Schmerzen und Schweregefühl in den Beinen, nächtliche Wadenkrämpfe, Juckreiz und Beinschwellungen 

Dosierungen

  • Innerlich: Zweimal täglich eine Kapsel, entsprechend 100 Milligramm Aescin pro Tag; zur Verringerung von Darmbeschwerden sollte die Einnahme der Tabletten vor den Mahlzeiten erfolgen; siehe auch Packungsbeilage.
  • Äußerlich: Mehrmals täglich auftragen; siehe auch Packungsbeilage. 

Nebenwirkungen

  • Innerlich: gelegentlich Juckreiz, Übelkeit, Magen- und Darmbeschwerden; sehr selten schwere allergische Reaktionen
  • Äußerlich: Überempfindlichkeitsreaktionen, allergische Reaktionen, Juckreiz 

Anwendungsbeschränkungen

Für eine Anwendung in der Schwangerschaft liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Keine Anwendung auf offenen Wunden, nässenden Ekzemen oder Schleimhäuten

Hinweise

Es sollte auf jeden Fall eine begleitende Therapie (Beinwickel, Stützstrümpfe, kalte Beingüsse) erfolgen. Bei länger andauernden und stärkeren Beschwerden sollte ein Arzt zu Rate gezogen werden.

Bewertung

Positive Monografien der Kommission E, einem Gremium des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), und der ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) liegen vor für die innerliche Therapie mit dem Trockenextrakt der Samen.

Zu Präparaten zur äußerlichen Anwendung existieren keine systematischen Wirksamkeitsnachweise. Eine Besserung der Beschwerden beruht vermutlich wohl nur auf einem Massageeffekt.

Arzneimittel mit Trockenextrakt aus Rosskastaniensamen sollten auf einen bestimmten Gehalt an den Leitsubstanzen standardisiert sein.

Zubereitungen aus Blättern, Rinde oder Blüten der Rosskastanie sind negativ bewertet worden. Da es keine Angaben zur wirksamen Dosierung in Kombinationen oder seriöse klinische Studien zur Wirksamkeit von Kombinationspräparaten gibt, sollte man Arzneimittel mit Rosskastanie in Form von ausreichend hoch dosierten Monopräparaten vorziehen.

Sägepalme

Synonyme

Sägezahnpalme, Sabal serrulata, Serenoa repens

Vorkommen

Die Sägepalme ist eine kurzstämmige Buschpalme mit großen fächerförmigen Blättern. Sie kommt vor allem in Amerika vor.

Verwendete Pflanzenteile

Getrocknete Früchte, Extraktion mit Hexan oder 90-prozentigem Alkohol

Wirkstoffe

  • Phytosterole (ß-Sitosterol)
  • Flavonoide
  • Wasserlösliche Polysaccharide
  • Fettes Öl (gesättigte und ungesättigte Fettsäuren) 

Darreichungsformen

Kapseln

Wirkungen

  • Antiandrogen (gegen männliche Sexualhormone wirkend) durch Hemmeffekte auf die 5-Alpha-Reduktase
  • Antiöstrogen (gegen weibliche Sexualhormone wirkend)
  • Entzündungshemmend
  • Antiexsudativ (gegen Austreten von Wasser aus den Gefäßen) 

Anwendungsgebiete

  • Störungen beim Wasserlassen (Harnstottern, Harnverhalt, häufiges Wasserlassen) bei leichter, gutartiger Vergrößerung der Prostata (Stadium I und II nach Alken) 

Dosierungen

  • Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage
  • Tee: Die Zubereitung von Tees ist nicht sinnvoll, weil die fettlöslichen Inhaltsstoffe kaum in den Tee übergehen. 

Nebenwirkungen

  • Gelegentlich Magenbeschwerden 

Anwendungsbeschränkungen

Keine bekannt

Hinweise

Eine Vergrößerung der Prostata muss in jedem Fall zunächst ärztlich untersucht werden, um bösartige Erkrankungen oder Harnstau auszuschließen. Sägepalmenpräparate können in der Regel die Vergrößerung der Prostata nicht beheben, sondern nur die Beschwerden bessern. Auch während der Therapie sollten regelmäßige Arztbesuche erfolgen.

Der Wirkstoff ß-Sitosterol ist auch als separater Bestandteil in verschiedenen Fertigarzneimitteln enthalten und stellt eine Alternative zur Einnahme von Arzneimitteln mit Sägepalmblättern dar.

Bewertung

Positive Monografien der Kommission E, einem Gremium des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), liegen vor.

Arzneimittel mit Inhaltsstoffen der Sägepalme sollten einen mit lipophilen (fettbindenden) Lösungsmitteln standardisiert gewonnenen Extrakt beinhalten.

Kombinationen mit anderen Arzneipflanzen mit Wirkung auf Blase und Harnbildung (zum Beispiel Kürbissamen, Birken- oder Brennnesselblätter) bringen keinen wissenschaftlich nachweisbaren Vorteil. Eine Kombination mit Brennnesselwurzel erscheint hingegen sinnvoll.

Sennesblätter

Synonyme

Cassia acutifolia, Cassia angustifolia, Senna alexandrina, Tinnevelly-Früchte, Alexandriner-Früchte

Vorkommen

Die Sennes-Sträuche wachsen in warmen, trockenen Gebieten, vor allem in Afrika und Südindien.

Verwendete Pflanzenteile

Blätter oder Früchte, Extraktion mit alkoholisch-wässrigen Lösungen

Wirkstoffe

Leitsubstanzen (hauptsächlich wirksamkeitsbestimmend):

  • Anthranoide (Hydroxyanthracenglykoside = Sennoside A bis D)

Sonstige:

  • Gerbstoffe
  • Flavonoide
  • Triterpene 

Darreichungsformen

Tee, Filmtabletten, Komprimate ("Würfel")

Wirkungen

  • Stark laxierende (abführende) Wirkung durch Verstärkung der Darmtätigkeit, Verkürzung der Verweilzeit der Nahrung im Darm
  • Verminderung der Wasser- und Elektrolytresorption
  • Steigerung der Wasser- und Elektrolytsekretion in den Darm
  • Anregung der Durchblutung im kleinen Becken

Die Wirkungen treten etwa acht bis zehn Stunden nach der Einnahme auf.

Anwendungsgebiete

  • Kurzfristig bei Obstipation (Verstopfung) 

Dosierungen

  • Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage
  • Tee: Ein bis zwei Teelöffel Sennesfrüchte oder 0,5 bis 1,5 Teelöffel zerkleinerte Sennesblätter auf 150 Milliliter heißes Wasser, zehn Minuten ziehen lassen, morgens und abends eine Tasse. Tagesdosis: 20 bis 30 Milligramm Sennoside. Die Dosis sollte individuell so gering wie möglich sein.

Die Anwendung sollte auf ein bis zwei Wochen beschränkt werden.

Nebenwirkungen

  • Verfärbung des Urins (dunkelgelb oder rot) und der Muttermilch möglich (bräunlich)
  • Bei gelegentlicher Anwendung können in Einzelfällen kolikartige Unterleibsschmerzen auftreten.

Bei Langzeitanwendung tritt gelegentlich eine vermutlich harmlose Schwarzfärbung der Dickdarmschleimhaut auf, die sechs bis zwölf Monate nach Absetzen wieder verschwindet. Außerdem kann es zu einem Elektrolyt- (besonders Kalium-) und Wasserverlust kommen. Dieser kann zu Muskelschwäche, Wadenkrämpfen und Darmträgheit führen und die Verstopfung verstärken. Letztes wiederum kann in vielen Fällen zu einer Medikamentengewöhnung und -abhängigkeit führen. Daneben können bei Dauergebrauch Störungen der Herztätigkeit und Nierenschäden auftreten (Blut und Eiweiß im Urin).

Anwendungsbeschränkungen

Behandlung nicht länger als zwei Wochen durchführen! Empfohlen werden niedrige Dosierungen und eine regelmäßige Unterbrechung der Einnahme.

Arzneimittel mit Sennesblättern und -früchten dürfen wegen der erhöhten Gefahr einer Fehlgeburt nicht in der Schwangerschaft (besonders im ersten Drittel) angewandt werden! Die Anwendung in der Stillzeit sollte ebenfalls vermieden werden, weil die Wirkstoffe aus den Sennesblättern und -früchten in die Muttermilch übergehen können. Auch Kinder unter zwölf Jahren sollten keine Sennesblätter oder -früchte einnehmen.

Patienten, die gleichzeitig mit Herzglykosiden behandelt werden, dürfen Arzneimittel mit Sennesblättern oder -früchten nicht ohne Absprache mit Ihrem Arzt einnehmen. Außerdem sollte eine Kombination mit Diuretika (Entwässerungsmitteln), Mitteln gegen Herzrhythmusstörungen, kortisonhaltigen Medikamenten und Süßholzwurzel vermieden werden. Bei gleichzeitiger Einnahme dieser Medikamente kann sich der Kaliumverlust verstärken.

Bei folgenden Erkrankungen sollte von einer Behandlung mit Sennesblättern oder -früchten abgesehen werden: entzündlichen Darmerkrankungen (Blinddarmentzündung, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn), Darmverschluss sowie starke Unterleibsschmerzen, deren Ursachen nicht geklärt sind.

Hinweise

Sennesblätter sollten nur bei starker, länger andauernder Obstipation (Verstopfung) zur Anwendung kommen, wenn durch eine Ernährungsumstellung oder Quellstoffpräparate keine Besserung zu erzielen ist. Eine Langzeitanwendung ist generell zu vermeiden und darf nicht ohne ärztlichen Rat erfolgen. Allgemein ist auf eine ballaststoffreiche Ernährung bei gleichzeitig ausreichend hoher Flüssigkeitszufuhr sowie auf viel Bewegung zu achten.

Bei bestehender Abhängigkeit von Sennesblättern sollte in Absprache mit dem Arzt oder Apotheker eine schrittweise Entziehungskur mit anderen, weniger drastischen Abführmitteln, zum Beispiel Lactulose, Milchzucker, Flohsamen und schließlich ballaststoffhaltiger Ernährung durchgeführt werden.

Bewertung

Positive Monografien der Kommission E, einem Gremium des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), und der ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) liegen vor.

Arzneimittel mit Sennesblättern oder -früchten sollten auf einen bestimmten Gehalt an Leitsubstanzen standardisiert sein.

Eine Kombination mit anderen abführenden Arzneipflanzen bringt keinen gesicherten Vorteil und sollte vermieden werden.

Teufelskralle

Synonyme

Afrikanische Teufelskralle, Harpagophytum procumbens

Hintergrund

In den 1960er-Jahren kam aus Südafrika eine Pflanze nach Deutschland, die für Schlagzeilen sorgte, weil sie als Wunderdroge Heilung bei Rheuma, Diabetes mellitus und bestimmten Magen-Darm-Erkrankungen versprach. Weil aber die erhofften Wunder ausblieben, sollte es nicht lange dauern, bis es wieder still wurde um die Pflanze. Die Rede ist von der Afrikanischen Teufelskralle, die jedoch nichts mit ihrer einheimischen Namensvetterin zu tun hat.

Verwendete Bestandteile

Getrocknete Wurzelknollen beziehungsweise deren Zubereitungen

Inhaltsstoffe

Iridoidglykoside wie Harpagosid (Bitterstoffe), Phytosterine, Phenylpropanoide, Triterpene, Flavonoide, ungesättigte Fettsäuren, Zimtsäure und Chlorogensäure

Wirkungen

  • Appetitanregend
  • Den Gallenfluss fördernd
  • Entzündungshemmend
  • Leicht schmerzlindernd 

Darreichungsform

Pulver, Extrakt, Tee, Dragees, Kapseln, Tropfen

Anwendung

Unterstützend bei degenerativen Erkrankungen des Bewegungsapparates (zum Beispiel Schmerzen), Rückenschmerzen, Appetitlosigkeit und Verdauungsbeschwerden

Dosierung

  • Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage
  • Tee: dreimal täglich eine Tasse. Die Tagesdosis beträgt bei Gliederschmerzen 4,5 Gramm zerkleinerte Teufelskrallenwurzel, bei Verdauungsbeschwerden 1,5 Gramm. 

Nebenwirkungen

Selten: Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schwindel, Kopfschmerzen, allergische Reaktionen

Hinweise

Nicht während Schwangerschaft und Stillzeit anwenden, nicht bei Magen-Darm-Geschwüren anwenden.

Warnung

Die Wirksamkeit von Teufelskrallenpräparaten wird kontrovers diskutiert. Es liegen zwar klinische Studien vor, allerdings waren diese nicht aussagekräftig genug, um die Wirksamkeit abschließend beurteilen zu können. Laut Berliner Institut für Arzneimittelinformation (A. T. I.), einem kritischen Informationsdienst für Ärzte und Apotheker und Herausgeber des monatlich erscheinenden "arznei-telegramm", kann aufgrund unzureichender wissenschaftlicher Daten, die den Nutzen von Teufelskralle-Extrakten bei Schmerzen und Verspannungen belegen könnten, auf diese Präparate verzichtet werden.

Thymian

Synonyme

Thymus zygis, Thymus vulgaris

Vorkommen

Der aromatische Zwergstrauch kommt ursprünglich aus dem Mittelmeergebiet, wird inzwischen aber in weiten Teilen Europas kultiviert.

Verwendete Pflanzenteile

Blätter und Blüten, Extraktion mit Wasser-Alkoholgemischen (Thymianfluidextrakt mit einem Droge-Extrakt-Verhältnis (DEV) von 1:2 bis 3, Thymiantrockenextrakt mit einem DEV von 6 bis 10:1). Der flüssige Extrakt ist in einigen Präparaten nachträglich entalkoholisiert worden.

Wirkstoffe

Leitsubstanzen (hauptsächlich wirksamkeitsbestimmend)

  • Ätherische (flüchtige) Öle (Thymol, Carvacrol)

Sonstige:

  • Gerbstoffe, Flavonoide, Triterpene, Phenolcarbonsäuren und andere 

Darreichungsformen

Tee, Saft, Tropfen (Lösung), Lutschtabletten und -pastillen, Filmtabletten, Badezusatz, Zäpfchen in Kombinationspräparaten auch in Balsamen/Salben und Lösungen zur Inhalation und in Gurgelwässern/Mundspülungen.

Wirkungen

  • Bronchospasmolytisch (in den Bronchien krampflösend)
  • Expektorierend (schleimlösend)
  • Antibakteriell (gegen Bakterien) 

Anwendungsgebiete

  • Symptome der Bronchitis
  • Erkältungskrankheiten der oberen Luftwege mit zähflüssigem Schleim
  • Mundspülungen bei Entzündungen des Mund- und Rachenraumes
  • Mundgeruch, Mundfäule 

Dosierungen

  • Siehe Packungsbeilage; im Allgemeinen mehrmals täglich nach Bedarf (Vorsicht bei alkoholhaltigen Mitteln!)
  • Tee: ein bis zwei Teelöffel Thymian auf 150 Milliliter heißes Wasser mehrmals täglich 

Nebenwirkungen

Sehr selten können Überempfindlichkeitsreaktionen mit Atemnot, Hautreaktionen und Schwellungen auftreten.

Anwendungsbeschränkungen

Bei eitrigem Auswurf oder bei länger als sieben Tagen andauernden Beschwerden muss ein Arzt zurate gezogen werden. Bei großflächigen Hautschäden keine äußerliche Anwendung, außerdem keine Vollbäder bei fieberhaften und infektiösen Erkrankungen, bei schwerer Herzschwäche und Bluthochdruck nur nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt.

Hinweise

Die Präparate (zum Beispiel Tropfen) enthalten teilweise große Mengen Alkohol. Bei langfristiger Einnahme größerer Mengen können diese Präparate zur Entwicklung von Leberschäden sowie Störungen der Schilddrüsenfunktion beitragen.

Bei schwangeren oder stillenden Frauen sowie bei Kindern unter zwölf Jahren sollen Thymianzubereitungen nicht zur Anwendung kommen. Reines Thymianöl sollte nicht direkt auf Schleimhäute oder verletzte Haut und nie im Bereich der Augen angewendet werden.

Bewertung

Positive Monografien der Kommission E, einem Gremium des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), und der ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) liegen vor.

Thymianhaltige Arzneimittel sollten auf einen bestimmten Gehalt an den Leitsubstanzen standardisiert sein. Wässrige Extrakte sind eher traditionell begründet (Tee) und können in der Wirkqualität nicht mit den alkoholischen Extrakten gleichgesetzt werden.

Es existieren keine systematischen Studien zur Wirksamkeit von Thymian-Präparaten allein. Für die Kombinationstherapie zusammen mit Efeu oder Primel wurde die hustenlindernde Wirksamkeit aber in zwei Studien nachgewiesen.

Die beschriebenen Wirkungen gelten für zahlreiche ähnliche ätherische Öle (zum Beispiel Eukalyptusöl, Kampfer, Menthol, Thymol) in lokaler Anwendung (zum Beispiel als Nasensalben oder -tropfen, als Inhalation oder in Form von Lutschpastillen oder Gurgelwässern). Fraglich ist, ob die ätherischen Öle ins Blut aufgenommen und in die Bronchien transportiert werden. Kombinationen mit anderen Auswurf fördernden Pflanzen können sinnvoll sein.

Traubensilberkerze

Synonyme

Cimicifuga racaemosa, Actaea racemosa, Wanzenkraut, Frauenwurzel, Schwarze Schlangenwurzel

Vorkommen

Die Traubensilberkerze kommt ursprünglich aus Nordamerika und Kanada, wächst mittlerweile jedoch auch in Europa, unter anderem als Zierpflanze in Gärten und Parks.

Verwendete Pflanzenteile

getrockneter Wurzelstock, Extraktion mit wässrig-alkoholischen Lösungen

Wirkstoffe

  • Triterpenglykoside
  • Phenylpropanderivate
  • Gerbstoffe
  • Ätherische (flüchtige) Öle
  • Isoflavone 

Darreichungsformen

Kapseln, Filmtabletten

Wirkungen

  • Eventuell östrogenartige Wirkung

Die bislang vorliegenden Untersuchungen sind nicht ausreichend, um einen eindeutigen Wirkungsmechanismus zu formulieren.

Anwendungsgebiete

  • Wechseljahresbeschwerden (Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Schlafstörungen, Nervosität und depressive Verstimmungszustände) 

Dosierungen

  • Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage
  • Andere Zubereitungen sollten nicht zur Anwendung kommen 

Nebenwirkungen

  • Magen-Darm-Beschwerden, zum Beispiel Durchfall
  • Leberschäden, zum Beispiel Hepatitis, Veränderungen von Leberfunktionstests
  • Hautreaktionen, zum Beispiel Jucken, Ausschlag
  • Wasseransammlungen
  • Gewichtszunahme möglich 

Anwendungsbeschränkungen

Die Dauer der Anwendung sollte ohne ärztlichen Rat sechs Monate nicht überschreiten. Für eine sichere Anwendung in der Schwangerschaft und in der Stillzeit liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Frauen mit östrogenabhängigem Brustkrebs oder Hormontherapie bei Brustkrebs dürfen Traubensilberkerze nur nach Rücksprache mit dem Arzt einnehmen.

Hinweise

Tropfen (Lösungen) mit Traubensilberkerze enthalten oft hohe Mengen Alkohol!

Bei Spannungs- und Schwellungsgefühl in den Brüsten sowie bei Störungen der Regelblutung sollte zur diagnostischen Abklärung zunächst ein Arzt aufgesucht werden. Die Wirkung tritt in der Regel erst nach einer vierwöchigen Behandlung ein. Diese kann jedoch bei der weiteren Einnahme noch deutlich zunehmen.

Schwangere und stillende Frauen sollten Traubensilberkerzen-Präparate nicht anwenden.

Bewertung

Positive Monografien der Kommission E, einem Gremium des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), liegen vor (siehe Kapitel Pflanzenheilmittel heute/Rationale Phytotherapie).

Die Wirkungen von Cimicifuga racemosa werden mit den Triterpenglykosid-Inhaltsstoffen in Verbindung gebracht. Bei der Auswahl der Präparate ist auf einen standardisierten Herstellungsprozess zu achten (erkennbar am Droge-Extrakt-Verhältnis (DEV) und Angabe des Extraktionsmittels).

Eine Behandlung bietet sich bei solchen Frauen an, die eine Behandlung mit Östrogenen ablehnen bzw. die keine Östrogene anwenden dürfen. Allerdings lässt sich derzeit nicht entscheiden, ob Traubensilberkerze tatsächlich bei Frauen mit einer Kontraindikation für Östrogene eine sichere Alternative darstellen könnte oder ob diese Pflanze auch östrogenartige Wirkungen und somit ein erhöhtes Thrombose- sowie Brustkrebsrisiko aufweist.

Die Anwendung bei prämenstruellen Beschwerden und Störungen des Menstruationszyklus sind wissenschaftlich nicht belegt. 

Weidenrinde

Synonyme

Salix L.

Hintergrund

Der Münchner Pharmazeut Johann Andreas Buchner untersuchte 1828 als Erster die Weidenrinde. Wenig später gelang es dem Italiener Raffaele Piria aus dem von Buchner entdeckten Salicin, einem Inhaltsstoff der Rinde des Weidenbaumes, eine neue Substanz namens "Salicylsäure" herzustellen und als Medikament auf den Markt zu bringen. Die Nebenwirkungen des Präparats (Magenschädigung und Blutungen) und sein schlechter Geschmack beschieden ihm jedoch keinen großen Erfolg.

Das sollte sich erst ändern, als es dem Chemiker Felix Hoffmann 1897 gelang, die Salicylsäure chemisch so zu verändern, dass ihre negativen Wirkungen auf den Magen-Darm-Trakt deutlich abgemildert wurden. Die veränderte Substanz Acetylsalicylsäure sollte als eine der erfolgreichsten Arzneistoffe in die Geschichte der Medizin eingehen: Heute ist sie den meisten Menschen als ASS bekannt.

Es gibt etwa 500 verschiedene Weidenarten mit unterschiedlichem Gehalt an Salicylaten in der Rinde. Zur Arzneimittelherstellung werden heute vor allem die Purpur-Weide (Salix purpurea L.), die Reif-Weide (Salix daphnoides Vill.) und die Bruch-Weide (Salix fragilis L.) aus Bulgarien, Rumänien und Ungarn genutzt.

Verwendete Bestandteile

Getrocknete Rinde junger Zweige im zweiten oder dritten Jahr und junge Zweige im ersten Jahr

Inhaltsstoffe

Salicylate, Kaffeesäure-Derivate und Flavonoide

Wirkung

  • Schmerzlindernd
  • Entzündungshemmend
  • Fiebersenkend 

Darreichungsform

Extrakt, geschnittene Droge, Tee, Tabletten, Kapseln, Tropfen

Anwendung

  • Fieberhafte Erkrankungen
  • Schmerzlinderung bei rheumatischen Beschwerden
  • Kopfschmerzen
  • Leichte Rückenschmerzen
  • Gelenkschmerzen aufgrund leichter Arthrose 

Dosierung

  • Fertigarzneimittel: sieht Packungsbeilage. Empfohlene Tagesdosis: 120 bis 240 mg Salicylate.
  • Tee: drei- bis viermal täglich eine Tasse; mittlere Tagesdosis bei Erwachsenen vier bis zwölf Gramm zerkleinerte Weidenrinde 

Nebenwirkungen

Gelegentlich Magenbeschwerden, Überempfindlichkeitsreaktionen,  allergische Reaktionen (auch schon bei geringer Dosierung möglich!)

Hinweise

Weidenrinde-Zubereitungen können die Wirkung blutgerinnungshemmender Arzneimittel verstärken und die Wirkung von Arzneimitteln zur Steigerung der Harnsäureausscheidung vermindern.

Warnung

Nicht in der Schwangerschaft und Stillzeit anwenden, da Salicylate die Plazenta durchdringen und in die Muttermilch übergehen können.

Patienten mit Überempfindlichkeit gegenüber Salicylaten sollten Weidenrinde nicht einnehmen, Patienten mit Asthma, Magen-Darm-Geschwüren und eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion sowie Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren nur nach Rücksprache mit dem Arzt.

Weidenrindenextrakte sind keine natürliche Alternative zu Acetylsalicylsäure. Der Effekt von Acetylsalicylsäure ist deutlich stärker ausgeprägt.

Weißdorn

Synonyme

Eingriffeliger Weißdorn, Zweigriffeliger Weißdorn, Hagedorn, Crataegus monogyna, Crataegus laevigata

Vorkommen

Der Eingriffelige Weißdorn kommt in Süd- und Nordeuropa sowie in Russland, Sibirien, im Himalaja, in Nordafrika, Chile und China vor. Der Zweigriffelige Weißdorn wächst in ganz Europa und wird in Amerika kultiviert.

Verwendete Pflanzenteile

Blätter und Blüten, getrocknete Zweige des blühenden Strauches, getrocknete Früchte, Extraktion mit wässrig-alkoholischen Extrakten

Wirkstoffe

Leitsubstanzen (hauptsächlich wirksamkeitsbestimmend):

  • Flavonoide (Hyperosid, Rutin, Vitexin)
  • Oligomere Procyanidine (OPC, Epicatechin)

Sonstige:

  • Catechine (Gerbstoffe)
  • Triterpensäuren
  • Aromatische Carbonsäuren
  • Amino- und Purinderivate 

Darreichungsformen

Tropfen, Filmtabletten, Dragees, Kapseln, Saft und andere flüssige Zubereitungen

Wirkungen

  • Steigerung des Blutflusses in den Herzkranzgefäßen (Koronararterien) durch Gefäßerweiterung
  • Verbesserung der Herzdurchblutung
  • Erhöhte Toleranz gegenüber Sauerstoffmangel, ökonomische Herzarbeit
  • Steigerung der Kontraktilität (Fähigkeit zum Zusammenziehen des Herzens)
  • Zunahme der pro Herzschlag beförderten Blutmenge (Herzleistung)
  • Senkung des peripheren Gefäßwiderstandes (Nachlastsenkung)
  • Beeinflussung der Reizbildung und Erregungsleitung am Herzen (antiarrhythmisch) 

Anwendungsgebiete

  • Weißdornblätter und -blüten als Fertigarzneimittel: nachlassende Leistungsfähigkeit des Herzens (Stadium II nach NYHA)
  • Teezubereitungen, Weißdornfrüchte: nervöse Herzbeschwerden und Unterstützung der Herz- und Kreislauffunktion 

Dosierungen

  • Fertigarzneimittel: siehe Packungsbeilage
  • Tee: drei- bis viermal täglich eine Tasse, Tagesdosis 3,0 bis 6,0 Gramm zerkleinerte Weißdornblätter und -blüten, Behandlung über mehrere Wochen 

Nebenwirkungen

  • Selten Übelkeit, Herzschmerzen, Herzklopfen, Schwindel, Magen-Darm-Beschwerden, Schwächegefühl, Hautausschlag 

Anwendungsbeschränkungen

Für eine Anwendung bei schwangeren oder stillenden Frauen sowie bei Kindern unter zwölf Jahren liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Die Einnahme sollte deshalb nur nach Empfehlung des Arztes erfolgen.

Hinweise

Flüssige Zubereitungen enthalten große Mengen an Alkohol. Die Therapiedauer sollte mindestens sechs Wochen betragen. Für eine längere Anwendung sollte der Arzt zu Rate gezogen werden. Vor Beginn einer Selbstmedikation mit Weißdorn sollte eine ärztliche Untersuchung und Diagnosestellung stattgefunden haben.

Bestehen die Krankheitssymptome unverändert über einen Zeitraum von sechs Wochen fort oder liegt eine Ansammlung von Wasser in den Beinen vor, ist unbedingt ein Arzt zu konsultieren. Treten Schmerzen in der Herzgegend auf, die in die Arme, den Oberbauch oder in die Halsgegend ausstrahlen können, oder bei Atemnot ist dringend eine ärztliche Untersuchung erforderlich.

Bewertung

Positive Monographien der Kommission E, einem Gremium des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), und der ESCOP (European Scientific Cooperative on Phytotherapy) liegen vor.

Weißdornhaltige Arzneimittel sollten auf einen bestimmten Gehalt an den Leitsubstanzen (siehe oben) standardisiert sein. Weißdorn wird häufig mit anderen Arzneipflanzen (zum Beispiel Ginkgo, Baldrian, Maiglöckchen) kombiniert. Da keine Angaben zur wirksamen Dosierung in Kombinationen oder seriöse klinische Studien zur Wirksamkeit von Kombinationspräparaten bekannt sind, sollte man Weißdorn in Form von ausreichend hoch dosierten, standardisierten Monopräparaten vorziehen.