Ist die Knochendichtemessung sinnvoll?
"Habe ich ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche? Was kann ich dagegen tun?" Viele Frauen - gerade im mittleren Alter - stellen sich diese Fragen, wenn sie in den Medien oder im Bekanntenkreis warnende Hinweise zu Osteoporose zu hören bekommen.
Nicht selten wird dann von Ärzten oder in Apotheken dazu geraten, eine Knochendichtemessung vornehmen zu lassen. Die Kosten dafür tragen sie in der Regel selbst. Denn bei der Knochendichtemessung handelt es sich meistens um eine so genannte "Individuelle Gesundheitsleistung", kurz Igel genannt. Solche IGeL-Leistungen gehören nicht zum Katalog der gesetzlichen Krankenversicherung - in der Regel deshalb, weil ihr medizinischer Nutzen nicht hinreichend nachgewiesen ist.
Wissenswertes für Ihre Entscheidung
Hier erfahren Sie, ob es für Sie trotzdem sinnvoll sein kann, Ihre Knochendichte messen zu lassen. Wir informieren Sie über die gängigen Untersuchungsverfahren und darüber, wie Sie Osteoporose vorbeugen können. Alle Informationen basieren auf den Aussagen aktueller und geprüfter wissenschaftlicher Studien, die in der aktuellsten Zusammenfassung als Leitlinie des Dachverbandes Osteologie präsentiert werden.
Das sollten Sie wissen
Osteoporose, auch Knochenschwund genannt, ist eine Krankheit des Skelettsystems, bei der die Knochen ihre Festigkeit verlieren und deshalb eher brechen.
Ein Risiko dafür haben, von wenigen Ausnahmen abgesehen, meist erst alte Menschen.
Therapien mit nachgewiesenem Nutzen gibt es nur für eine schon deutlich ausgeprägte Osteoporose. Deshalb ist eine Knochendichtemessung auch erst dann sinnvoll, wenn konkrete Hinweise vorliegen, dass schon ein ausgeprägter Knochenschwund vorliegt.
Gibt es keine Risikofaktoren außer dem Alter, empfehlen die neuesten Leitlinien die Knochendichtemessung für Frauen über 70 und Männer über 80 Jahren.
Zurzeit liefert nur die Zwei-Spektren-Röntgenabsorptiometrie (DXA) zuverlässige Testergebnisse. Öfter als alle zwei Jahre sollte sie nicht durchgeführt werden.
Knochenbrüchen kann man vorbeugen: mit gesunder Ernährung, viel Bewegung und Sturzprophylaxe.
Wer ist gefährdet?
Etwa um das 30. Lebensjahr haben die Knochen den höchsten Knochendichtewert erreicht. Bei Männern liegt er rund 30 Prozent höher als bei Frauen. Zehn bis zwanzig Jahre bleibt er so hoch, dann nimmt er langsam um rund ein Prozent pro Jahr ab. Bei Frauen in und nach den Wechseljahren kann sich die Knochendichte sogar um etwa zwei bis vier Prozent pro Jahr verringern. Deshalb sind in erster Linie ältere Menschen, vor allem ältere Frauen, von Knochenbrüchen betroffen.
Risiko Knochenbruch
Wer Osteoporose hat, spürt zunächst nichts davon. Hat die Knochendichte aber schon deutlich nachgelassen, kann es schnell zu einem Knochenbruch kommen - sogar schon dann, wenn Sie nur einen schweren Gegenstand gehoben haben. Ganz egal, wo der Knochen gebrochen ist: Die folgende lang andauernde Ruhigstellung beeinträchtigt Ihre Beweglichkeit und erhöht damit wiederum das Unfallrisiko. Im schlechtesten Fall können Sie sich nicht mehr selbst versorgen.
Wie hoch ist Ihr Risiko?
Ein erhöhtes Risiko haben Sie, wenn eine der folgenden Aussagen auf Sie zutrifft:
- Sie hatten in der Vergangenheit schon Wirbelkörperbrüche.
- Sie sind zwischen 60 und 70 Jahre alt (Frau) oder über 70 Jahre (Mann), und außerdem stimmt eine der folgenden Aussagen:
- Sie rauchen
- Sie haben Untergewicht
- Sie stürzen häufiger
- Ihr Vater oder Ihre Mutter hatten einen Oberschenkelhalsbruch
- Sie sind über 70 Jahre alt sind (Frau) oder über 80 Jahre (Mann).
- Sie nehmen zurzeit Kortison über 7,5 mg pro Tag über mehr als sechs Monate ein oder sollen das demnächst tun.
Auch andere Medikamente und Krankheiten können die Knochendichte beeinflussen. Sprechen Sie Ihren Arzt gezielt an, ob bei Ihnen eine krankheits- oder medikamentenbedingte Osteoporose vorliegen könnte.
Mehr Knochenbrüche im Alter
Die nachfolgende Tabelle gibt an, wie hoch die Wahrscheinlichkeit für Menschen mit 60 beziehungsweise 80 Jahren ist, sich in den nächsten zehn Jahren den Oberschenkelhals beziehungsweise überhaupt einen Knochen zu brechen.
Geschlecht | Alter | Oberschenkelhalsbruch | Knochenbruch |
---|---|---|---|
Frauen | 60 Jahre | 2,3 Prozent | 10 Prozent |
80 Jahre | 15,5 Prozent | 26 Prozent | |
Männer | 60 Jahre | 1,2 Prozent | 5 Prozent |
80 Jahre | 7,6 Prozent | 13 Prozent |
Auch unabhängig von der Knochendichte haben alte Menschen das höchste Knochenbruchrisiko.
Wie kann man gezielt einer Osteoporose vorbeugen?
Knochenbrüchen kann man vorbeugen. Gesunde Bewegung, Ernährung und die Sturzprophylaxe sind die wichtigsten Wege dazu.
Bewegung
Einfaches, aber wirksames Mittel: Stärken Sie Ihre Muskeln und Ihre Koordinationsfähigkeit durch Bewegung und körperliche Aktivitäten. Zum Beispiel mit gezielter Gymnastik, mit Wandern, Spazierengehen oder Schwimmen. Die Techniker Krankenkasse bietet Ihnen hier viele Präventionskurse und Informationsmaterialien - zum Beispiel den TK-Kurs "Nordic Walking" und die Broschüre "Bewegung".
Ernährung
Essen Sie genug, damit Sie nicht untergewichtig werden. Und essen Sie gesund: mit vielen Vitaminen, Ballaststoffen und Mineralstoffen. Besonders wichtig: Kalzium und Vitamin D. Sie beugen vor allem im höheren Lebensalter Knochenbrüchen wirksam vor.
Den Kalziumhaushalt verbessern Sie auch, wenn Sie sich etwa 30 Minuten täglich bei Tageslicht im Freien aufhalten. Außerdem gut für die Knochen: nicht rauchen und nur wenig Alkohol trinken. Mehr dazu in der TK-Broschüre "Ernährung".
Sturzprophylaxe
Beugen Sie Stürzen vor. Das ist umso wichtiger, wenn Sie über 70 Jahre alt sind und häufiger einmal stolpern oder hinfallen. Vor allem:
- Sichern Sie Stolperfallen wie rutschende Teppiche, glatte Bodenbeläge oder herumliegende Kabel.
- Schaffen Sie sich eine gute Sicht durch eine optimal angepasste Brille und ausreichende Beleuchtung.
- Wenn Ihnen häufiger schwindlig ist, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, woran das liegen könnte und was Sie dagegen tun können.
Vorbeugen durch Hormone?
Eine vorbeugende Hormonbehandlung von Frauen in den Wechseljahren wird nur noch in Ausnahmefällen empfohlen. Denn umfangreiche Untersuchungen zeigen: Die Risiken sind größer sind als ihr Nutzen. Die Hormontherapie erhöht zum Beispiel die Wahrscheinlichkeit, an Brustkrebs und Schlaganfall zu erkranken.
Was ist die Knochendichtemessung?
Die Knochendichtemessung gibt Ihrem Arzt Hinweise, ob Sie an einer behandlungsbedürftigen Osteoporose leiden. Die Knochendichte entspricht dem Mineralgehalt des Knochens.
Wenn Röntgenstrahlen und Ultraschallwellen auf die Knochensubstanz treffen, werden sie abgeschwächt. Dieses Phänomen wird bei den Untersuchungen genutzt.
Was sind die wichtigsten Untersuchungsmethoden?
Die gebräuchlichsten Verfahren sind zum einen zwei Röntgenuntersuchungen, die "Zwei-Spektren-Röntgenabsorptiometrie" (DXA) und das "Quantitative Computertomogramm " (QCT), zum andern die sogenannte "Quantitative Ultraschalluntersuchung".
Die Ergebnisse dieser Untersuchungen erhalten Sie immer als Vergleichswerte. Dabei wird Ihr Wert verglichen mit dem Durchschnittswert junger gesunder Personen (T-Wert) oder mit den Durchschnittswerten von Menschen in Ihrem Alter (Z-Wert).
- Zwei-Spektren-Röntgenabsorptiometrie (DXA)
Bei der Zwei-Spektren-Röntgenabsorptiometrie (DXA) werden meistens Lendenwirbelsäule und Hüfte geröngt. Sie stellt schon kleine Veränderungen der Knochendichte von drei bis vier Prozent fest. Weil es umfangreiche Vergleichswerte für Frauen und Männer aus den verschiedensten Gruppen gibt, sind die Ergebnisse der DXA sehr aussagefähig.
Die effektive Strahlenbelastung durch eine DXA-Untersuchung beträgt etwa ein bis zehn µSv, je nach Aufnahmeort. Sievert (Sv) ist eine Maßeinheit, die die Wirkung von Strahlen auf den menschlichen Körper ausdrückt. Ein Mikrosievert (μSv) entspricht einem Millionstel Sievert. Zum Vergleich: Bei einer Röntgenaufnahme des Brustkorbs beträgt die Strahlenbelastung etwa 50 µSv.
- Quantitatives Computertomogramm (QCT)
Das Quantitative Computertomogramm (QCT) ist eine Röntgenuntersuchung, bei der Schichtaufnahmen verschiedener Körperteile erstellt werden. Ihr Vorteil: Sie erfasst auch die vielen kleinen Knochenbälkchen im Inneren des Knochens. Deren Qualität, so sagen Experten, zeigen das Bruchrisiko besonders gut an. Die Methode ist außerdem unempfindlich gegen Messfehler, die zum Beispiel durch degenerative Veränderungen des Knochens hervorgerufen werden können.
Allerdings hat sie auch Nachteile: Strahlenbelastung und Aufwand sind im Vergleich zur DXA deutlich höher. Es gibt keine ausreichenden Vergleichsdaten, und man hat noch wenig Erfahrungen damit, die Messwerte für die Therapie zu nutzen. Deshalb wird dieses Verfahren von internationalen Leitlinien nicht als erste Wahl zur Messung der Knochendichte empfohlen.
- Quantitative Ultraschallverfahren
Dieses Verfahren misst meist an Ferse und Fingern, wie schnell Ultraschallwellen den Knochen durchqueren und wie stark sie dabei abgeschwächt werden.
Der Vorteil: Es gibt keine Strahlenbelastung. Und große Studien zeigen, dass Ultraschallbefunde mit großer Wahrscheinlichkeit ebenso gut wie die DXA-Werte das Knochenbruchrisiko vorhersagen können.
Aber: Die Ergebnisse verschiedener Messgeräte sind schlecht interpretierbar, denn es gibt kaum übergreifende Vergleichswerte. Bei Anzeichen von Osteoporose wird deshalb meist noch einmal mit der DXA-Methode gemessen. Deswegen sollte man, so die aktuellen Leitlinien, lieber gleich die DXA wählen.
Was kostet eine Knochendichtemessung?
Ihr Arzt rechnet auf der Grundlage der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) ab. Dort sind die Grundkosten für eine Knochendichtemessung zwischen circa 18 bis 32 Euro festgelegt. Hinzu kommen in der Regel Zuschläge. Oft wird auch die Beratung gesondert berechnet. Von Praxis zu Praxis sind spürbare Kostenschwankungen möglich. Knochendichtemessungen per Ultraschall werden häufig auch in Apotheken angeboten. Sie kosten etwa zwischen 20 und 40 Euro. Ein Preisvergleich lohnt sich also.
Dann übernimmt die TK die Kosten
Wenn Sie sich ohne offensichtlichen Grund Wirbelkörper oder andere Knochen gebrochen haben und Ihr Arzt gleichzeitig bei Ihnen weitere Anzeichen für Osteoporose feststellt, trägt die TK die Kosten für die Knochendichtemessung per Röntgenuntersuchung mittels DXA-Verfahren beim Vertragsarzt - in diesem Fall auch für spätere Kontrolluntersuchungen. In diesem Fall rechnet der Arzt die Knochendichtemessung über die TK-Gesundheitskarte ab.
Das sind Hinweise auf frühere Wirbelkörperbrüche:
- Ihr Körper ist um mehr als vier Zentimeter geschrumpft.
- Ihr Brustkorb hat sich verformt oder Rippen und Beckenknochen haben nur einen geringen Abstand.
- Auch chronische Rückenschmerzen können auf Wirbelkörperbrüche hinweisen. Sprechen Sie Ihren Arzt darauf an.
Die Knochendichtemessung am Schenkelhals und/oder an der LWS ist auch bei Patienten ohne Vorfraktur zum Zweck der Optimierung der Therapieentscheidung eine Leistung der TK, wenn aufgrund konkreter anamnestischer und klinischer Befunde eine Absicht für eine spezifische medikamentöse Therapie einer Osteoporose besteht.
Wie wird Osteoporose behandelt?
Osteoporose kann man mit Medikamenten wirksam behandeln - allerdings erst, wenn sie schon stark ausgeprägt ist. Im besten Fall halbieren dann die Medikamente das Knochenbruchrisiko. Sie müssen über mehrere Jahre eingenommen werden.
Zur Vorbeugung gegen Osteoporose eignen sich die Medikamente in der Regel nicht. Sie können außerdem unerwünschte Nebenwirkungen haben. Deshalb sollten sie nach den neuesten Leitlinien im Regelfall erst verordnet werden, wenn das Risiko, sich in den nächsten zehn Jahren einen Knochen zu brechen, über 30 Prozent liegt oder eine Fraktur bereits vorliegt.
Um das Gesamtrisiko zu bestimmen, muss Ihr Arzt vor allem wissen, ob bei Ihnen Risikofaktoren für Knochenbrüche vorliegen. Die Knochendichtemessung liefert ergänzende Informationen. Eine niedrige Knochendichte allein begründet keine medikamentöse Behandlung.
Die Medikamente
Meistens verordnet der Arzt heute sogenannte Bisphosphonate wie Alendron- oder Risedronsäure, bei Frauen nach den Wechseljahren auch Raloxifen. Zum Teil ist noch nicht klar, wie gut verträglich diese Medikamente auf Dauer sind. Bei den Bisphosphonaten kann es zum Beispiel zu Magen-Darm-Störungen kommen, bei Raloxifen zu Thrombosen.
Bevor Sie diese Medikamente nehmen, sollten Sie mit Ihrem Arzt gemeinsam Nutzen und Risiken bewerten. Informieren Sie dazu Ihren Arzt über andere Erkrankungen, Überempfindlichkeiten und Besonderheiten.
An welche Fragen sollten Sie beim Vorgespräch mit Ihrem Arzt denken?
So können Sie zusammen mit Ihrem Arzt eine fundierte Entscheidung für oder gegen die Knochendichtemessung treffen:
- Fragen Sie Ihren Arzt, warum er die Untersuchung für nötig hält und was der Nutzen für Sie ist.
- Lassen Sie sich von Ihrem Arzt erklären, welche Konsequenzen er aus dem Ergebnis der Messung ziehen würde. Das ist auch dann wichtig, wenn bei Ihnen bestimmte Erkrankungen oder ein Medikament, zum Beispiel Kortison, eventuell die Knochenqualität beeinträchtigen könnten. Denn wenn es keine sinnvollen therapeutischen Konsequenzen gibt, können Sie auf die Messung verzichten. Vorbeugende Maßnahmen können Sie auch ohne Messung durchführen.
- Ihr Arzt sollte Ihnen die vorgeschlagene Untersuchung genau erläutern. Fragen Sie auch nach Alternativen und den Vor- und Nachteilen der Methode.
- Lassen Sie sich einen Kostenvoranschlag geben, aus dem der Preis und die Ziffern der Gebührenordnung genau hervorgehen. Und schließen Sie in jedem Fall vor Durchführung der Leistung mit Ihrem Arzt einen Behandlungsvertrag.
Tipp: Nutzen Sie den TK-Röntgenpass. Damit behalten Sie und Ihr Arzt den Überblick über alle durchgeführten Röntgenuntersuchungen. Einfach bei der TK bestellen.