Was ist eine Hyperventilations-Tetanie?
Manche Menschen reagieren auf Angst, Panik, Aufregung oder Stress unbewusst mit tiefen, schnellen Atemzügen. Auch bei phobischen Patienten und bei Panikattacken kann dies auftreten. Dabei wird vermehrt Kohlendioxid ausgeatmet. Es kommt zu einem Kalziummangel im Blut. Die Folge ist eine gesteigerte Erregbarkeit der Nerven und Muskeln, die sich in Muskelkrämpfen und im Extremfall in der Hyperventilations-Tetanie, äußern kann.
Die Krämpfe sind oft von unangenehmen Empfindungsstörungen und Missempfindungen wie Kribbeln und "Ameisenlaufen" an den Händen und Füßen, Armen und Beinen oder am ganzen Körper begleitet. Dies beginnt an den Händen, nach der charakteristischen Form nennt man dies Pfötchenstellung oder -haltung, benannt nach der Assoziation zu den Pfötchen junger Katzen und Hunde.
Auch Füße und Mund ("Karpfenmaul") können verkrampfen. Treten die Krämpfe am ganzen Körper auf, spricht man von einer generalisierten Hyperventilations-Tetanie. Es kann im weiteren Verlauf auch zu Lähmungen von Muskeln kommen. Begleitend treten oft Symptome wie Kopfschmerzen, Schwindel, Sehstörungen und Benommenheit bis zur Bewusstlosigkeit (Synkope) auf.
Auch bei Fieber, Gehirnerkrankungen, hormonellen Störungen oder durch bestimmte Medikamente kann es zu einer Hyperventilation kommen. Man kennt die Symptome auch von Tetanus, einer sehr schweren Erkrankung, die durch ein Gift des Bakteriums Clostridium tetani verursacht wird. Dagegen gibt es eine Schutzimpfung.
Generell gilt: Ursache des Hyperventilationssyndroms können auch verschiedene Grunderkrankungen sein, die abgeklärt werden sollten.
Welche weiteren Symptome können bei einer Hyperventilation auftreten?
- Unruhe und Aufregung
- Zittern
- Schwindel
- Benommenheit, vorübergehende Bewusstlosigkeit möglich
- Schwitzen
- Kopfschmerzen
- Sehstörungen
- Atemnot
- Müdigkeit, Schläfrigkeit, Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit
- Brustschmerzen, Druckgefühl über der Brust
- Kribbeln vor allem an Händen, Füßen und um den Mund herum
- Taubheitsgefühle
- Blähungen durch Luftschlucken, Aufstoßen, Schluckstörung
- Depressive oder ängstliche Stimmungslage
Welche Erste-Hilfe- und Sofortmaßnahmen sind bei einer Hyperventilations-Tetanie angezeigt?
Bei einer akuten Hyperventilation muss das abgeatmete Kohlendioxid dem Körper wieder zugeführt werden, damit sich der Kalziumspiegel normalisiert und sich die Symptome zurückbilden.
- Reden Sie beruhigend auf den Betroffenen ein und bitten Sie ihn, ruhig zu atmen. Sagen Sie ihm, dass die Beschwerden harmlos sind und bald vorübergehen.
- Richtig angewendet, kann die sogenannte "Tütenatmung" helfen. Dabei atmet der Betroffene in einen vor den Mund gehaltenen Plastikbeutel. Auf diese Weise wird mehr Kohlendioxid zurückgeatmet und die Beschwerden lassen nach. Wichtig: Eine "Tütenatmung" sollten Sie nur vornehmen, wenn Sie dies schon einmal gemacht haben und die Methode sicher anwenden können.
- Schützen Sie den Betroffenen vor Verletzungen, die er sich als Folge der Krämpfe zuziehen könnte. Lagern Sie ihn, wenn möglich, auf einer weichen Unterlage.
- Kontrollieren Sie Atmung und Bewusstsein des Betroffenen.
- Bringen Sie den Betroffenen zum Arzt, auch wenn er sich nach kurzer Zeit wieder erholt hat. Eine körperliche Ursache sollte immer ausgeschlossen werden.
- Wenn die Beschwerden nicht nachlassen oder stärker werden, alarmieren Sie den Rettungsdienst: Wählen Sie den Notruf 112.
Was kann man selbst zur Vorbeugung weiterer Hyperventilations-Anfälle tun?
- Informieren Sie sich über die Möglichkeit einer Atemschulung. Hier können Sie eine Zwerchfellatmung erlernen und bei einem akuten Anfall anwenden.
- Lassen Sie sich von Ihrem Arzt über die Möglichkeit eines Entspannungstrainings (zum Beispiel Autogenes Training) beraten.
- Treten die Anfälle wiederholt bei Angstzuständen oder Panikattacken auf, holen Sie sich Rat bei einem Psychologen oder Psychiater ein, vielleicht kann eine Psychotherapie helfen.