Migräne-App: Das digitale Hilfsmittel gegen Kopfschmerzen
Den Großteil ihres Lebens leidet Jennifer schon an chronischer Migräne. Um ihre Erkrankung besser zu verstehen, nutzt die 34-Jährige die Migräne-App der TK. Die App hilft ihr dabei, Attacken selbst aktiv vorzubeugen - und unterstützt auch ihre Ärztinnen und Ärzte bei der Suche nach der besten Therapie.
Jennifer, seit wann leidest du unter Migräne?
Die Migräne begleitet mich leider schon seit meiner frühen Kindheit. Damals war sie zwar noch nicht als solche diagnostiziert. Aber bereits mit sechs oder sieben Jahren lag ich ständig flach - teils tagelang. Damals hieß es immer "Jenny hat wieder Kopfschmerzen", bis dann irgendwann die Diagnose feststand: chronische Migräne.
Wie beeinflusst die Migräne deinen Alltag?
Es gibt viele Trigger, die eine Migräneattacke auslösen können. Bei mir zählen dazu beispielsweise grelles Licht von Bildschirmen, laute Geräusche und auch Stress. Das gleiche gilt für unregelmäßiges Schlaf- oder Essverhalten. Im Alltag versuche ich die Trigger durch gute Planung und Pausen im Griff zu halten. Dennoch kann ich heute leider nicht mehr meinem Beruf als Mediengestalterin nachgehen. Die Krankheit hat vieles in meinem Leben verändert. Aber heute kann ich auch sagen, dass ich sehr viel besser damit leben kann.
Was hat dir geholfen, besser mit der Krankheit umzugehen?
Anfangs habe ich es mit den Klassikern versucht: Zimmer abdunkeln, Wanduhr abhängen und einen kalten Lappen auf die Stirn legen. Und irgendwann kamen noch Migräne-Medikamente wie Triptane dazu, die an besonders schlimmen Tagen wirklich ein Segen sind. Genau wie die Einstellung auf eine medikamentöse Prophylaxe. Ein weiterer wichtiger Pfeiler meiner Therapie ist zudem die Migräne-App, die mir sehr dabei geholfen hat, die Krankheit zu verstehen und dementsprechend besser mit ihr umzugehen.
In der Migräne-Behandlung ist Wissen Macht.
Inwiefern hilft dir die Migräne-App im Alltag?
Ich bin bereits 2017 über die Migräne-Community bei Facebook auf sie aufmerksam geworden. Die Hauptfunktion der App ist der Kopfschmerzkalender, in dem man täglich aktuelle Befindlichkeiten dokumentieren kann. Das hilft einem selbst dabei, den langfristigen Verlauf der Kopfschmerzen im Blick zu behalten. Und meine Ärzte finden das natürlich auch super. Denn der Kalender bildet praktisch die Grundlage für eine vernünftige Therapie. In der Migräne-Behandlung ist Wissen Macht.
Apps
Wie genau unterstützt die Migräne-App bei der Behandlung?
Wenn ich die App öffne, wird mir gleich eine Übersicht der letzten dreißig Tage angezeigt. Ich sehe sofort, wann meine Schmerzen wie stark waren, aber auch an welchen Tagen ich Medikamente genommen habe und bekomme dazu viele weitere Informationen. Diese ganzen Daten kann ich mir dann vor meinen Sprechstunden als PDF exportieren lassen und per Mail an meinen Neurologen weiterleiten. So hat dieser gleich einen detaillierten Überblick über meinen Krankheitsverlauf und kann daraus effektive Behandlungsmaßnahmen ableiten.
Rund drei Tage weniger leiden Betroffene jeden Monat an Kopfschmerzen, wenn sie die Migräne-App nutzen.
Das ergab jedenfalls eine Studie zur Migräne-App der Schmerzklinik Kiel und der TK aus dem Jahr 2018. Alle Ergebnisse der Studie finden Sie
hier
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Was hilft dir bei akuten Migräne-Anfällen?
Mir hilft vor allem die Funktion, mit der ich meine Triptan-Schwelle bestimmen kann. Kurz zum Verständnis für alle Nicht-Betroffenen: Triptane und auch Schmerzmittel darf man nur in einer bestimmten Anzahl an Tagen im Monat nehmen, da sonst ihre Wirkung ins Gegenteil umschlagen kann. Wenn ich mir also nicht sicher bin, ob die Migräne-Attacke schon behandlungswürdig ist, trage ich die Stärke, den Ort und Charakter des Schmerzes in die App ein und kriege daraufhin eine Empfehlung, wie ich damit umgehen soll. Auch nach all den Jahren hilft mir diese Funktion noch immens und gibt mir mehr Sicherheit im Umgang mit meiner Migräne.
Gibt es noch weitere Funktionen, die du nutzt?
Eine Funktion, die ich sehr cool finde, ist der Aura-Simulator. Mit diesem kann ich meinem Umfeld zeigen, was ich während so einer Aura wahrnehme. Das schafft Verständnis. Denn viele Nicht-Betroffene können mit dem Begriff Aura nicht wirklich etwas anfangen. Dank der Videos haben sie eine ungefähre Vorstellung, was Migräne-Patientinnen und Patienten während so einer Attacke mit Aura durchmachen. Außerdem nutze ich regelmäßig die Übungen zur progressiven Muskelentspannung, die mir einfach dabei helfen, zur Ruhe zu kommen.
Würdest du sagen, dass die App auch schon im frühen Stadium der Migräne hilft?
Unbedingt. Ich empfehle jedem Menschen, der vielleicht auch nur unregelmäßig Kopfschmerzen hat, die App mal auszuprobieren. Gerade zu Beginn kann die Dokumentation dabei helfen, herauszufinden, ob es sich überhaupt um eine Migräne handelt oder nicht. Ich bin mir sicher, dass, wenn ich früher damit begonnen hätte, meine Migräne heute nicht so ausgeprägt wäre.
Jennifer (34) aus Siegen leidet seit ihrer Kindheit an chronischer Migräne. Mit der Migräne-App fand sie endlich ein Mittel, um ihre Erkrankung besser zu verstehen und zu managen.