Kiel, 5. Oktober 2023. Bei Erkältungskrankheiten werden in Schleswig-Holstein immer weniger Antibiotika verschrieben. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) im nördlichsten Bundesland. Demnach bekamen im vergangenen Jahr rund sieben Prozent ein entsprechendes Präparat bei ärztlich diagnostizierten Erkältungen verordnet. Fünf Jahre zuvor (2017) erhielten noch 21 Prozent ein Antibiotikum.

Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein: "Es ist gut zu sehen, dass weniger Menschen in Schleswig-Holstein bei Erkältungen zu Antibiotika greifen. Denn jeder Einsatz eines solchen Medikamentes kann Resistenzen begünstigen. Antibiotika sollten daher unbedingt mit Bedacht verschrieben und eingenommen werden." Tatsächlich sind Antibiotika bei viralen Effekten, zu denen die meisten Erkältungskrankheiten gehören, wirkungslos. Sie helfen nur gegen Bakterien. 

Fortbildung von ärztlichem Personal fruchtet

Auch mit Blick auf den Ländervergleich wurden in Schleswig-Holstein deutlich seltener Antibiotika bei Erkältungen verschrieben. In Niedersachsen waren es acht Prozent der erkälteten Versicherten, in Nordrhein-Westfalen zehn Prozent. Der Bundesschnitt liegt bei neun Prozent. "Die Daten zeigen eine deutliche Verbesserung bei der Verschreibung von Antibiotika bei viral bedingten grippalen Infekten. Das ist ein erfreuliches Ergebnis, das auf die gezielten Informationen und Fortbildungen zurückzuführen ist", kommentiert Prof. Dr. Henrik Herrmann, Präsident der Ärztekammer Schleswig-Holstein (ÄKSH). Es haben mehr als 100 Ärztinnen und Ärzte den Grundkurs ABS-beauftragter Arzt (Antibiotic Stewardship) bei der ÄKSH erfolgreich durchlaufen, um sich für den zielgerichteten Umgang mit Infektionen und Antibiotikatherapien zu qualifizieren. 

Aufklärungsbedarf in der Gesellschaft

Eine aktuelle von der TK beauftragte Forsa-Befragung zeigt, dass beim Thema Antibiotika-Einsatz viel Unwissenheit in der Gesellschaft herrscht. Zwar haben 97 Prozent der Befragten schon einmal von Resistenzen im Zusammenhang mit zu häufigem oder falschem Einsatz von Antibiotika gehört. Jedoch meint auch fast ein Drittel der Befragten (31 Prozent), dass Antibiotika bei Virusinfektionen wirken - obwohl die Mittel bei Viren wirkungslos sind.

Hinweis für die Redaktion

Die Arzneimittel-Daten stammen aus dem Gesundheitsreport 2023 , in dem unter anderem die Arzneimittelverordnungen der rund 5,6 Millionen bei der TK-versicherten Erwerbspersonen ausgewertet werden, davon rund 530.000 Menschen mit Wohnsitz in Schleswig-Holstein. Für die bevölkerungsrepräsentative Umfrage im Auftrag der TK hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im April und Mai 2023 bundesweit insgesamt 1.400 Personen ab 18 Jahren telefonisch unter anderem zum Thema Antibiotika befragt.  
Mehr Informationen zum Thema gibt es auf tk.de unter dem Stichwort Antibiotika . Informationen zu "DART 2030", der Antibiotika-Resistenz-Strategie der Bundesregierung, gibt es ebenfalls online.