Das Land Mecklenburg-Vorpommern engagiert sich intensiv im Bereich der Digitalisierung. Die digitalen Services der Verwaltung verdeutlichen, dass die Landesregierung die Bedeutung digitaler Strukturen erkannt hat. Wenn Mecklenburg-Vorpommern auch zukünftig Innovationstreiber für den Ostseeraum bleiben soll, gilt es den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin zu forcieren.

Ökosystem für Künstliche Intelligenz schaffen

Als Flächenland mit geringer Einwohnerdichte ist Mecklenburg-Vorpommern die ideale Pilotregion, um skalierbare KI-Lösungen zu testen. Aus Sicht der TK ist die Vernetzung von grundlagenorientierten Forschungsprojekten der Wissenschaft, wettbewerblichen Strategien der Wirtschaft und versorgungsoptimierenden Leistungsangeboten ein zentraler Erfolgsfaktor für den Innovationsstandort MV.

Die gegenwärtig relevantesten KI-Forschungsfelder, die Muster- und Spracherkennung, maschinelles Lernen und neuronale Netzwerke sind durch besonders kurze Innovationszyklen gekennzeichnet. Es ist daher nicht verlässlich vorhersagbar, wie sich die KI-Forschung allgemein oder einzelne Felder in den nächsten Jahren weiterentwickeln werden und welche Technologien zum Einsatz kommen. Daher ist es wichtig, dass die KI-Strategie unseres Bundeslands nicht nur einzelne Forschungsansätze und Anwendungen fokussieren, sondern den Aufbau eines dynamischen KI-Ökosystems forciert. Die Innovationszentren des Landes können dabei als Webstühle die unterschiedlichen Ansätze vernetzen. Nur mit einer zentralen Steuerung können Projekte der unterschiedlichsten Branchen und Forschungsstandorte ressourcenschonend koordiniert und umgesetzt werden. Das Ziel des Ökosystems muss es sein, den Transfer von positiven Forschungsergebnissen in den Markt zu beschleunigen.

Ein erster Schritt auf dem Weg zum "KI-Ökosystem Mecklenburg-Vorpommern" kann ein Handlungsrahmen für die Entwicklung des Ökosystems sein. Die Koordination dazu sollte gemeinschaftlich vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Gesundheit sowie dem Ministerium für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung geleistet werden. Darüber hinaus fordern wir die Einrichtung eines "Kompetenznetzwerkes Künstliche Intelligenz", um Expertise disziplin- und branchenübergreifend zu bündeln. KI-basierende Geschäftsmodelle und Produkte zeichnen sich durch eine hohe Gründungsdynamik aus. Der Zugang zu Kooperations- und Technologie-Partnern sowie Kapitalgebern ist gerade in der besonders kapitalintensiven Wachstumsphase essentiell. Daher sollte ein KI-Kompetenzzentrum gleichermaßen als Schnittstelle in die Ministerien und zu den bereits am Markt aktiven Playern fungieren.

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KI-Einsatz mit Versorgungsprojekten verknüpfen

Die Gesundheitswirtschaft ist der bedeutendste Wirtschaftszweig unseres Landes. Jeder fünfte Beschäftigte arbeitet in der Branche. Der Anteil der Gesundheitswirtschaft an der Gesamtwirtschaft Mecklenburg-Vorpommerns beträgt 15 Prozent. Damit unsere Universitätskliniken auch weiterhin Impulsgeber für die Wirtschaft bleiben, müssen sie in besonderer Weise die KI-Strategie des Gesundheitslandes Mecklenburg-Vorpommerns prägen. Im globalen KI-Wettbewerb wird unser Bundesland nur bestehen, wenn es Kompetenzen bündelt und Synergien klug nutzt. Auf dem Weg zur flächendeckenden Anwendung künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen müssen an den Standorten der Universitätskliniken Modellprojekte zur Erprobung der KI im Gesundheitswesen geschaffen werden. Durch die maschinelle Auswertung strukturierter Daten können Krankheitsverläufe automatisiert abgeglichen und anhand echter Versorgungsdaten die besten Behandlungsoptionen ermittelt werden.

Einige bereits in unserem Bundesland umgesetzte Versorgungsprojekte besitzen aussichtsreiches KI-Potential. Damit so wenig Zeit wie möglich für grundlegende organisatorische Prozesse und Verwaltungsabläufe benötigt wird, sollten zwei Exzellenzprojekte auf bereits existierende Versorgungsansätze aufsetzen. Aus unserer Sicht haben die Innovationsfondsprojekte TeleDermatologie und Herz Effekt MV das größte KI-Potential. Den im Rahmen der Projekte erarbeiteten Wissensvorsprung im Bereich der Versorgungsinnovation gilt es nun weiter auszubauen. 

Im Innovationsfondsprojekt TeleDermatologie bündeln die Universitätsmedizin Greifswald, die Informations- und Kommunikationsgesellschaft mbH, das Institut für angewandte Versorgungsforschung, über 100 niedergelassene Hausärzte und die TK ihre Kompetenzen, für eine flächendeckende fachärztlich-dermatologische medizinische Versorgung. Die bildorientierten Telekonsile von TeleDermatologie sind eine Einflugschneise für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz.  

Für Herz Effekt MV kooperieren die Universitätsmedizin Rostock, die Philips GmbH, die AOK Nordost und die Techniker Krankenkasse. Die Partner haben sich das Ziel gesetzt, allen chronisch herzkranken Patienten mit leichten bis schweren Symptomen die wohnortnahe spezialisierte medizinische Versorgung zu ermöglichen. Dazu werden alle an der Patientenversorgung beteiligten Kompetenzen im Care-​Center gebündelt und koordiniert. Möglich ist das durch die digitale Vernetzung der Patienten ​mit dem Care-Center. Die dort zusammenlaufenden Versorgungsdaten sind prädestiniert für die automatisierte Analyse und individuelle Behandlungsempfehlungen.

Die bereits erzielten Erkenntnisse und errichteten Versorgungspfade können unkompliziert weiter in den "Exzellenzprojekten KI" genutzt werden. Wir als Techniker Krankenkasse setzen uns dafür ein, bestehende bild- und datenbasierenden Versorgungsleistungen weiter auszubauen. Gleichzeitig fordern wir die Landesregierung auf, einen Förderungsmechanismus für bereits bestehende Versorgungsprojekte einzurichten, der weitere Innovationsschritte ermöglicht.

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Künstliche Intelligenz verbessert die Qualität

Künstliche Intelligenz ist längst keine Zukunftsmusik mehr. Ohne eine versierte KI sind Videospiele langweilig und auch autonomes Fahren wurde erst mit künstlicher Intelligenz möglich. Auch die TK nutzt gegenwärtig bereits KI. Die hauseigene IT arbeitet beispielsweise an einer Anwendung, die pro Jahr millionenfach eingesendete Dokumente ordnet und somit schnell der weiteren Bearbeitung zuführt. Beispiele für KI-Anwendungen in der Medizin sind die Diagnostik bei bildgebenden Verfahren oder Symptom-Checks mit möglichen Krankheitsdiagnosen. Solche Hilfsmittel können dazu führen, dass Diagnosen präziser gestellt und Patienten besser behandelt werden. Denkbar ist sogar, dass durch personalisierte Prävention die Entstehung von Krankheiten verhindert werden kann. Wir als TK betrachten KI als wichtigen Teilbereich der Digitalisierung und möchten, dass KI im Sinne der Versicherten in das Gesundheitssystem integriert wird. Daher engagieren wir uns intensiv in der Versorgungsforschung, mit dem Ziel, die Behandlungsqualität und Patientensicherheit zu verbessern.

Mediziner müssen über ein enormes Wissen verfügen, was Krankheitssymptome, verschiedene Ursachen für Erkrankungen und den aktuellen Stand der Medizin angehen. Dabei kann sich kein Arzt in allen Fachrichtungen und den angrenzenden Bereichen vollumfänglich auskennen. Genau hier und insbesondere bei seltenen Erkrankungen können KI-Assistenzsysteme unterstützen: Sie analysieren die riesigen Datenmengen und stellen mit ihren Algorithmen Zusammenhänge her, die ein Arzt für seine Diagnose und Behandlung nutzen kann. Ein Arzt wird künftig also auch zum Datenmanager, der in der Lage sein muss, computerbasierte KI-Ergebnisse im Sinne seines jeweiligen Patienten richtig zu interpretieren. Richtig eingesetzt bieten diese Systeme das Potential, dass sich medizinisches Personal wieder mehr Zeit für den Patienten nehmen kann und es so möglich wird, die sprechende Medizin in den Vordergrund zu rücken.

KI-Einsatz wissenschaftlich begleiten

Für die TK als gesetzliche Krankenversicherung haben die verantwortungsvolle Arbeitsweise und  die strikte Einhaltung der Datenschutzanforderungen oberste Priorität. Die deutschen und europäischen Datenschutzanforderungen müssen auch bei der Erprobung künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen die Grundlage für den Umgang mit den hochsensiblen Gesundheitsdaten sein. 
Für uns als TK ist klar, dass wir nur Daten nutzen, die uns auf Grundlage der gültigen Gesetze zur Verfügung stehen. Gleichzeitig ist es wichtig, den Mehrwert für die Patienten im Blick zu haben. Daher sind aus den Projekten ausgliederbare Einzelbausteine, z. B. für intelligente Serviceleistungen, sinnvoll. Insbesondere im Bereich neuer Technologien sind ein transparenter und vertrauensvoller Umgang mit den analysierten Daten wichtig. Die kluge Einführung von Technologien und die Datensicherheit wird über die Wettbewerbsfähigkeit KI-basierender Versorgungslösungen und letztlich über den KI-Standort MV entscheiden.

Nur mit einheitlichen Standards und interdisziplinärer Kooperation kann ein ethisch-wissenschaftlicher Diskurs zu den Möglichkeiten und Grenzen des KI-Einsatzes geführt werden. Nicht alles, was technisch möglich ist und künftig möglich sein wird, ist ethisch vertretbar und für die Versorgung sinnvoll. Gleichzeitig muss mit der praktischen Umsetzung von KI-Projekten eine Auseinandersetzung mit der Komplexität und Tragweite des Themas "Künstliche Intelligenz in der Versorgung" einsetzen. Der medizinische Erkenntnisprozess sollte die Initialzündung für eine Debatte über den ethisch und gesellschaftlich verträglichen Umgang mit Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen sein. Ein erster Schritt für den konstruktiven und respektablen Umgang mit KI in unserem Bundesland ist die Entwicklung einer eigenen Landesstrategie. Einige Bundesländer, wie zum Beispiel Baden-Württemberg und Bremen, haben sich des Themas bereits angenommen. Damit Mecklenburg-Vorpommern den Anschluss im wichtigen Zukunftsfeld KI nicht verliert, fordern wir die Landesregierung auf, eine "interdisziplinäre Landesstrategie Künstliche Intelligenz" zu entwickeln.

Posi­ti­ons­pa­pier für eine KI-Stra­tegie

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