TK: Herr Jacob, welches ist das größte Problem, mit dem Sie und Ihre Mitglieder im Moment zu tun haben?

Michael Jacob: Das größte Problem ist, dass viele große Probleme parallel auftreten: strukturelle Unterfinanzierung bei den Betriebskosten, Fachkräftemangel, fehlende Planungssicherheit und eine überbordende, entgegen allen Beteuerungen der Politik weiterwachsende Bürokratie, die zu viele Ressourcen bindet, einer tiefen Misstrauenskultur entspringt, Kreativität abwürgt und Handlungsspielräume einengt. 

TK: Welchen gesundheitspolitischen Auftrag haben Sie an die neue Landesregierung?

Jacob: Einfach formuliert: Die gesundheitliche Versorgung aller Brandenburgerinnen und Brandenburger sicherzustellen. Durch den - in Brandenburg erprobten und erfolgreichen - Weg des kooperativen Einbeziehens aller Akteurinnen und Akteure der gesundheitlichen Versorgung. Durch ein mutiges Ausloten des (immer noch viel zu engen bundesgesetzlichen) ordnungspolitischen Rahmens für kreative, regional angepasste Lösungen. Durch eine die  Krankenhäuser (weiterhin) wertschätzende, der Bedeutung der Krankenhäuser entsprechende engagierte Politik - auch und gerade im Diskurs mit der Bundespolitik.

Dazu gehört auch die Verstetigung der im Rahmen des Brandenburg-Paketes erfolgten Erhöhung der jährlichen investiven Mittel auf die unbestritten notwendige Höhe von knapp über 200 Millionen Euro.

Michael Jacob

Michael Jacob, Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg e.V.  Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg e.V. 

TK: Wie soll die Gesundheitsversorgung von morgen finanziert werden?

Jacob: Angemessen und ausreichend. Gerne auch im bestehenden dualen System, wenn sich das Land und die Krankenkassen ihrer Verantwortung dauerhaft stellen und diese wahrnehmen.

Neue Versorgungsmodelle, neue Leistungsangebote - stationär-ambulant, Robotik, Telemedizin, KI etc. - müssen schnell in das Finanzierungssystem integriert werden und eine Refinanzierung der Kosten erlauben. Dort, wo es nicht ausreicht, muss die Finanzierung der Vorhaltung flankierend helfen. Nicht wie bisher vorgesehen nach einem komplizierten, an der Menge orientierten Modell, sondern anhand von standortbezogenen Strukturkosten.

Und es muss mehr in Leistung, mehr in die Menschen, die diese Leistung erbringen, investiert werden. Nicht wie heute viel zu viel in Bürokratie und Kontrolle.

Zur Person

Michael Jacob ist Diplom-Verwaltungswissenschaftler, der sich beruflich ganz dem Gesundheitswesen verschrieben hat.  Zunächst wirkte er als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) unter anderem am Aufbau der Brandenburger Krankenhausplanung mit. Von 1995 bis Mai 2019 war er beim vdek, zuletzt als Leiter des Referats  stationäre Versorgung Berlin/Brandenburg. Im Rahmen einer Abordnung an die DRG-Projektstelle/InEK bereitete er 2001/2002 die Einführung der DRG mit vor. Seit Juni 2019 ist Michael Jacob Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft Brandenburg e. V..