TK: Frau Dr. Rogge, warum beschäftigen Sie sich bei der TK mit innovativen Versorgungideen? 

Dr. Rogge: Als TK sind wir immer auf der Suche nach neuen Ideen, um die Versorgung unserer Versicherten zu verbessern. Wir müssen die Versorgung unbedingt verbessern und das System an die Herausforderung der Demographie und des Fachkräftemangels anpassen. Dabei müssen wir die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen. Deshalb sprechen wir aktiv mit allen, die eine innovative Idee haben. Das sind ganz unterschiedliche Beteiligte: wie Start-Ups, Krankenhäuser, Ärztinnen und Ärzte, Verbände und Hochschulen. So wollen wir die besten Ideen finden und umsetzen. 

Dr. Frede­rike Rogge

TK-Pressefoto: Dr. Frederike Rogge, Referentin für Vertragswesen in der TK- Landesvertretung Schleswig-Holstein Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Referentin für Vertragswesen in der TK- Landesvertretung Schleswig-Holstein

TK: Wie unterstützen Sie diese Projektideen? 

Rogge: Wir schauen zunächst, welchen Nutzen die Idee für unsere Versicherten hat. Wenn wir von der Idee überzeugt sind, versuchen wir einen Weg in die Versorgung zu finden. Dann berate ich die Ideengebenden, welche Wege der Realisierung oder Finanzierung es gibt. Häufig müssen hierfür einige Anpassungen an den Projektideen gemacht werden. Außerdem stelle ich Kontakte zu anderen Menschen und Institutionen aus unserem Netzwerk her.  

TK: Können Sie bereits von der Erfolgsgeschichte einer innovativen Idee aus Schleswig-Holstein berichten? 

Rogge: Ein Projekt, das mich auch persönlich sehr berührt hat, ist ein Projekt für Kinder mit Krebserkrankungen namens KULT-SH . Es geht dabei um Kinder, die während der Zeit ihrer Therapie für viele Untersuchungen, teilweise täglich, in die Klinik kommen müssen. Für die Familien ist das eine große Belastung. Diese Untersuchungen durch die Kinder-Onkologinnen und -Onkolgen im UKSH wollen wir mit dem Projekt-Team so oft wie möglich telemedizinisch durchführen. Die Familien können mit kleinen Messgeräten, wie Puls-Oxymeter, einige Vital-Werte der Kinder zuhause erfassen und mit der KULT-SH-App an die Klinik übertragen. Durch die telemedizinische Betreuung der Kinder konnten bisher über 34.000 km an Fahrwegen in Schleswig-Holstein eingespart werden. Das freut mich ganz besonders, weil wir mit dem Projekt die Zeit dieser eingesparten Fahrtwege den Familien schenken konnten.  

TK: Wie wird so ein neues Projekt in die Versorgung aufgenommen und finanziert?  

Rogge: Die Versorgung der Patientinnen und Patienten von KULT-SH wird mit Mitteln aus dem bundesweiten Innovationsfonds gefördert. Dieser Fördertopf ist für größere Projekte mit einer längeren Laufzeit und einer wissenschaftlichen Evaluation geeignet. Das Antragsverfahren ist komplex und es vergeht einige Zeit, bis es zur Förderung kommt. Grade jetzt, wo eine neue Förderbekanntmachung veröffentlicht wurde, berate und unterstütze ich Interessierte aus Schleswig-Holstein mit Projektideen für den Innovationsfonds. Abgesehen vom Innovationsfonds bietet der Versorgungssicherungsfonds in Schleswig-Holstein gute Fördermöglichkeiten für kleinere Projekte mit einer Laufzeit von maximal drei Jahren. 

TK: Was macht, Ihrer Erfahrung nach, ein gutes Projekt aus? 

Rogge: Der Kern eines guten Projekts ist immer eine Lücke in der Versorgung, die durch diese Projektidee geschlossen wird. Es ist also wichtig einen Bedarf zu erkennen und dafür eine umsetzbare Idee zu entwickeln. In dem Projekt sollten dann erreichbare Ziele formuliert sein, die beispielsweise den Nutzen für die Patienten merkbar erhöhen, die Digitalisierung fördern oder den Fachkräftemangel bekämpfen. Dabei ist es wichtig die Expertise aus verschiedenen Bereichen zusammen zu bringen und Menschen aus der Praxis von Anfang an einzubeziehen. 

TK: Wie können diese Projekte die Versorgung in Schleswig-Holstein verbessern und wo liegt besonders großes Potential?  

Rogge: Projekte wie KULT-SH zeigen beispielhaft, wie Spitzenmedizin auch in die ländlichen Regionen unseres Bundeslands gebracht und wertvolle Zeit für die Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen gewonnen werden kann. Das ist insbesondere in unserem Flächenland von entscheidender Bedeutung. Wir setzen darauf, dass in Zukunft innovative Ideen auch Künstliche Intelligenz (KI) weiter ins Gesundheitssystem einbinden werden: Von Diagnostik, Zweitbefundung über Dokumentation ist vieles möglich. Gleichzeitig können Innovationen die Sektorengrenzen unseres jetzigen Versorgungssystems aufweichen und damit zu einer Verbesserung in der Versorgung führen.  

Weitere Informationen

Am 22. März wurde die neue Förderbekanntmachung des Innovationsausschuss veröffentlicht. Über den Innovationsfonds des Gemeinsamen-Bundesausschuss (G-BA) werden neue und innovative Ideen und Projekte gefördert, die Brücken zwischen den verschiedenen Versorgungsbereichen bauen.