Ambulante Operationen werden überwiegend minimal invasiv durchgeführt, vereinfacht gesagt, mit sehr kleinen Operationsöffnungen. Dies führt zu einer schnellen Genesung und zu niedrigen postoperativen Schmerzen. Kein Katheter oder Drainagen werden gelegt. Der Heilungsprozess ist deutlich beschleunigt. Dr. Andreas Roth, Geschäftsführer der Gynäkologischen Praxisklinik München, erklärt: "Die Krankschreibung zum Beispiel nach Gebärmutterentfernung beträgt nur noch zehn Tage. Außerdem haben wir seit Jahren keine postoperativen Infektionen zu verzeichnen. Da deshalb auch sehr zurückhaltend mit Antibiotika umgegangen wird, werden zudem Resistenzen vermieden."

Minimal-invasive Techniken

Dies bestätigt auch Dr. Norbert Pfützenreuter, Leiter der Klinik mednord, in der gynäkologische Operationen ambulant durchgeführt werden: "Ambulante Operationen haben eine sehr hohe Akzeptanz bei den Patientinnen, weil niemand gerne in einem Krankenhaus liegt und man sich im häuslichen Milieu einfach besser erholt. Dank minimal-invasiver Techniken ist das heute bei immer mehr Operationen möglich." 

Damit jemand ambulant operiert werden kann, muss er oder sie einen gesunden Allgemeinzustand vorweisen können und die organisatorischen Voraussetzungen für eine ambulante Operation sicherstellen. Dazu gehört, dass der Transport von der Klinik nach Hause gewährleistet ist, dass innerhalb der ersten 24 Stunden die Überwachung zu Hause möglich und eine telefonische Erreichbarkeit gesichert ist. "Zunächst geht ein ambulanter Eingriff mit geringerer Kontrolle durch den Arzt oder Operateur vor Ort einher", erläutert Prof. Dr. med. Philipp Niemeyer, Leitender Arzt bei der OCM. "Da Arzt und Patient bei der Entscheidung für eine ambulante OP gemeinsam in die Verantwortung zu nehmen sind, sind Aspekte wie zum Beispiel die Einsicht in den geplanten Eingriff und die Nachsorge sowie ein grundsätzliches Verständnis für die Therapie erforderlich." 

Nach Hause entlassen

Egal ob orthopädische oder gynäkologische Eingriffe, der Ablauf einer ambulanten Operation ist fast immer gleich: Vor der OP erfolgt die Vorbereitung der Patientin oder des Patienten - Umziehen, Reinigen und Vorbereiten des Operationsareales - bevor er oder sie in den eigentlichen Operationsbereich kommt. Dort beginnt die Anästhesie. Die Operation selbst kann in Abhängigkeit von der Art des Eingriffs unter lokaler, regionaler oder auch Vollnarkose erfolgen. Nach der Operation ist eine Überwachung erforderlich, deren Länge davon abhängt, wie umfangreich der Eingriff gewesen ist. Danach kann die Patientin oder der Patient nach Hause entlassen werden. Eine Kontrolle erfolgt nach einigen Tagen beim zuweisenden Arzt oder bei der zuweisenden Ärztin oder bei orthopädischen Eingriffen am Folgetag in der Praxisklinik.

Komplikationsrate liegt bei 0,27 Prozent

Ambulante Operationen werden sowohl aus medizinischer als auch aus Sicht der Patientinnen und Patienten genau evaluiert. Entwickelt wurden die dafür genutzten Fragebögen von den Geschäftsführern und Gründern der Firma medicaltex, Dr. Klaus Bäcker und Ralf Mayr. Seit rund 20 Jahren helfen sie Praxiskliniken in ganz Deutschland dabei, die Qualität ihrer Arbeit und die Zufriedenheit von ambulant operierten Patientinnen und Patienten genau im Blick zu behalten. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Im Rahmen einer für die TK in Bayern durchgeführten Auswertung von 100.000 Fragebögen zu ambulanten Operationen im Jahr 2021 lag die interoperative Komplikationsrate lediglich bei 0,27 Prozent, und die Komplikationsrate im Aufwachraum bei 0,39 Prozent. Dazu zählen laut den operierenden Ärztinnen und Ärzten sowie behandelnden Anästhesistinnen und Anästhesisten beispielsweise Blutungen, Gewebeverletzungen, Allergien oder Herz-Kreislauf-Probleme während der Operation. 

Auch aus Sicht der Patientinnen und Patienten gehen ambulante Eingriffe mit einer hohen Zufriedenheit einher. Auch das bestätigt die Auswertung von medicaltex. 97 Prozent fühlten sich nach der ambulanten Operation daheim ausreichend betreut und medikamentös versorgt, 90 Prozent meinten, dass das Praxisteam gut für Rückfragen zu erreichen war. Rund sieben Prozent dokumentierten in ihrem Fragebogen nach der OP eine Komplikation wie einen Bluterguss, eine Thrombose oder Entzündung. Mehr als 90 Prozent fühlten sich rund um den Eingriff gut aufgeklärt, dazu zählen Risiken, Ablauf, Narkose und die Behandlung nach der Narkose. Und 99 Prozent würden sich wieder ambulant operieren lassen, so die Daten aus dem Jahr 2021.

Spezialisierung und große Erfahrung

Ralf Mayr: "Wir beobachten, dass die Patientinnen und Patienten über die vergangenen zwei Jahrzehnte kritischer geworden sind, was diesen guten Zufriedenheitsergebnissen noch einmal Nachdruck verleiht." Dr. Klaus Bäcker ergänzt: "Eine ambulante Operation geht neben der Spezialisierung und großen Erfahrung der Operateure mit einer hohen Verantwortung nicht zuletzt für Patientin und Patient einher. Die Überwachung der oben erwähnten Punkte wie Komplikationen und Patientenaufklärung ist daher besonders wichtig. Eine hohe Qualität und die Verbesserung der Operationstechniken führen dazu, dass immer mehr Operationen ambulant erfolgen können. Davon profitieren alle Beteiligten." 

Ambulante Operationen minimieren nicht nur die Risiken für Patientinnen und Patienten, sondern führen auch zu Einsparungen im Gesundheitswesen, die wiederum den Beitragszahlerinnen und -zahlern zu Gute kommen. Davon ist auch Christian Bredl, Leiter der TK-Landesvertretung Bayern, überzeugt: "Ambulante Operationen können das Gesundheitswesen erheblich entlasten." Grund ist der deutlich geringere Aufwand. Außerdem verringert sich bei ambulanten Eingriffen das Infektionsrisiko durch Krankenhauskeime - das wiederum verhindert hohe Behandlungskosten. Ziel ist es daher, die so genannte Ambulantisierung voranzutreiben.

Potenzial der Ambulantisierung 

Deren Potenzial ist in Deutschland jedoch noch längst nicht ausgeschöpft. Das zeigte kürzlich auch ein IGES-Gutachen. Demnach könnten rund 2.500 medizinische Leistungen zusätzlich in den Katalog für ambulantes Operieren aufgenommen werden. Damit würde sich die Anzahl der derzeit möglichen ambulanten Leistungen fast verdoppeln. Dass es hierzulande ein erhebliches Ambulantisierungspotenzial gibt, bestätigt auch der GKV-Spitzenverband: Jährlich sind vier Millionen so genannte Kurzlieger mit nur einem Tag Verweildauer in der Klinik. Auch im Koalitionsvertrag steht, dass die Ambulantisierung bislang unnötig stationär erbrachter Leistungen gefördert werden soll und zwar mit einer sektorengleichen Vergütung für geeignete Leistungen, den so genannten Hybrid-DRGs. 

"Für die Umsetzung des Hybrid-DRG-Ansatzes ist eine Neuordnung der gesetzlichen Grundlagen notwendig", sagt Bredl. "Die bestehenden Regelungen zur sektorenübergreifenden Versorgung müssen beispielsweise angepasst und erweitert werden. Zudem muss die gemeinsame Selbstverwaltung die Qualitätsanforderungen und einen konkreten Leistungskatalog definieren. Diese Neuordnung bedarf jedoch eines längeren Prozesses mit Entwicklung von Behandlungspfaden, Qualitätsparametern und Vergütungen unter Einbindung medizinischer Fachgesellschaften, des Institutes für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) und der Spitzenverbände auf Bundesebene, also Krankenkassen, Deutsche Krankenhausgesellschaft und Kassenärztliche Bundesvereinigung."

Große Bereitschaft

Um den Prozess der Ambulantisierung vorab in Gang zu setzen, sollte daher zunächst die bereits begonnene Reform der ambulanten Operationen nach § 115 b SGB V umgesetzt werden. Mit am Verhandlungstisch sitzen die Deutsche Krankenhausgesellschaft und Kassenärztliche Bundesvereinigung. Laut Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstandsmitglied im GKV-Spitzenverband, gibt es trotz unterschiedlicher Positionen zum Beispiel bei der Vergütung eine große Bereitschaft unter den Verhandlungspartnern, die Ambulantisierung im deutschen Gesundheitswesen voranzubringen. Geplant ist ein stufenweises Vorgehen, das frühestens 2024 abgeschlossen ist. 

Besondere Behandlungsangebote der TK in München

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