Eine Reform der Notfallversorgung ist überfällig. Daher ist es gut, dass Bundgesundheitsminister Karl Lauterbach dieses Thema vorantreibt. Vor Kurzem hat er die Eckpunkte für das geplante Gesetz bekannt gegeben, das nun in den parlamentarischen Prozess geht. Doch neben funktionierenden Strukturen ist ein weiterer Punkt im Notfall von entscheidender Bedeutung: Erste Hilfe. Denn egal, wie schnell der Notruf abgesetzt wird, es zählt - zum Beispiel bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand - jede Minute.

Kurse liegen oft lange zurück

Doch was ist bei der Ersten Hilfe zu beachten? Und wie funktionieren stabile Seitenlage oder Herzdruckmassage nochmal? Ein Erste-Hilfe-Kurs kann bei diesen Fragestellungen helfen. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse kam dabei zu dem Ergebnis, dass zwar 96 Prozent der Befragten einen solchen Kurs absolviert haben, er bei 26 Prozent aber schon mehr als 20 Jahre zurückliegt. Und ohne Auffrischung fühlen sich viele Menschen nicht sicher im Umgang mit lebensrettenden Maßnahmen. Laut der Umfrage wissen nur noch gut die Hälfte der Menschen, deren Kurs mehr als zwei Jahren zurückliegt, wie eine Herzdruckmassage funktioniert. Dieser Wert sinkt weiter, je länger der Kurs zurückliegt.

"Es ist wichtig, dass so viele Menschen wie möglich in der Lage dazu sind, Erste Hilfe zu leisten. Da reicht ein Besuch im Rahmen der Fahrschule nicht aus", erläutert Stefan Groh, Leiter der TK-Landesvertretung Saarland und verweist auf die skandinavischen Länder: "Dort ist die Herzdruckmassage schon in den Schulen Thema und Erste Hilfe hat generell einen höheren Stellenwert im Bewusstsein der Menschen", so Groh weiter.

Niedrigschwelliges Angebot via VR-App

Obwohl die vergangene Zeit seit Besuch des letzten Kurses eine große Rolle spielt, gibt es in Deutschland weiterhin keine Verpflichtung, regelmäßig an einem Erste-Hilfe-Kurs teilzunehmen. Um Interessierten eine niedrigschwellige Möglichkeit zum Auffrischen des Wissens zum Thema Herzdruckmassage zu ermöglichen, hat die TK gemeinsam mit dem Deutschen Rat für Wiederbelebung (GRC) eine Virtual-Reality-App für Smartphones entwickelt. Dabei wird in einer zehnminütigen Schulung der Ernstfall einer Wiederbelebung via Herzdruckmassage simuliert.

Neuer Ansatz Saarretter

Ein weiterer spannender Ansatz, um die Erste Hilfe im Saarland zu verbessern, ist die App Saarretter, die vom Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Saar (ZRF Saar) entwickelt wurde und vom Ministerium für Inneres, Bauen und Sport des Saarlandes gefördert wird. Bei der Anwendung können sich qualifizierte Ersthelferinnen und -helfer, beispielsweise Feuerwehrmänner und -frauen sowie Pflegekräfte, registrieren. Diese werden dann nach einer GPS-Abfrage von der App alarmiert, wenn sie sich in fußläufiger Nähe eines gemeldeten Notfalls befinden. Dann haben die entsprechenden Personen 30 Sekunden Zeit, um den Einsatz anzunehmen. Nach einer Annahme erhält man weitere Infos zum Notfall sowie eine Route zum Unfallort. Mit diesem Konzept soll sichergestellt werden, dass Erste Hilfe geleistet wird, bevor die alarmierten Rettungskräfte eintreffen. Auch dieses Konzept kann sicherlich dazu beitragen, Menschenleben zu retten.

Hinweis für die Redaktion

Für die bevölkerungsrepräsentative, telefonische Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im April und Mai 2023 bundesweit insgesamt 1.400 Personen ab 18 Jahre (200 Personen pro Ländergebiet) mit anschließender Proportionalisierung der Gesamtergebnisse.