TK:  Die Krankenhausreform ist derzeit ein vieldiskutiertes Thema. Wie bewerten Sie den aktuellen Stand?

Steffi Suchant:  Um die stationäre Versorgung zukunftsfest zu gestalten, ist diese Reform ohne Zweifel absolut notwendig, dem aktuell gewählten Weg stehe ich jedoch ambivalent gegenüber. Positiv hervorzuheben ist die ursprüngliche Idee, die Krankenhausversorgung stärker an klaren Qualitätsvorgaben auszurichten und damit qualitativ insgesamt zu verbessern. 

Kritisch sehe ich jedoch die zunehmende Verwässerung einheitlicher Qualitätsvorgaben. Zudem ist es nicht nachvollziehbar, warum psychiatrische Leistungsgruppen hier weiterhin ausgenommen bleiben. Eine umfassende Struktur- und Vergütungsreform muss auch diesen Bereich einbeziehen, um eine ganzheitliche Verbesserung der stationären Versorgung zu erreichen.

Steffi Suchant

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Leiterin der TK-Landesvertretung Sachsen-Anhalt

TK: Wie ist der Stand der Umsetzung in Sachsen-Anhalt?

Suchant: Das Land steht hier noch am Anfang. Derzeit finden intensive Diskussionen über die künftige Krankenhauslandschaft und die Zuteilung der Leistungsgruppen statt. In den kommenden Monaten sind die Häuser nun gefordert, Anträge einzureichen, in denen sie angeben, welche Leistungen sie künftig anbieten möchten. Bis Ende September prüft das Land, ob diese Anträge plausibel sind. 

Anschließend führt der Medizinische Dienst eine umfassende Strukturprüfung durch, deren Ergebnisse bis Sommer 2026 erwartet werden. Sie sollen die Grundlage für die Neuordnung der Kliniklandschaft bilden.

Das Gesundheitsministerium hat einen ambitionierten Zeitplan vorgelegt und setzt auf eine enge Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, darunter Kliniken, Kommunen, Krankenkassen und Ärzteschaft. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, wie sich mögliche neue Vorgaben des Bundes auf den weiteren Verlauf auswirken. 

TK: Worauf kommt es jetzt aus Ihrer Sicht bei der Umsetzung der Krankenhausreform an?

Suchant: Oberste Priorität ist es, die Qualität der Versorgung in den Mittelpunkt zu rücken und die bestehenden Qualitätskriterien nicht weiter aufzuweichen. Nur so kann eine sichere und hochwertige Behandlung für Patientinnen und Patienten gewährleistet werden. 

Es ist wichtig zu betonen, dass es bei der Reform um echte Strukturveränderungen geht - und nicht darum, strukturelle Probleme lediglich mit noch mehr Geld zu überdecken. Gleichzeitig ist es erforderlich, dass alle relevanten Akteure - von den Kliniken über die Kommunen bis hin zu den Krankenkassen - gemeinsam an einer zukunftsfähigen Krankenhausplanung im Land arbeiten. Nur durch einen offenen und konstruktiven Dialog kann eine tragfähige Lösung für die Versorgung der Menschen in Sachsen-Anhalt gefunden werden.