Sommer, Sonnenschein, gute Laune. Dieser Dreiklang gilt leider nicht immer. Durch den Klimawandel nehmen Hitzeperioden, Dürren und Extremwetterereignisse auch in Deutschland zu. Bei diesen Belastungen denkt man meist an vulnerable Gruppen, beispielsweise ältere Menschen oder Kleinkinder. Doch es gibt weitere Personengruppen, die der Hitze regelrecht ausgeliefert sind: Erwerbstätige im Straßenbau, in Dachdeckereien und weiteren Berufsfeldern im Freien. Diese sind auf trockenes Wetter angewiesen, im Hochsommer aber extremen Temperaturen ausgesetzt. Bei unserem diesjährigen Gesundheitsreport haben wir uns die folgenden Fragen gestellt: Macht das Wetter krank? Welchen Einfluss hat der Klimawandel auf die Beschäftigten?

Stefan Groh

Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Leiter der TK-Landesvertretung Saarland

Höhere Belastung bei Arbeit im Freien

Dafür wurden Krankschreibungen nach Hitzetagen untersucht und eine Umfrage bei Beschäftigten und Unternehmen in Auftrag gegeben. Und die Ergebnisse zeigen: Ja, der Klimawandel hat schon heute Auswirkungen auf die Gesundheit. Besonders die Arbeit im Freien ist hierbei ein Faktor. 77 Prozent der Befragten, die einer Beschäftigung unter freiem Himmel nachgehen, fühlten sich von den Folgen der Erderwärmung belastet. Und auch bei Erwerbspersonen, die drinnen arbeiten, sind es 50 Prozent. Auch Menschen, die schwerer körperlicher Arbeit nachgehen, sind häufiger belastet als Personen, die am Schreibtisch arbeiten (75 Prozent zu 39 Prozent).

Die Untersuchung der Krankschreibungen ergab, dass bestimmte Diagnosen an Hitzetagen häufiger auftreten als saisonal erwartet. So kommen etwa Krankschreibungen mit Borreliose (typischerweise nach Zeckenbiss), mit Kreislaufproblemen, niedrigem Blutdruck, Sonnenbrand, Insektenstichen und bestimmten Wundinfektionen an heißen Tagen mehr als doppelt so häufig vor.

Hitze sorgt für weniger Produktivität

Diese Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache. Die Folgen des Klimawandels machen krank und schwächen die Wirtschaft. Denn Hitze wirkt sich auf Konzentration und Leistungsfähigkeit der Beschäftigten aus. Dadurch steigt nicht nur die Gefahr von Arbeitsunfällen und Fehlern, die Produktivität nimmt auch ab. Aktuell ist hier nur die Spitze des Eisbergs zu sehen, nicht jede Belastung zeigt sich direkt in Form einer Krankschreibung.

Unternehmen sind gefordert

Vor dem Hintergrund der Ergebnisse des Reports sind die Unternehmen schon jetzt gefordert, sich für die Hitzewellen in den kommenden Jahren vorzubereiten. Eine höhere Sensibilität zu dem Thema ist auch der am häufigsten geäußerte Wunsch der Beschäftigten. Zum einen sollten Sofortmaßnahmen umgesetzt werden, um die Arbeit erträglicher zu gestalten. Die Erwerbstätigen wünschen sich etwa bauliche Anpassungen, flexiblere Arbeitszeiten, um die Mittagshitze umgehen zu können oder lockerere Bekleidungsvorschriften. Mit dem Report wollen wir zu einem stärkeren Bewusstsein für nachhaltiges Verhalten und mehr Klimaschutz beitragen. Schließlich bedeutet Klimaschutz auch Gesundheitsschutz. Und der spielt letztlich für alle Bereiche des Lebens eine wichtige Rolle - auch für eine schwächelnde Wirtschaft. Eines steht dabei auf jeden Fall fest: Die nächste Hitzewelle kommt bestimmt.