Mainz, 9. Januar 2024. Etwa jeder oder jede Dritte in Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland nimmt fälschlicherweise an, dass Antibiotika sowohl bei Viruserkrankungen als auch bei Pilzinfektionen helfen. Das ist das Ergebnis einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). Fast jeder zehnte Befragte war hingegen der Meinung, dass Antibiotika nicht bei bakteriellen Infektionen helfen, sieben Prozent sagten, dass sie es nicht wüssten. "Richtig ist, dass Antibiotika nur bei bakteriellen Infektionen wirksam sind. Hier sieht man, dass in der Bevölkerung immer noch Unsicherheit darüber herrscht, bei welchen Erkrankungen der Wirkstoff zum Einsatz kommen soll", sagt Jörn Simon, Leiter der TK-Landesvertretung in Rheinland-Pfalz. 

Resistenzbildung in der Bevölkerung bekannt

Befragt nach ihrer Antibiotika-Einnahme in den zurückliegenden zwölf Monaten, sagten elf Prozent der Umfrageteilnehmenden an Rhein, Main und Saar, dass sie einmal Antibiotika eingenommen hätten, sieben Prozent haben mehrfach Antibiotika geschluckt. Fast alle Befragten (99 Prozent) gaben an, dass sie schon einmal von Resistenzen gehört hätten, die bei häufigem oder falschem Einsatz von Antibiotika auftreten können. Trotzdem möchten fünf Prozent der Befragten grundsätzlich bei einer starken Erkältung Antibiotika verschrieben haben, obwohl in der Regel Viren die Verursacher sind, gegen die die Antibiotika nicht helfen. 

Arzt oder Ärztin ist Ansprechpartner Nummer eins

Immerhin halten sich fast alle Patientinnen und Patienten (96 Prozent) an die Empfehlung des Arztes oder der Ärztin und nehmen Antibiotika nur, wenn er oder sie es empfiehlt. Fast zwei Drittel der Befragten haben außerdem den Eindruck, dass Antibiotika zu schnell verschrieben werden. "Der Arzt oder die Ärztin ist Ansprechpartner Nummer eins, wenn es um Antibiotika geht. Es ist deshalb wichtig, auf die richtige Einnahme hinzuweisen und auch zu erklären, warum der Einsatz von Antibiotika in manchen Fällen nicht sinnvoll ist", sagt Jörn Simon.

Verordnungszahlen seit 2014 stark gesunken

Tatsächlich bekamen im Jahr 2022 von den rheinland-pfälzischen TK-versicherten Erwerbspersonen, die wegen einer Erkältung krankgeschrieben waren, 10,5 Prozent Antibiotika verschrieben. 2014 waren es noch 38,8 Prozent gewesen. "Das ist eine erfreuliche Entwicklung, auch wenn immer noch zu viele Patientinnen und Patienten mit einer viralen Infektion die Praxis mit einem Rezept für ein Antibiotikum verlassen. Denn bundesweit liegt Rheinland-Pfalz trotz gesunkener Verordnungen noch an zweiter Stelle nach dem Saarland und fast zwei Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt", so der TK-Landeschef.  

Hinweis für die Redaktion: 

Die Zahlen stammen aus den Auswertungen zum TK-Gesundheitsreport. Grundlage dafür bilden die rund 5,6 Millionen bei der TK versicherten Erwerbstätigen (Berufstätige und ALG 1-Empfängerinnen und -Empfänger) im Alter zwischen 15 und unter 65 Jahren, darunter rund 254.000 in Rheinland-Pfalz. Stand der Zahlen ist Juli 2023. 

Die bevölkerungsrepräsentative Forsa-Befragung wurde bundesweit vom 11. April bis 2. Mai 2023 durchgeführt.