TK: Frau Dr. Kemmritz, wie haben die Berliner Apotheken die Corona-Pandemie gemeistert?

Dr. Kerstin Kemmritz: Sehr, sehr gut! Durch den frühzeitigen Eigenschutz durch Plexiglas, Masken und Desinfektionsmittel waren die Apotheken auch in der Pandemie immer offen und erreichbar. Sie haben außerdem jede Menge Zusatzaufgaben bekommen, die sie mit großem Engagement binnen kürzester Zeit umgesetzt haben, auch wenn das neben den normalen Aufgaben sehr anstrengend war. Ob es um die Herstellung von Desinfektionsmitteln ging, den Ausbau von Botendiensten, um Menschen in häuslicher Isolation zu versorgen, die Organisation und Verteilung von Schutzmasken, um kurz vor Weihnachten die zweite Welle abzublocken, den Aufbau von Schnelltestzentren, die Versorgung der Arztpraxen mit den raren Corona-Impfstoffen oder die Ausstellung digitaler Impfzertifikate: Auf unsere Apotheken vor Ort war und ist immer Verlass.

Dr. Kerstin Kemm­ritz

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Präsidentin der Apothekerkammer Berlin

TK: Welche Rolle spielt die Digitalisierung für die Apotheken?

Kemmritz: Natürlich beeinflusst die Digitalisierung die Arbeitsabläufe in Apotheken und ermöglicht im Idealfall auch die Übernahme neuer Aufgaben wie beim digitalen Impfzertifikat. Apotheken nutzen digitale Abläufe schon sehr lange, beispielsweise zur Information und Dokumentation, zur  Organisation des Warenflusses oder für Arzneimittelvorbestellsysteme. Auch digitale Großprojekte wie securPharm zum Schutz vor Arzneimittelfälschungen haben mit dazu beigetragen, dass Apotheken in Deutschland über eine gute digitale Infrastruktur verfügen - soweit das bei dem derzeitigen Netzausbau überhaupt möglich ist. Ein sehr großer Teil der Apotheken ist bereits heute an die Telematikinfrastruktur angebunden und damit "eRezept-ready".

TK: Wie sieht die Apotheke der Zukunft aus?

Kemmritz: Die Apotheke wird ihre Position als niedrigschwellig erreichbare, koordinierende, beratende und versorgende Anlaufstelle in Gesundheitsfragen weiter ausbauen. Sie wird in einem auch digital gut vernetzten Gesundheitswesen eine zentrale Rolle einnehmen. In der Apotheke der Zukunft wird pharmazeutisches Wissen weit mehr als heute genutzt und honoriert werden. Dafür ist im Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz mit den ab 2022 durch Krankenkassen vergüteten pharmazeutischen Dienstleistungen auch in Deutschland ein erster Schritt in diese Richtung unternommen worden. 

Zur Person

Dr. Kerstin Kemmritz wurde 1965 in Berlin geboren. Sie studierte Pharmazie an der Freien Universität Berlin und promovierte dort zum Dr. rer. nat. Seit 1999 Mitglied der Delegiertenversammlung der Apothekerkammer Berlin, war Kerstin Kemmritz von 2003 bis 2010 Mitglied im Vorstand der Berliner Apothekerkammer und von 2010 bis 2017 Mitglied im Vorstand des Berliner Apothekervereins. Seit Mai 2019 ist sie Präsidentin der Apothekerkammer Berlin. Die Inhaberin einer Apotheke in Weißensee ist auch als Fachbuchautorin, Referentin und Lehrbeauftragte tätig.