Gut strukturierte Gesundheitsdaten, die von KI-Technologien sortiert, ausgewertet und eingestuft werden, bereiten den Boden für eine erfolgreichere Diagnostik, Therapie und Begleitung von Patientinnen und Patienten im Gesundheitswesen. Gelingt es, diese Daten noch besser zu vernetzen, als es bisher im Gesundheitssystem üblich ist, und gelingt es, diese Daten in Echtzeit verfügbar zu machen, steht ein Quantensprung in der medizinischen Versorgung bevor. Von dieser Vision ging das Future Panel by TK am 13. September beim eHealth-Kongress Rhein Main und Hessen aus.

Expertinnen und Experten stellten vor, was sich in Zukunft durch die digitalen Entwicklungen im Gesundheitswesen für die Versorgung von Patientinnen und Patienten verändern wird. Sie zeigten auf, wo die Knackpunkte für eine bessere Versorgung liegen, wie sich die bestehenden Chancen nutzen lassen und wie sich die jeweiligen Rollen der Akteurinnen und Akteure im System verändern. 

Die Referentin und die Referenten, die uns einen Überblick zum aktuellen Stand in der Wissenschaft gaben und deren Projekte das Potenzial haben, die Versorgung zu revolutionieren:

Impuls

Luisa Wasi­lewski

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Geschäftsführerin Brainwave Hub GmbH
   

Gesundheitsdienstleister, die die Patient Journey nicht verstehen, haben keine Zukunft. Luisa Wasilewski 

Mit dem Einstiegsvortrag von Luisa Wasilewski machte das Future Panel by TK die Vision für die Versorgung der Zukunft auf. Als Expertin für Trends im Gesundheitswesen und Autorin des Buches "Digitaler Puls - warum der Gesundheitsmarkt jetzt digital handeln muss", nahm Sie das Auditorium mit in eine Welt, die für Patientinnen und Patienten nicht nur eine bessere Versorgung verspricht, sondern auch mehr Service.

Sie benannte die wichtigsten Entwicklungen im Gesundheitswesen und prognostiziert: "Gesundheitsdienstleister, die die Patient Journey nicht verstehen, haben keine Zukunft." Sie ordnete ein, welche Bausteine der Digitalisierung den Quantensprung für die Medizin bedeuten. Basierend auf Ihrem Impuls und den ausgemachten digitalen Trends im Gesundheitswesen, zeigten die folgenden Referenten auf, wie die Digitalisierung in der Versorgungskette: Diagnostik, Therapie, Begleitung im Gesundheitswesen erfolgreich und wegweisend ineinander greift.

Diagnostik

Dr. Benjamin Fried­richson

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Projektleiter ENVISION und Facharzt für Anästhesiologie und Notfallmedizin an der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie des Universitätsklinikums Frankfurt am Main.

"KI ermöglicht uns weit über das hinauszuschauen, was das menschliche Auge sehen kann." Dr. Benjamin Friedrichson

Mit der Vorhersage von Krankheitsverläufen in der Intensivmedizin beschäftigt sich Dr. Benjamin Friedrichson im Projekt ENVISION. Jeden Tag ist er im Klinikalltag mit Fragen konfrontiert wie: "Wird mein Partner wieder gesund?" oder "Mit welchen Folgeschäden muss ich bei meiner Partnerin rechnen?" Nicht immer ist es Ärztinnen oder Ärzten möglich, hier zuverlässige Aussagen für die Zukunft zu treffen. Künstliche Intelligenz und umfangreiche Dateninformationen schaffen hier eine neue Basis. Was das für die Versorgung der Menschen auf Intensivstationen bedeutet, erklärte er am Beispiel des EU-geförderten Forschungsprojektes ENVISION. "Künstliche Intelligenz in der Medizin ist kein Ersatz für menschliche Intuition, sondern eine Erweiterung unserer Fähigkeiten. Sie ermöglicht uns, weit über das hinauszuschauen, was das menschliche Auge sehen kann."

Deutlich wurde der revolutionäre Ansatz des Projektes an den bereits bekannten Ergebnissen: Mit der digitalen Technologie, die hier eingesetzt wurde, können zuverlässige Vorhersagen getroffen werden, ob Menschen auf der Intensivstation eine Sepsis entwickeln, wie wahrscheinlich es ist, ob sie beatmetet werden müssen und wie groß die Überlebenschancen einer Person sind. Eine Innovation, die damit die Vision aufmacht, durch bestimmte digitale Technologien eine erhebliche Verbesserung in der Versorgung von Schwerkranken auf der Intensivstation zu schaffen und auf das nächste Level zu heben.

Therapie

Dr. Stefan Wesarg

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Leiter des Competence Center Visual Healthcare Technologies am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD und Koordinator von MED²ICIN.

"Mit dem digitalen Zwilling betreten wir eine neue Ära in der Therapie." Dr. Stefan Wesarg  

"Zu viele Daten liegen bisher an verschiedenen Stellen verteilt. Werden sie in einem digitalen Zwilling gebündelt, ermöglicht das bessere Therapien", sagt Dr. Stefan Wesarg, wenn er über den Prototyp eines digitalen Patientenmodells spricht. Beim Future Panel by TK stellte er vor, was unter dem sogenannten digitalen Zwilling zu verstehen ist. Vor allem aber ging es darum, welcher Fortschritt durch das virtuelle Abbild eines Menschen für die medizinische Versorgung zu erwarten ist. Voraussetzung: Die individuellen Daten werden mit Populationsdaten verknüpft. Beide Datensätze sollten zudem eine ähnliche Problemlage aufweisen. Also: viele Datensätze von Menschen mit einer vergleichbaren Erkrankung beinhalten. 

Im Projekt MED²ICIN der Fraunhofer-Gesellschaft geht es dabei speziell um chronische Krankheiten. Mit der Verknüpfung der Datensätze und deren Auswertung - u. a. mittels künstlicher Intelligenz - ergeben sich für die Therapien bessere Optionen. Weiterhin lassen sich die Datensätze visualisieren und interaktiv erforschen. Am Beispiel der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen erklärte Dr. Wesarg, welche Rolle digitale Patientenmodelle künftig dabei spielen werden, Menschen mit chronischen und anderen Erkrankungen bei ihrer Versorgung nicht nur Hoffnung auf eine bessere Lebensqualität zu geben. Die immer größer anfallenden Datenmengen im Gesundheitswesen, die mit digitalen Technologien immer besser verfügbar werden, sind der Nährboden für die Vision: Da geht noch viel mehr!

Begleitung im Gesundheitswesen

Dr. Alex­ander Schel­linger

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Teamleiter im Bereich Versorgungsmanagement: Innovationen im Gesundheitswesen, Techniker Krankenkasse, Hamburg.

Personalisierte Versorgung führt zum Quantensprung! Dr. Alexander Schellinger

Versorgung in der Moderne und in der Zukunft bedeutet aus Sicht der TK als Gesundheitspartner an der Seite ihrer Versicherten zu sein. Dr. Alexander Schellinger referierte deshalb über Vorhaben und Vision der TK ihre Versicherten im Gesundheitswesen zu begleiten, sie zu beraten und zu unterstützen, wo es nötig ist. Im Zentrum stehen die individuellen Bedarfe der Menschen. Bereits heute können sich Versicherte, die an Herzinsuffizienz leiden, freiwillig in ein Programm einschreiben, das ihnen individuelle Empfehlungen und Coaching-Angebote für einen gesünderen Alltag gibt.

Vorhersagemodelle erkennen überdies anhand verschiedener Parameter frühzeitig Anzeichen für einen möglichen Klinikaufenthalt. Das kann Leben retten! Denkbar sind solche Vorhersagen für jede andere Erkrankung - die Effekte für die Betroffenen sind Antrieb der TK sich für solche Analysemodelle und personalisierten Angebote einzusetzen. Schellinger schilderte zudem, wie sich die Rolle der Krankenkasse als Expertin im Gesundheitswesen damit ausdehnt und sowohl die Versorgung als auch den Ablauf von Versorgungspfaden ganz entscheidend verändert. Umso wichtiger wird bei dieser Vision der Versorgung die Kooperation mit anderen Akteurinnen und Akteuren im Gesundheitswesen werden - neben künstlicher Intelligenz und großen Datenmengen ist die Bereitschaft zur Kooperation sicherlich ein Schlüsselfaktor für eine bessere Versorgung.  

Abschlussrunde

In der anschließenden Fragerunde gab es einen regen Austausch zwischen Publikum, der Referentin und den Referenten. Der Appell an das Auditorium: Jeder Mensch kann dazu beitragen, die Digitalisierung anzutreiben und ihre Chancen greifbar zu machen. Dafür ist es sinnvoll, sich zu überlegen, an welchen Stellen man sich digitale Unterstützung wünschen würde. Diese könnte man beispielsweise beim Arzt oder der Ärztin des Vertrauens einfordern. Darüber hinaus biete es sich an, sich aktiv damit auseinanderzusetzen ob man eigene anonymisierte Gesundheitsdaten - beispielsweise zu Forschungszwecken - spenden würde.