Frankfurt am Main, 13. September 2023. Eingeladen haben die vier Veranstalter: die Initiative gesundheitswirtschaft rhein-main (gwrm) e. v., das Hessische Ministerium für Soziales und Integration (HMSI), die Industrie- und Handelskammer (IHK) Hessen innovativ und die Techniker Krankenkasse (TK) in Hessen. IHK-Vizepräsident Klaus-Stefan Ruoff begrüßt beim eHealth-Kongress Rhein-Main und Hessen rund 300 Gäste in der Industrie- und Handelskammer Frankfurt am Main. Der Kongress biete abermals allen Teilnehmenden eine Plattform, um über die großen Herausforderungen der Digitalisierung zu diskutieren, so Ruoff.


Veran­stalter eHealth-Kongress

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Sie repräsentieren die Veranstalter des eHealth-Kongresses Rhein-Main und Hessen - von links nach rechts: Klaus-Stefan Ruoff, Vizepräsident der IHK Frankfurt, Stefan Grüttner, Vorsitzender der gwrm e.v., Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung Hessen und Dr. Ben Michael Risch im HMSI Leiter des Referats Krankenhausplanung, Rettungsdienst und Digitalisierung im Gesundheitswesen. 

In diesem Jahr stehen beim Kongress speziell die Chancen von künstlicher Intelligenz (KI) im Zentrum. Dabei versprechen sich die Veranstalter auch eine konstruktive, lösungsorientierte Diskussion zu den Herausforderungen von KI-Technologien im Gesundheitswesen. Den Auftakt dazu macht Prof. Dr. Lena Maier-Hein vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg: In ihrer Keynote gibt sie eine Standortbestimmung zu KI im Gesundheitswesen, zeigt Problemlösungen auf und nennt Praxisbeispiele aus ihren Forschungen. Die Leitfrage der folgenden Podiumsdiskussion lautet:

"KI: von Science-Fiction in die Versorgung - Wie schaffen wir die Wende?"  

Auf dem Podium diskutieren:

  • Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK, Hamburg
  • Prof. Dr. Jochen Maas, Aufsichtsratsmitglied der Sanofi-Aventis und Vizepräsident des House of Pharma and Healthcare, Frankfurt am Main für die gwrm
  • Kai Klose, Schirmherr des Kongresses und Hessischer Minister für Soziales und Integration, Wiesbaden
  • Prof. Dr. Lena Maier-Hein, Leiterin der Abteilung Intelligente Medizinische Systeme am DKFZ in Heideberg und
  • Dr.-Ing. Wolfgang Müller-Wittig, Leiter des Kompetenzzentrums Gesundheit und Pflege Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD, Darmstadt für die IHK Hessen innovativ.

Mit KI gegen Krisen und für Gesundheitsschutz

KI beim diesjährigen Kongress als Schwerpunktthema zu wählen, ist ein Zeichen der Zeit. Nie zuvor verfügte unser Gesundheitssystem über mehr digitale Daten von Patientinnen und Patienten. KI-Technologien können dabei helfen, diese Mengen an Gesundheitsdaten zu  verarbeiten. "Die behutsame und gezielte Nutzung anonymisierter Gesundheitsdaten im Kontext medizinischer Behandlungen und wissenschaftlicher Forschung ermöglicht, zielgerichteter und genauer zu agieren", sagt Kai Klose, Hessischer Minister für Soziales und Integration.

Auf einer guten Datenbasis könnten Diagnosen schneller gestellt und Behandlungen auf die individuellen Bedürfnisse der Betroffenen ausgerichtet werden. Das trage dazu bei, vorhandene Ressourcen effizienter einzusetzen. "In unserem neuen Hessischen Landesamt für Gesundheit und Pflege haben wir deshalb eine eigene Abteilung für Gesundheitsdaten eingerichtet, um gerade im Krisenfall schnell und direkt auf anonymisierte Daten des öffentlichen Gesundheitswesens zugreifen zu können", sagt Klose. Ein einheitliches Datenmanagement und das Verknüpfen von Daten auch mittels KI trage überdies zu einer besseren Datenqualität bei. "Auf dieser Basis lassen sich Maßnahmen zum Beispiel des Infektions- und Gesundheitsschutzes, der Prävention oder der Kindergesundheit deutlich besser ableiten", zeigt sich der Minister überzeugt.

Nutzen zulassen, Risiken beherrschen

Die enormen Potenziale, die KI etwa für Diagnostik und Therapie mitbringt, zeigen sich bereits in verschiedenen Pilotprojekten. Einige davon werden in den Nachmittagsforen beim eHealth-Kongress vorgestellt und es wird gezeigt, wie sich die Modelle mit vielen zusammengeführten verlässlichen Informationen auch für andere Krankheiten einsetzen lassen.

Ein Ergebnis, das sich Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK, generell von KI-Technologien verspricht: "Diejenigen, die die Patientinnen und Patienten versorgen, sollen einfach und schnell mit hochwertigen und relevanten Informationen unterstützt werden, sodass die individuell bestmögliche Behandlungsentscheidung getroffen werden kann. Es geht hier um den Zugang zum weltweit vorhandenen medizinischen Wissen in Form von Daten und Informationen. Mithilfe der KI können diese kompakt und zielgenau auf die jeweilige Gesundheitssituation zugeschnitten und zur Verfügung gestellt werden", sagt Ballast. Er ergänzt: "Auch wenn die KI, wie jede neue Technologie, Risiken mit sich bringen könne, sollten wir deshalb nicht auf das Nutzenpotenzial verzichten. Das Ziel muss es sein, die Risiken beherrschbar zu machen."

KI-im Gesundheitswesen: Aufklärung ist wichtig

Letzteres gehört für Dr.-Ing. Wolfgang Müller Wittig zum Tagesgeschäft: "Risiken, die mit KI verbunden sind, etwa die Sicherstellung der Cybersicherheit, müssen grundsätzlich bei jeder Produktentwicklung mitberücksichtigt werden." Der Leiter des Kompetenzzentrums Gesundheit und Pflege am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt vertritt den Kongress-Mitveranstalter IHK Hessen innovativ bei der Podiumsdiskussion.

Das Fraunhofer IGD gestaltet Forschungsprojekte im Gesundheitswesen und entwickelt konkrete Anwendungen, wie beispielsweise einen digitalen Patientenzwilling, die einen Mehrwert für die Gesundheitswirtschaft darstellen. Er hebt hervor: Neue Gesundheitsanwendungen, die KI-Software enthalten, können Therapien verbessern. Die Datensouveränität sei dabei nicht gefährdet. "Daten können anonymisiert verarbeitet und in Kohorten ohne Rückschlussmöglichkeit analysiert werden. Bei Forschungsvorhaben bleiben Grundrechte und Demokratie gewahrt", stellt er klar. Wichtig sei es, über diese Möglichkeiten für die Forschung mehr aufzuklären und die Menschen an den neuen Technologien mehr teilhaben zu lassen. "Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass KI-Tools nicht als Blackbox erscheinen", sagt Müller-Wittig.

KI als Mittel gegen Fachkräftemangel

Vor dem Hintergrund dieser vielfältigen Chancen und aus Sicht der Gesundheitswirtschaft erhofft sich Stefan Grüttner, Vorsitzender der gwrm vom eHealth-Kongress, "dass es zu einer wert- und vorurteilsfreien Diskussion zur KI im Gesundheitswesen kommt. KI wird in Zukunft immer stärker unser Handeln bestimmen und eine immer wichtigere Rolle in allen Lebensbereichen einnehmen." Grüttner sieht auch vor dem Hintergrund eines zunehmenden Fachkräftemangels in allen Bereichen der Gesundheit und der Pflege, dass verstärkt auf KI gesetzt werden müsse, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. "Wir brauchen KI im Gesundheitswesen, um den Fachkräftemangel auszugleichen", so Grüttner. 

Mehr Tempo gefordert

Die Veranstalter sind sich einig: Die digitalen Entwicklungen müssten weiter und schneller vorangetrieben werden, die neuen Gesetzesvorhaben zur Digitalisierung und zum Gesundheitsdatennutzungsgesetz seien ein Schritt in die richtige Richtung. Aber, so Müller-Wittig: "Wenn Umsetzungen zu lange dauern, besteht die Gefahr, uneinholbar abgehängt zu werden. Wir müssen gemeinsam zielgerichtet an den Herausforderungen arbeiten." Stefan Grüttner sieht im ersten Schritt den Schwerpunkt bei der elektronischen Patientenakte (ePA) und dem E-Rezept: "Es ist überfällig, dass die Digitalisierung im Gesundheitswesen bei den Menschen ankommt. ePA und E-Rezept werden bislang kaum genutzt. Wir brauchen mehr Tempo."

Thomas Ballast unterstützt: "Wir brauchen mehr Dynamik bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. Dafür müssen alle Verantwortlichen im Gesundheitssystem weiter an der Nutzerfreundlichkeit von ePA und E-Rezept arbeiten. Speziell die ePA muss nun zügig gefüllt werden können. Dafür ist es gut, dass es eine Verpflichtung gibt, alle Daten für Patientinnen und Patienten direkt einzuspielen. Das ist ein Schlüssel zum Erfolg, denn nur so werden die Menschen auch erleben, dass ihre ePA einen Mehrwert hat.

Hinweis für die Redaktion:

Die gwrm e. v. initiierte 2014 den eHealth-Kongress Rhein-Main und Hessen mit jährlichem Turnus. Seit 2016 sind IHK Hessen innovativ unter dem Dach der IHK Frankfurt am Main und seit 2018 das HMSI und die TK die gemeinsamen Veranstalter des Kongresses. Ziel ist es, das Potenzial digitaler Technologien in der Gesundheitsversorgung aufzuzeigen, potenzielle Partner für die Entwicklung neuer eHealth-Anwendungen zusammenzuführen und die medizinischen sowie politischen Herausforderungen für eine flächendeckende Versorgung zu diskutieren und zu bewältigen.