Kiel, 4. August 2023. Videosprechstunden haben durch die Pandemie an enormer Bedeutung gewonnen. So verzeichnete die Techniker Krankenkasse (TK) in Schleswig-Holstein von 2019 zu 2020 einen sprunghaften Anstieg um 16.536 der abgerechneten Onlinebehandlungen (2019: 8, 2020: 16.544). Zum Ende der Pandemie kehrt sich dieser Trend jedoch um: Während in 2021 die Videosprechstunden im nördlichsten Bundesland ihren Höhepunkt erreichten, sanken die Zahlen im letzten Jahr um rund 10 Prozent (2021: 22.161, 2022: 19.981).

Trotz Vorteile kein Durchbruch im Praxisalltag

"Die Umstände der Corona-Krise haben ganz klar zur erhöhten Nachfrage an Videosprechstunden geführt. Dennoch hat sich die digitale Sprechstunde bislang nicht in der breiten Gesellschaft etabliert", berichtet Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein. So zeigt eine aktuelle Forsa-Befragung der TK, dass lediglich neun Prozent der Menschen aus Norddeutschland* mit einem Arzt oder einer Ärztin per Video gesprochen haben. Dabei liegen die Vorteile für die Beteiligten auf der Hand: Die Patientinnen und Patienten ersparen sich lange Fahrtwege und Wartezeiten, das Risiko der Ansteckungsgefahr im Wartezimmer sinkt und das Personal in den Praxen wird entlastet. "Insbesondere ein ländlich geprägtes Land wie Schleswig-Holstein kann von diesen Vorteilen profitieren. Umso wichtiger ist es, dass die Videosprechstunde Einzug in den Praxisalltag findet", fordert Schmidt-Bodenstein.

Telearzt oder Teleärztin statt Dr. Google fragen 

Zusätzlich zur Videosprechstunde im Rahmen der ärztlichen Regelversorgung bietet die TK für ihre Versicherten rund um die Uhr eine medizinische Beratung an - per Telefon, Chat oder auch Video. Rund 70 Ärztinnen und Ärzte des TK-ÄrzteZentrums der ife Gesundheits-GmbH im schleswig-holsteinischen Nehmten sind deutschlandweit für TK-Versicherte 365 Tage im Jahr erreichbar, um bei medizinischen Fragen Auskunft zu geben. Zu ihren alltäglichen Aufgaben gehört die Beratung bei Medikamenten-Wechselwirkungen, Therapie-Alternativen oder auch das Übersetzen von MRT-Berichten. "Die Menschen sind unglaublich dankbar, dass sich jemand die Zeit nimmt, ihnen alles einmal in Ruhe zu erklären. Auch dass wir 24/7 erreichbar sind, ist für viele eine große Hilfe", berichtet Dr. Kai Jes Hansen im Interview, der seit gut einem Jahr als Telearzt auf Gut Nehmten arbeitet. 

Hinweis für die Redaktion

Die Auswertungen zur Videosprechstunde beziehen sich auf die ambulanten Leistungsdaten mit Technik-Zuschlägen aller TK-Versicherten. 

Für die bevölkerungsrepräsentative, telefonische Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa im April und Mai 2023 bundesweit insgesamt 1.400 Personen ab 18 Jahre (200 Personen pro Ländergebiet) mit anschließender Proportionalisierung der Gesamtergebnisse.  
*Die hier ausgewiesenen Teilergebnisse beziehen sich auf Norddeutschland, also die nördlichen Bundesländer Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen.