TK: Was reizt Sie an der Aufgabe, die TK-Landesvertretung zu leiten? Was verbinden Sie mit dem Land Bremen?

Sabrina Jacob: Für mich stehen die Menschen im Mittelpunkt. Versorgung zu gestalten sowie die Möglichkeiten der Digitalisierung voranzubringen, finde ich sehr spannend. Als Leiterin der Landesvertretung Bremen verantworte ich dabei die gesundheitspolitische sowie die Medienarbeit, die Vertragsbeziehungen zu den Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen, Krankenhäusern, Pflegediensten und anderen Leistungserbringern.

Das ist ein sehr umfangreiches Aufgabengebiet, auf das ich mich sehr freue. Als gebürtige Bremerin schließt sich mit der neuen Position auch ein Kreis: Ich kenne die Stadt, das Land und gebe zu, dass ich mich auch darauf freue, hoffentlich bald mal wieder häufiger ins Weserstadion gehen zu können und die Mannschaft beim Wiederaufstieg anzufeuern.

Sabrina Jacob

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Leiterin der TK-Landesvertretung Bremen

TK: Welche inhaltlichen Schwerpunkte möchten Sie als Leiterin setzen?

Jacob: In Bremen sind im Vergleich zu anderen Bundesländern die Wege besonders kurz. Trotzdem haben wir im Land verschiedenen Versorgungslandschaften in den Stadtteilen und damit auch verschiedene Herausforderungen. Ziel muss es sein, dass alle Bremerinnen und Bremer passende Angebote und sinnvolle Behandlungsketten über die Sektorengrenzen hinweg vorfinden und nutzen können, ohne dass wir dabei Doppelstrukturen aufbauen.

Das gilt auch für die psychiatrische Versorgung. Hier müssen wir dazu kommen, dass sich die Behandlung am Bedarf der Patientinnen und Patienten orientiert und nicht finanzielle Anreize zu einer Fehlversorgung führen. Modellprojekte nach § 64b SGB V können hier helfen und zu einer Win-Win-Situation für alle Beteiligten führen. In meiner alten Wirkungsstätte in Schleswig-Holstein haben wir mit diesem Modellprojekten bereits gute Erfahrungen gemacht.

Das Gesundheitswesen lebt von Innovationen mit dem Ziel, die Versorgung zu verbessern. Ob Digitalisierung, 3D-Druck, Virtual Reality, Künstliche Intelligenz oder Robotik: Neue Forschungserkenntnisse und neue Technologien bieten vielfältige Gelegenheiten für das Gesundheitswesen der Zukunft. Um diese Chancen zu nutzen, braucht es kluge Köpfe mit klugen Ideen. Wir werden uns als Landesvertretung Bremen auch weiterhin dafür einsetzen, diese Potentiale zu heben und zu bündeln.

TK: Bei welchen gesundheitspolitischen Themen sehen Sie den Senat in der Pflicht?

Jacob: Gerade bei der Weiterentwicklung der Krankenhauslandschaft tragen die Länder eine große Verantwortung. Wenn wir uns die derzeitigen Bedingungen ansehen, müssen wir zugeben, dass für Krankenhäuser derzeit kein Anreiz besteht, Patientinnen und Patienten ambulant zu behandeln, auch wenn ihr medizinischer Zustand dies erlauben würde.

Die bisher geschaffenen und stetig ausgebauten Rahmenbedingungen zur Förderung der Ambulantisierung sollten deshalb konsequent weiterentwickelt werden. Die TK hat bereits für einige Indikationen sogenannte Hybrid-DRGs entwickelt und sammelt gemeinsam mit einigen Leistungserbringern praktische Erfahrung. Der Ausbau dieser Vergütungsform in der Regelversorgung sollte vorangetrieben werden. Es geht dabei um Leistungen mit geringem Schweregrad, kurzen Verweildauern und einem relevanten stationären Versorgungsgeschehen.

Es ist mittlerweile unbestritten, dass das fast ausschließlich auf Pauschalen basierende Finanzierungssystem zur Mengenausweitung anregt. Der Anreiz wird durch die zu geringe Investitionsfinanzierung der Länder verstärkt. Krankenhäuser müssen ihre Investitionsausgaben durch Einnahmen aus dem laufenden Betrieb decken. Von zentraler Bedeutung ist es daher, dass das Land Bremen die notwendigen Investitionsmittel bereitstellt und bei jeder Planungs- und Investitionsentscheidung den Fokus auf eine zukunftsorientierte ausgerichtete Krankenhausplanung legt.

TK: Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für die gesetzlichen Krankenkassen in den kommenden Jahren? 

Jacob: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen schreitet rasant voran. Insbesondere die Coronapandemie hat dieser Entwicklung einen enormen Schub gegeben. 

Neue Kommunikationswege, eine qualitative Verbesserung in der Behandlung oder die Entlastung von Pflegebetroffenen durch digitale Angebote sind die großen Vorteile des Fortschritts. Die elektronische Patientenakte (ePA) bietet hier die Chance, alle Gesundheitsbelange der Menschen zu bündeln und somit einen echten Mehrwert für die Versicherten zu bieten. 

Dies funktioniert jedoch nur, wenn alle Leistungserbringer auch an die digitale Datenautobahn - die Telematikinfrastruktur - angebunden sind. Ohne ein funktionierendes Netzwerk können Informationen nicht übertragen werden. Damit Versicherte auf alle Inhalte zugreifen können, braucht es deshalb standardisierte Schnittstellen für alle Akteure im Gesundheitswesen.

Eine der größten Herausforderungen ist jedoch die Finanzierungslücke in der Gesetzlichen Krankenversicherung. Durch zusätzliche Steuermittel wurden die GKV-Finanzen im Jahr 2022 zwar gestärkt, wir brauchen jedoch nachhaltige Lösungen für strukturelle Reformen im Gesundheitssystem. Es muss darum gehen, die Versorgungsqualität zu verbessern und die seit Jahren steigenden Ausgaben in den Griff zu bekommen. Dazu müssen wir die Chancen der Digitalisierung konsequent nutzen, die sektorenübergreifende Versorgung verbessern und nicht bedarfsgerechte Strukturen transformieren.

TK: Was machen Sie in Ihrer Freizeit, um den Akku wieder aufzuladen?

Jacob: Bei Spaziergängen oder Joggingrunden mit unserem Dalmatiner lasse ich mir gerne den Wind um die Ohren pusten, um den Kopf freizubekommen. Darüber hinaus habe ich vor einigen Monaten das Gitarrenspiel für mich entdeckt. Ich genieße es sehr, mich ganz auf das Instrument und die eigenen Finger zu konzentrieren und dabei den Rest der Welt für eine kurze Zeit auszublenden. Das ist für mich wie eine Art der Meditation und gibt Kraft für neue Aufgaben.