Stuttgart, 4. Januar 2024. Nach dem Ende der Coronapandemie kommen in Baden-Württemberg wieder mehr Babys per Kaiserschnitt auf die Welt. Das zeigt eine aktuelle Auswertung von Abrechnungsdaten der Techniker Krankenkasse (TK). So wurden 2022 fast 28 Prozent der Babys auf dem OP-Tisch entbunden. 2019 hatte die Kaiserschnittrate noch bei 26,8 Prozent gelegen, und blieb in den folgenden zwei Jahren sogar leicht unter dieser Quote. Die bundesweite Sectiorate ist dagegen seit 2019 stetig gestiegen und lag 2022 bei 29,7 Prozent.

Bemühungen greifen (noch) nicht

"Der erneute Anstieg der Kaiserschnittrate ist überraschend, auch angesichts der Bemühungen von Politik und Ärzteschaft, die sich seit Jahren dafür einsetzen, die Quote zu senken", sagt Nadia Mussa, Leiterin der TK-Landesvertretung Baden-Württemberg. Bereits 2016 veröffentlichte die Bundesregierung das nationale Gesundheitsziel "Gesundheit rund um die Geburt", um gesunde Schwangerschaften und natürliche Geburten zu fördern. Danach folgte im Juni 2020 die erste S3-Leitlinie zum Kaiserschnitt der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG). Darin heißt es, dass eine Sectiorate über 15 Prozent keinen günstigen Einfluss auf die mütterliche und neonatale Erkrankungshäufigkeit und Sterblichkeit habe und deshalb gut medizinisch begründet sein sollte.

Aufklärung ist nötig

Mütterliche Vorerkrankungen wie beispielsweise Ängste oder Depressionen machen laut TK-Geburtenreport einen Kaiserschnitt wahrscheinlicher. "Durch eine gute Kommunikation und ausführliche medizinische Aufklärung können Hebammen, Ärzte und Ärztinnen den werdenden Müttern helfen, ihre Sorgen besser einzuordnen und Belastungen zu reduzieren", so Mussa. Vielen Schwangeren sei nicht bewusst, dass eine Sectio ein operativer Eingriff sei, der zu kurz- und langfristigen gesundheitlichen Nachteilen für Mütter und Kinder führen könne.

App begleitet ängstliche Schwangere

Die TK bietet schwangeren Versicherten ein digitales Achtsamkeitstraining an, das Ängste abbaut, Stress reduziert und auf die Herausforderungen des Mutterseins vorbereitet. "Online-Angebote wie die App "mamly", die von der Universitäts-Frauenklinik Heidelberg entwickelt wurde, können die medizinische Versorgung der werdenden Mütter in Praxen und Kliniken sinnvoll flankieren", erklärt TK-Leiterin Mussa. Für Situationen, die eine schnelle und persönliche Beratung erfordern, bietet die App bei Bedarf bis zu drei Coaching-Termine mit einer Expertin oder einem Experten an - zeitlich flexibel und digital per Videotelefonie. Das Versorgungsangebot ist jederzeit und unabhängig vom Ort nutzbar.

Hinweis für die Redaktion

Der TK-Auswertung liegen alle abgerechneten Geburten von TK-Versicherten im Zeitraum von 2019 bis 2022 zugrunde. In Baden-Württemberg brachten TK-Versicherte im vergangenen Jahr 12.534 Kinder zur Welt, bundesweit waren es rund 109.000.