Welche Erfahrungen seit dem Versorgungsstart vor einem Jahr gesammelt wurden und wie gefährdete Kinder und Jugendliche durch "DreiFürEins" die richtige Unterstützung zum richtigen Zeitpunkt erhalten, erklären Lena Zwanzleitner aus dem Team Innovationsfonds & Produktportfolio der Techniker Krankenkasse (TK) und Dörte Behrendt von der Hamburger Schulbehörde im Interview. 

TK: Frau Zwanzleitner, eine Besonderheit im Projekt "DreiFürEins" ist die neuartige Zusammenarbeit der Behörde für Schule und Berufsbildung, Sozialbehörde und Kinder- und Jugendpsychiatrien. Wie sieht diese konkret aus und für welche Kinder und Jugendlichen ist sie besonders sinnvoll?

Lena Zwanzleitner: "DreiFürEins" fördert Kinder und Jugendliche frühzeitig in ihrer Entwicklung und Teilhabe an Bildung - und das vor Ort in den Regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ) in Hamburg. Voraussetzung ist, dass sie einen sogenannten klinischen und multimodalen Versorgungsbedarf haben. Hierfür werden multiprofessionell erbrachte Angebote und eine enge fallbezogene Kooperation von Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie, Schule und Kinder- und Jugendhilfe erprobt. Was sich auf den ersten Blick etwas sperrig anhört, ist in der Umsetzung jedoch ein enormer Gewinn für die "DreiFürEins"-Teilnehmenden. In multiprofessionellen Fallkonferenzen kommen die Akteure frühzeitig zusammen und erarbeiten gemeinsam, welche Angebote die Kinder und Jugendlichen benötigen und welchen Bedarf sie haben. Dieser Austausch findet während der Teilnahme an "DreiFürEins" mehrfach statt, sodass Erfolge erkannt oder nötige Anpassungen in den Angeboten vorgenommen werden können.

Lena Zwanz­leitner

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Team Innovationsfonds & Produktportfolio der Techniker Krankenkasse

In multiprofessionellen Fallkonferenzen kommen die Akteure frühzeitig zusammen und erarbeiten gemeinsam, welche Angebote die Kinder und Jugendlichen benötigen und welchen Bedarf sie haben. Lena Zwanzleitner

TK: Frau Behrendt, die Auswirkungen der Coronapandemie haben uns alle vor große Herausforderungen gestellt. Bei den Schulschließungen waren die Kinder die Leidtragenden. Kam das Projekt "DreiFürEins" gerade zum richtigen Zeitpunkt? 

Dörte Behrendt: Das Projekt "DreiFürEins" wurde bereits vor der Coronapandemie initiiert und geplant. Denn auch schon vor der Pandemie zeigten circa 10 bis 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland psychische Auffälligkeiten. Diese Zahl könnte im Verlauf der Coronapandemie mittlerweile auf 30 Prozent gestiegen sein. Insofern ist es sehr wichtig, dass "DreiFürEins" aktuell dabei unterstützen kann, mit den Folgen der Pandemie umzugehen. Das Projekt ist aber weitaus mehr als eine Maßnahme, um die Folgen der Coronapandemie für Kinder und Jugendliche zu reduzieren. DreiFürEins hat vielmehr zum Ziel, frühzeitig Kinder und Jugendliche mit psychischen Auffälligkeiten zu identifizieren und für diese passende, ganzheitliche Unterstützungsangebote zu einem Zeitpunkt zu machen, an dem sich Störungsbilder noch nicht manifestiert haben und somit eine langfristige Erkrankung verhindert werden kann. 

Drei Insti­tu­tionen arbeiten eng zusammen

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Im Projekt DreiFürEins arbeiten drei Institutionen Hand in Hand zusammen.

TK: Die ersten Kinder und Jugendlichen haben "DreiFürEins" nun komplett durchlaufen. Welche Erfahrungen konnten Sie in dieser Zeit sammeln?

Behrendt: Erste Erfahrungen im Projekt zeigen, dass der "DreiFürEins"-Ansatz dazu führen kann, dass alle drei Hilfesysteme in gemeinsamer Verantwortung frühzeitig Unterstützungsbedarfe bei psychisch belasteten Kindern und Jugendlichen identifizieren und aufeinander abgestimmte Hilfen anbieten. Durch das frühzeitige und niedrigschwellige Angebot haben viele der Kinder und Jugendlichen und deren Sorgeberechtigte ausreichende Ressourcen und Bereitschaft, die angebotenen Hilfen aktiv mitumzusetzen. Eine Stabilisierung der psychischen Gesundheit bei den Kindern und Jugendlichen kann somit ermöglicht werden. 

Dörte Behrendt

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Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg

Erste Erfahrungen im Projekt "DreiFürEins" zeigen, dass alle drei Hilfesysteme in gemeinsamer Verantwortung frühzeitig Unterstützungsbedarfe bei psychisch belasteten Kindern und Jugendlichen identifizieren und aufeinander abgestimmte Hilfen anbieten. Dörte Behrendt

TK: Und was sind die nächsten Schritte im Projekt, Frau Zwanzleitner?

Zwanzleitner: Derzeit sind alle Projektbeteiligten intensiv damit beschäftigt, die erforderlichen Teilnehmenden zu gewinnen. Diese Aufgabe wird uns noch bis zum Beginn der Sommerferien in Hamburg beschäftigen. Natürlich beschäftigt uns ebenfalls bereits die Zeit "nach" "DreiFürEins", denn wir machen bereits jetzt die Erfahrung, dass das Projekt gut angenommen wird. Kinder und Jugendliche profitieren, aber auch die beteiligten Fachkräfte erleben den strukturierten Austausch als Gewinn für ihre Arbeit. Diese positiven Erfahrungen wollen wir frühzeitig weiterdenken. Das Jahr 2023 wird somit einen klaren Fokus auf die bereits gemachten Erfahrungen und daraus erkennbare Ergebnisse haben.
 

Hintergrund

"DreiFürEins" wird über vier Jahre mit insgesamt bis zu 5,9 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) gefördert. Konsortialpartner des Projekts ist neben den Abteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik (KJPP) des Asklepios Klinikums Hamburg-Harburg und des Katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmstift gGmbH auch die Hamburger Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB). Für die Evaluation sind die Universität Oldenburg sowie die Universität Erlangen-Nürnberg zuständig. Als weitere Krankenkassen sind neben der TK die AOK Rheinland/Hamburg, die DAK-Gesundheit, die IKK classic, die BARMER sowie die KNAPPSCHAFT beteiligt. Die Standorte der teilnehmenden Regionalen Bildungs- und Beratungszentren sind Altona, Altona -West, Bergedorf und Wandsbek-Süd. Die Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (kurz: Sozialbehörde) ist ebenso wie die Mobil Krankenkasse Kooperationspartnerin im Projekt.

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