Um das zu erreichen und vorhandene Angebote besser zu verzahnen, hatten sich zwei Hamburger Kinder- und Jugendpsychiatrien, die Regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ) der Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) und die Kinder- und Jugendhilfe enger zusammengeschlossen und eine neuartige Zusammenarbeit untereinander entwickelt. Nach dem Ende der Versorgungphase Ende Januar 2024, die durch Mittel des Innovationsfonds gedeckt wurde, hatten sich die Projektpartner auf eine Brückenfinanzierung bis Ende März 2026 geeinigt. Gute Nachricht: Nun taucht "DreiFürEins" auch im Hamburger Koalitionsvertrag auf!

Magdalena Bielska, Mitarbeiterin in der Behörde für Schule und Berufsbildung Hamburg (BSB) und Koordinatorin bei "DreiFürEins", erklärt, wie das neue Konzept die Zusammenarbeit von Schulbehörde, Jugendhilfe und Kinder- und Jugendpsychiatrien verändert hat und wie die Kinder und Jugendlichen davon profitieren.

TK: Welche Herausforderungen gab es vor "DreiFürEins" bei der Zusammenarbeit unterschiedlicher Professionen an einem Fall?

Magdalena Bielska: Innerhalb der ReBBZ-Beratungsabteilung arbeiten "schon immer" verschiedene Professionen. Der Blick auf das Kind aus verschiedenen Perspektiven ist also sehr gut bekannt. Zwischen den Institutionen, zum Beispiel auf der Ebene "Beratungsabteilung - Jugendamt - Kinder- und Jugendpsychiatrie", gab es auch vorher schon Kooperationen in der vernetzten Fallarbeit. Die Zugänge mussten aber meistens durch fallzuständige Kolleginnen und Kollegen geschaffen werden. Der Schritt, alle Professionen an einen Tisch zu holen, musste vorher im Case Management erarbeitet werden. Kooperationen mit der Kinder- und Jugendpsychiatrie waren oft terminlich mühsam. Deshalb konnte es lange dauern, bis ein Austausch zustande kam. Bei "DreiFürEins" ist das schon ein Kernbestandteil. 

Drei Insti­tu­tionen arbeiten eng zusammen

Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Im Projekt DreiFürEins arbeiten drei Institutionen Hand in Hand zusammen.

Durch kurze Wege und mehr persönliche Nähe zwischen den Institutionen können Absprachen sowie Änderungen unkompliziert und schneller getroffen werden. Magdalena Bielska

TK: Wie entlastet die neuartige Zusammenarbeit im Projekt Ihren Arbeitsalltag, und was würden Sie gern beibehalten?

Bielska: Die Entlastung ergibt sich aus der Verteilung der Fallverantwortung auf mehrere Schultern, zudem wird auch eine höhere Fachlichkeit erreicht. Durch kurze Wege und mehr persönliche Nähe zwischen den Institutionen können Absprachen sowie Änderungen unkompliziert und schneller getroffen werden. Im wöchentlichen Kernteam gibt es die Möglichkeit, den aktuellen Stand im Fall zu besprechen und, wenn notwendig, den "Kurs" zu ändern. Die Austauschformate im Kernteam finde ich besonders wichtig für die interne Planung. Die Fallkonferenzen mit Sorgeberechtigten und anderen Beteiligten, um gemeinsam auf die möglichen Ziele zu schauen und die Familie miteinzubeziehen, sind ebenfalls von großer Bedeutung.

TK: Wie profitieren die Kinder und Jugendlichen davon?

Bielska: Kinder und Jugendliche profitieren unmittelbar von der therapeutischen Begleitung und indirekt durch das Setting der Erwachsenen, die kontinuierlich im Austausch sind. Das stärkt positiv die Selbstwahrnehmung und schärft den Blick auf mögliche Lösungswege und den Umgang mit der Symptomatik. Oft geht es nicht um die Heilung, sondern um das Entwickeln von Lösungsansätzen und Strategien: Wie kann ich lernen, mit meiner Angststörung zu leben und gut durch den Schulabschluss kommen? Wie kann ich Warnsignale für eigene Überforderung erkennen und welche gelernten Strategien helfen?

Hintergrund

"DreiFürEins" wurde über vier Jahre mit insgesamt bis zu 5,9 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds des G-BA gefördert. Nach Prüfung des Abschlussberichts kann der G-BA eine Empfehlung für die Fortführung des Projekts aussprechen. Start des Leuchtturmprojekts war der 1. Februar 2021, die Versorgung in den ReBBZ begann nach den Herbstferien des Schuljahrs 2021/2022 und endete im Januar 2024. Die beschlossene Brückenfinanzierung durch die projektbeteiligten Akteure ermöglichte es, die Versorgung bereits ab dem 1. Mai 2024 fortzusetzen.

An der Brückenfinanzierung des Hamburger Leuchtturmprojekts sind die Krankenkassen Techniker Krankenkasse (TK), AOK Rheinland/Hamburg - Die Gesundheitskasse, BARMER, DAK-Gesundheit, IKK classic, KNAPPSCHAFT, Mobil Krankenkasse sowie die Behörde für Schule und Berufsbildung (BSB) und die Behörde für Arbeit, Gesundheit, Soziales, Familie und Integration (kurz: Sozialbehörde) beteiligt.

Projektpartner sind die Abteilungen für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik (KJPP) des Asklepios Klinikums Hamburg-Harburg und des Katholischen Kinderkrankenhauses Wilhelmstift gGmbH, die Regionalen Bildungs- und Beratungszentren (ReBBZ) sowie die Hamburger Jugendämter. Die Standorte der teilnehmenden ReBBZ sind Altona, Altona-West, Bergedorf und Wandsbek Süd. Die Evaluation während der Projektlaufzeit wird von der Universität Oldenburg sowie der Universität Erlangen-Nürnberg durchgeführt.