Hamburg, 16. Oktober 2023. Jährlich erleben in Deutschland mehr als 70.000 Menschen einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Jede Minute zählt in solchen Situationen. Die Maßnahmen bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sind entscheidend und können Leben retten. Doch bei einem Großteil der Menschen in Deutschland ist der letzte Erste-Hilfe-Kurs, bei dem auch Wiederbelebungstechniken wie die Herzdruckmassage erlernt werden, viel zu lange her.

Laut einer repräsentativen Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) haben zwar fast alle Befragten (96 Prozent) einen Erste-Hilfe-Kurs absolviert, doch bei mehr als jedem oder jeder Vierten (26 Prozent) liegt dieser Kurs bereits mehr als 20 Jahre zurück. Bei Menschen über 60 Jahren ist das sogar bei gut jeder und jedem Zweiten (52 Prozent) der Fall. 

Dr. Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK: "Ein Herz-Kreislauf-Stillstand kann jede oder jeden treffen. Daher sollten alle Menschen in der Lage sein, Hilfe zu leisten. Der Erste-Hilfe-Kurs im Zusammenhang mit dem Führerschein reicht da oft nicht aus und liegt meist mehrere Jahre zurück. Wir brauchen eine Selbstverständlichkeit im Umgang mit Erster Hilfe, wie es in vielen skandinavischen Ländern bereits der Fall ist. Dort lernen bereits Schulkinder, wie eine Herzdruckmassage funktioniert. Wenn wir in Deutschland ein stärkeres Bewusstsein für Sofortmaßnahmen in Notfallsituationen schaffen, könnten viele Menschen gerettet werden."

Je länger der letzte Erste-Hilfe-Kurs zurückliegt, desto unsicherer im Notfall 

Es zeigt sich: Je länger der Erste-Hilfe-Kurs her ist, desto unsicherer sind die Menschen im Umgang mit der Herzdruckmassage. Laut der Befragung wissen zwar vier von fünf Erwachsenen (80 Prozent) wie eine Herzdruckmassage genau funktioniert, allerdings nur, wenn der Kurs nicht länger als zwei Jahre zurückliegt. Bei den Befragten, deren Kurs zwei bis fünf Jahren her ist, weiß nur noch etwa jede oder jeder Zweite (53 Prozent) gut Bescheid. Liegt der Erste-Hilfe-Kurs mehr als 20 Jahre zurück, fühlen sich nur noch 13 Prozent sicher im Umgang mit der Herzdruckmassage und 26 Prozent der Befragten haben dieses Wissen ganz verloren.  

Erste Hilfe in der virtuellen Realität (VR) 

In Deutschland gibt es keine gesetzliche Verpflichtung zur regelmäßigen Teilnahme an Erste-Hilfe-Kursen. Um das Wissen in Bezug auf Erste-Hilfe-Maßnahmen aufzufrischen, hat die TK in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Rat für Wiederbelebung (GRC) eine Virtual-Reality-App für Smartphones entwickelt. Univ.-Prof. Dr. Bernd Böttiger, Vorstandsvorsitzender des GRC und Klinikdirektor für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin an der Uniklinik Köln: "Mit einer VR-Brille oder einem sogenannten Cardboard, welches das Smartphone in eine VR-Brille verwandelt, können Nutzerinnen und Nutzer in der VR-App die Herzdruckmassage unter realistischen Bedingungen üben. Die Schulung dauert etwa zehn Minuten und kann beliebig oft wiederholt werden." Obwohl die App keinen Erste-Hilfe-Kurs ersetzt, dient sie dazu, bestehendes Wissen aufzufrischen und kann flexibel sowohl im privaten als auch im Unternehmenskontext genutzt werden. Zum Beispiel zur Schulung von Ersthelferinnen und Ersthelfern in Unternehmen, wobei der Zugang einfach und unkompliziert ist. Dank des Gamification-Ansatzes und der Echtzeitsimulation wird der Lerneffekt zusätzlich verstärkt. Die Anwendung "TK-RescueMe VR" steht allen Interessierten kostenlos zur Verfügung.

Hinweis für die Redaktion

Für die bevölkerungsrepräsentative, telefonische Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse befragte das Meinungsforschungsinstitut Forsa vom 11. April bis 2. Mai 2023 bundesweit insgesamt 1.400 Personen ab 18 Jahre (200 Personen pro Ländergebiet) mit anschließender Proportionalisierung der Gesamtergebnisse. Die Erste-Hilfe-App "TK-RescueMe VR" ist kostenlos bei Google Play und im Apple-Store erhältlich. Kostenlose Infomaterialien zu Aufklärung bietet auch der Deutsche Rat für Wiederbelebung in seinem Onlineauftritt www.grc-org.de.

Grafiken zu den Ergebnissen gibt es hier: