TK: Welchen Schutz kann eine HPV-Impfung bieten und in welchem Alter sollte diese idealerweise stattfinden?

Clemens Hoch: Die Impfung gegen Humane Papillomviren (HPV) kann Leben retten, denn HPV-Impfstoffe schützen zuverlässig vor den HPV-Typen, die am häufigsten mit Krebserkrankungen in Verbindung stehen - insbesondere vor den Typen 16 und 18. Durch die Impfung wird das Risiko für bösartige Tumore der Gebärmutter, Scheide, äußeren Geschlechtsorgane, des Penis, Afters und sogar des Mund-Rachen-Raums deutlich gesenkt. 

Empfohlen wird die Grundimmunisierung für Mädchen und Jungen im Alter zwischen neun und 14 Jahren. In diesem Alter genügen zwei Impfungen im Abstand von mindestens fünf Monaten, um einen optimalen Schutz aufzubauen. Wer die Impfung versäumt hat, sollte sie so bald wie möglich nachholen - ab dem 15. Lebensjahr werden drei Dosen benötigt.

Clemens Hoch

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Rheinland-Pfälzischer Minister für Wissenschaft und Gesundheit

Bei der Impfquote besteht weiterhin Verbesserungspotential. Clemens Hoch

TK: Bei der HPV-Impfquote liegt Rheinland-Pfalz bislang nur im Mittelfeld. Welche Gründe könnte es hierfür geben?

Hoch: Die HPV-Impfquote in Rheinland-Pfalz liegt derzeit im bundesweiten Vergleich im Mittelfeld. Grundlage der Erhebung sind die Abrechnungsdaten der Kassenärztlichen Vereinigungen, die im Impfdashboard "VacMap" veröffentlicht werden. Insgesamt liegt Rheinland-Pfalz damit leicht über dem Bundesdurchschnitt - ein positives Signal, das jedoch auch zeigt, dass weiterhin Potenzial für Verbesserungen besteht. Die Gründe für die bisherige Impfquote können vielfältig sein. Zum einen spielen Informationsstand und Bewusstsein für die Bedeutung der HPV-Impfung bei Eltern, Jugendlichen und Ärztinnen und Ärzten eine Rolle. Auch regionale Unterschiede in der Erreichbarkeit von Impfangeboten können einen Einfluss haben.

Die HPV-Impfung wird zwischen neun und 14 Jahren empfohlen - in einer Lebensphase, in der die Vorsorgeabstände größer werden und Kinder seltener krank sind. So gehen wertvolle Gelegenheiten verloren, auf die Impfung aufmerksam zu machen. Umso wichtiger ist es, gemeinsam - in Praxen, Schulen und Familien - über die HPV-Impfung zu informieren und verpasste Impfungen nachzuholen.

HPV-Impfung: Das übernimmt die Techniker Krankenkasse

Die TK übernimmt die Kosten der HPV-Impfung für Mädchen und Jungen zwischen neun und 14 Jahren. Laut Ständiger Impfkommission (STIKO) entspricht das dem empfohlenen Alter für die Grundimmunisierung. In diesem Alter werden zwei Impfdosen benötigt, die mindestens in einem zeitlichen Abstand von fünf Monaten verabreicht werden sollten. Ab dem 15. Lebensjahr werden drei Impfdosen für einen vollständigen Schutz gegen HPV benötigt. Versäumte Impfungen können bis zum 18. Geburtstag kostenfrei nachgeholt werden.
Die TK leistet hier übrigens mehr als gesetzlich vorgeschrieben. Denn die Krankenkasse übernimmt die Kosten für eine HPV-Impfung auch noch für Frauen und Männer bis zur Vollendung des 26. Lebensjahres. In diesem Fall zahlen Versicherte zunächst selbst und reichen die Rechnung anschließend zur Erstattung ein. Bis zum 18. Lebensjahr kann die Immunisierung direkt über die TK-Versichertenkarte in der Arztpraxis abgerechnet werden.

TK: Welche gesundheitspolitischen Maßnahmen könnten dabei unterstützen, die Impfquote zu erhöhen?

Hoch: Aufklärung und Sensibilisierung sind der Schlüssel, um die HPV-Impfung in der Breite der Bevölkerung zu verankern. Deshalb setzt Rheinland-Pfalz verstärkt auf Information und Beteiligung. Seit 2022 ist das Land Teil des Mitmachprojekts "LIEBESLEBEN" des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit. Die Initiative vermittelt Kindern und Jugendlichen in Schulen Wissen rund um HPV und stellt auf ihrer Website leicht verständliche und alltagsnahe Informationen zur Verfügung. Auch Erinnerungssysteme leisten einen wichtigen Beitrag, um Impflücken zu schließen. In Rheinland-Pfalz werden Jugendliche zur Gesundheitsuntersuchung J1 eingeladen - ein idealer Zeitpunkt, den Impfstatus zu überprüfen und versäumte Impfungen nachzuholen.

Darüber hinaus arbeitet Rheinland-Pfalz aktiv in der Nationalen Lenkungsgruppe Impfen mit, deren Impfstrategien durch die Gesundheitsministerkonferenz unterstützt werden. Gemeinsam wird dort aktuell ein umfassendes HPV-Impfkonzept entwickelt, das helfen soll, noch mehr junge Menschen rechtzeitig zu erreichen.

TK: Welche Risiken sind mit einer HPV-Infektion verbunden und warum sollte das Thema nicht nur Mädchen interessieren?

HPV ist keine "Frauenkrankheit" - auch Männer können sich infizieren. Clemens Hoch

Hoch: HPV kann sowohl Frauen als auch Männer infizieren. Das Virus wird hauptsächlich sexuell übertragen und die meisten Menschen infizieren sich bald nach Aufnahme der sexuellen Aktivität. Wenn eine Infektion nicht ausheilt, können Zellveränderungen entstehen, die sich im Laufe der Zeit zu Krebs entwickeln können. Obwohl die häufigste durch HPV ausgelöste Krebsart der Gebärmutterhalskrebs bei Frauen ist, kann bei Männern Krebs an Penis und After sowie im Mund-Rachen-Raum entstehen. HPV ist also keine "Frauenkrankheit", sondern ein ernstzunehmendes Gesundheitsrisiko für alle. Umso wichtiger ist der rechtzeitige Impfschutz - er kann viele dieser Krebserkrankungen verhindern.

Zur Person:

Clemens Hoch wurde am 5. Januar 1978 in Andernach geboren. Der Jurist und SPD-Politiker ist seit dem 18. Mai 2021 Minister für Wissenschaft und Gesundheit des Landes Rheinland Pfalz. Zuvor war Hoch von 2014 bis 2021 Chef der rheinland-pfälzischen Staatskanzlei.