TK: Schlafprobleme sind in der Bevölkerung weit verbreitet - ab wann, spricht man von einer klinisch relevanten Störung und welche Diagnosekriterien kommen dabei zum Tragen? 

Prof. Dr. Thomas Fühner: Laut den international anerkannten Klassifikationen gilt eine Schlafstörung dann als klinisch relevant, wenn sie: mindestens dreimal pro Woche auftritt, über mindestens einen Monat bzw. drei Monate besteht und mit einer erheblichen Beeinträchtigung des täglichen Lebens einhergeht (z. B. Müdigkeit, Konzentrationsprobleme, Leistungsabfall, Stimmungsschwankungen).

Prof. Dr. Thomas Fühner

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Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Intensiv- und Schlafmedizin am KRH Klinikum Siloah

TK: Wie wichtig ist die Schlafhygiene für die Qualität des Schlafes?

Prof. Fühner: Schlafhygiene ist keine Bagatelle, sondern eine zentrale, wissenschaftlich belegte Grundlage für gesunden Schlaf. Kleine Änderungen im Alltag haben oft große Wirkung auf Erholung, Konzentration und Lebensqualität. Sie stabilisiert den Schlaf-Wach-Rhythmus; sie reduziert Einschlaf- und Durchschlafprobleme; sie ist Basistherapie bei einer Schlafstörung (Insomnie) auch ohne Medikamente; sie kann langfristig mentale und körperliche Gesundheit verbessern.

Schlafhygiene ist keine Bagatelle. Prof. Dr. Thomas Fühner, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Intensiv- und Schlafmedizin (KRH)

TK: In welchen Fällen empfehlen Sie eine spezialisierte schlafmedizinische Abklärung, etwa in einem Schlaflabor?

Prof. Fühner: Eine spezialisierte schlafmedizinische Abklärung in einem Schlaflabor ist dann sinnvoll, wenn Schlafprobleme anhaltend, schwerwiegend oder medizinisch unklar sind und durch ambulante Maßnahmen (z. B. Schlafhygiene, Hausarztabklärung) nicht gelöst werden können.

TK: Welche aktuellen Forschungsergebnisse sehen Sie im Bereich der Schlafmedizin, die in den nächsten Jahren Einfluss auf Diagnose, Therapie oder Prävention einnehmen könnten? 

Prof. Fühner: Die Schlafmedizin wird in den kommenden Jahren durch digitale Technologien, personalisierte Therapieansätze, Neuroimmunologie und Chronobiologie deutlich aufgewertet. Schlaf wird zunehmend nicht nur als Symptom, sondern als zentraler diagnostischer und therapeutischer Marker verstanden.

Schlaf wird zunehmend nicht nur als Symptom, sondern als zentraler diagnostischer und therapeutischer Marker verstanden.  Prof. Dr. Thomas Fühner, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Intensiv- und Schlafmedizin (KRH)

TK: Wie sind Sie zur Schlafmedizin gelangt? Was interessiert Sie daran besonders? 

Prof. Fühner: Mich interessiert die Schlafmedizin, weil sie körperliche, psychische und neurologische Aspekte unmittelbar verbindet. Schlaf ist oft ein früher Marker für gesundheitliche Veränderungen - und gleichzeitig ein starkes therapeutisches Werkzeug. Besonders spannend finde ich die Entwicklungen in der digitalen Diagnostik und Verhaltenstherapie sowie den präventiven Wert von Schlaf z. B. bei Demenz, Depression oder Stoffwechselstörungen.

Zur Person

Professor Dr. Thomas Fühner ist seit Januar 2020 Chefarzt der Abteilung für Atemwegs- und Intensivmedizin am Siloah Hospital in Hannover. Darüber hinaus leitet er das Lungenzentrum sowie das Lungenkrebszentrum des Krankenhauses, welches seit 2022 über ein entsprechendes Zertifikat des Gemeinsamen Bundesausschusses verfügt. Seine medizinische Karriere begann Dr. Fühner an der Medizinischen Hochschule Hannover, wo er nach seiner Ausbildung als Assistenzarzt und später als Oberarzt in der Abteilung für Pneumologie tätig war. Er hat umfassende Qualifikationen in den Bereichen Schlafmedizin, Pneumologie, Intensivmedizin und Innere Medizin erworben.