Hamburg, 12. Juli 2023. Immer mehr Studierende in Hamburg bekommen Antidepressiva verordnet. Das geht aus dem TK-Gesundheitsreport 2023 der Techniker Krankenkasse (TK) für Hamburg hervor, welcher den Fokus auf die Gesundheit von Studierenden legt. Demnach ist der Anteil der Studierenden mit einer Antidepressiva-Verordnung von 2019 auf 2022 um 43,6 Prozent gestiegen. Während vor der Pandemie noch 3,46 Prozent (2019) ein Antidepressivum verschrieben bekamen, waren es 2022 bereits knapp 5 Prozent (4,96 Prozent). Von den jungen Erwerbstätigen im gleichen Alter (20 bis 34 Jahre), die nicht studierten, erhielten mit 3,15 Prozent im Jahr 2019 und 3,94 Prozent im Jahr 2022 deutlich weniger ein Medikament gegen Depressionen. Im Ergebnis bekam 2021 jede beziehungsweise jeder zehnte in Hamburg Studierende, der bei der TK versichert ist, die Diagnose Depression.

"Diese Zahlen sind erschreckend. Sie zeigen, dass junge Menschen im Studium offenbar in steigendem Maße psychischen Belastungen ausgesetzt sind - stärker als Menschen im selben Alter, die nicht studieren", sagt Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg. "Medikamente helfen zwar in vielen Fällen, aber sie können nicht die erste Antwort im Umgang mit Stress und Belastung sein. Eher sollten sich die Rahmenbedingungen an den Hochschulen für Studierende ändern", so die Landeschefin weiter. 

Medikamente helfen zwar in vielen Fällen, aber sie können nicht die erste Antwort im Umgang mit Stress und Belastung sein. Maren Puttfarcken, Leiterin TK-Landesvertretung Hamburg

Prüfungen und Finanzen - das belastet Studierende

Eine bundesweite Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag der TK gibt einen Einblick, was Studierende belastet. Demnach fühlen sich Studierende besonders durch Prüfungen (51 Prozent) gestresst. Mehrfachbelastungen durch Studium und nebenbei arbeiten (33 Prozent), Angst vor schlechten Noten (28 Prozent) sowie finanzielle Sorgen (23 Prozent) belasten sie ebenso. "Fast jede beziehungsweise jeder dritte Studi fühlt sich, laut bundesweiter Forsa-Umfrage, oft emotional erschöpft. 71 Prozent der befragten Studierenden zeigen dabei großes Interesse an Angeboten zur mentalen Gesundheit. Aber es liegt auch an den Hochschulen selbst, das Lernumfeld gesundheitsförderlich zu gestalten: Beispielsweise kann eine Entzerrung voller Prüfungsphasen oder einladende Bewegungsmöglichkeiten auf dem Uni-Campus den Studierenden helfen", so Puttfarcken. 

"Gesunde Hochschule" ist mehr als ein Pflaster

Die TK unterstützt - analog zum betrieblichen Gesundheitsmanagement - Hochschulen auf dem Weg zur "Gesunden Hochschule" mit studentischem Gesundheitsmanagement (SGM). Nachhaltige Lösungen und eine intensive Prozessbegleitung sind dabei zentral. Besonders die Themen Umgang mit Stress, gesunder Schlaf und der TK-Coach werden von Hamburger Studierenden nachgefragt. Das zeigen bisherige Erfahrungen des SGM in Hamburg.

Hinweis für die Redaktion

Die Zahlen stammen aus dem TK-Gesundheitsreport 2023 für Hamburg. Analysiert wurden die Routinedaten der ambulanten ärztlichen Versorgung mit Diagnoseangaben für die Jahre von 2019 bis 2021 sowie Daten zu Arzneiverordnungen bis einschließlich 2022. Grundlage dafür bilden die rund 5,6 Millionen bei der TK versicherten Erwerbstätigen im Alter zwischen 15 und unter 65 Jahren, darunter rund 253.000 in Hamburg. Für das Schwerpunktthema "Gesundheit Studierender" wurden zudem die Arzneimittelverordnungen sowie ambulante Diagnosedaten von Studierenden im Alter zwischen 20 und 34 Jahren mit eigener TK-Versicherung in den Jahren 2006 bis 2022 ausgewertet. Zusätzlich hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa für die repräsentative Umfrage im Auftrag der TK vom 5. bis 20. Januar 2023 telefonisch bundesweit insgesamt 1.000 Studierende ab 18 Jahren zu ihrer Gesundheit befragt.