Die grundsätzliche Anwendung ist bereits aus zahlreichen anderen Bereichen des Lebens vertraut, wie zum Beispiel beim Zugriff auf das Bankkonto, dem Einloggen in den Social-Media-Account oder bei der Verwendung von E-Mail-Konten. Mit diesem Schritt wird den Sicherheitsanforderungen des Gesetzgebers entsprochen und gleichzeitig ein bewährtes System eingeführt.

Alexander Krauß, Leiter der TK-Landesvertretung Sachsen, begrüßt diese konkrete Digitalisierungsmaßnahme im Gesundheitswesen ausdrücklich. Im Hinblick auf die Vorgaben zur praktischen Umsetzung der sinnvollen, zweckmäßigen und notwendigen digitalen Identität in Form einer GesundheitsID regen sich allerdings Zweifel, da gegenwärtig die Weichen auf eine unnötige Doppelstruktur für die Aktivierung der GesundheitsID gestellt worden sind. 

TK: Was genau ist unter Doppelstruktur zu verstehen?

Alexander Krauß: Für die Aktivierung der GesundheitsID bedarf es eines sicheren und nutzerfreundlichen Systems. In Deutschland existiert bereits eine Option auf höchstem Sicherheitsniveau: die elektronische Personalausweisnutzung mit PIN. Statt diesen Weg auszubauen, werden parallel die Krankenkassen verpflichtet, ihren Versicherten eine Authentifizierung per Brief zur Verfügung zu stellen. Diese Doppelstruktur aus Gesundheitskarte und Code auf der einen und Personalausweis und PIN auf der anderen Seite, erschwert die allgemeine Akzeptanz, führt zu Verwirrung bei den Versicherten und erzeugt höheren administrativen Aufwand.

Alex­ander Krauß

Das Bild ist noch nicht vollständig geladen. Falls Sie dieses Bild drucken möchten, brechen Sie den Prozess ab und warten Sie, bis das Bild komplett geladen ist. Starten Sie dann den Druckprozess erneut.
Leiter der TK-Landesvertretung Sachsen

TK: Halten Sie die elektronische Personalausweisnutzung mit PIN für die geeignetere Variante?

Krauß: Ja, auch für die günstigere und einfachere. Leider ist die Funktion von Personalausweis und PIN allein kein Selbstläufer. Denn im Gegensatz zum Grundverständnis für eine digitale Identität ist die Verwendung von Personalausweis und PIN bei den meisten Bürgerinnen und Bürgern noch nicht angekommen. Viele Versicherte haben die PIN des Personalausweises verlegt und müssen eine neue anfordern. Bis zum 1.1.2024 wurde die sichere Übermittlung durch das erprobte PostIdent-Verfahren vollzogen. Die erstellte PIN wurde dem Versicherten von der Bundesdruckerei zugesandt und der Postbote verifizierte bei Zustellung die Personalien. Seit Jahresbeginn ist diese Variante nicht mehr möglich.

TK: Warum ist dies nicht mehr möglich?

Krauß: Der Grund dafür sind Einsparungen im Bundeshaushalt. Stattdessen sollen Bürgerinnen und Bürger auf ihr zuständiges Amt gehen und dort die PIN persönlich abholen.

TK: Halten sie dieses Procedere für zweckmäßig?

Krauß: Nein. Insbesondere vor dem Hintergrund überlasteter Ämter und Wartezeiten auf Termine von mehreren Monaten ist der Verlust der PIN ein faktisches Aus für die elektronische Personalausweisnutzung. Das darf keinesfalls passieren, denn mit der Aktivierung der GesundheitsID erhält der Personalausweis eine weitere Funktion, die für seine Etablierung von großem Nutzen ist. Durch den Wegfall des PostIdent-Verfahrens wird jedoch ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung im Gesundheitswesen ausgebremst.

TK: Haben Sie eine konkrete Forderung?

Krauß: Wir als TK fordern die Wiedereinführung des PostIdent- Verfahrens. Der Nutzen dieses Verfahrens übersteigt bei weitem seine Kosten und führt zu einer breiteren Etablierung der Authentifizierung durch den Personalausweis sowie einem einfacheren Zugang zur GesundheitsID. Die Bundesregierung sollte diese Chance unbedingt nutzen.

TK: Ein Blick in die Zukunft - was wäre diesbezüglich wünschenswert?

Krauß: Langfristiges Ziel muss es sein, das Personalausweis-PIN-Verfahren als einzige Authentifizierungsmöglichkeit zu nutzen. Die Abschaffung der Doppelstruktur von Personalausweis und PIN auf der einen und Krankenkassen Authentifizierung auf der anderen Seite kann Kosten reduzieren und zur Vereinfachung des Systems beitragen. Durch die leichtere Handhabung werden gleichzeitig die Erfolgsfaktoren für einen hohen Verbreitungsgrad digitaler Identitäten in Deutschland erhöht.