Wie viele Schritte bin ich heute gelaufen? Wie habe ich geschlafen? Bin ich im optimalen Puls-Bereich? Was früher Spitzensportlern vorbehalten war, gehört heute zum Alltag vieler Menschen. Rund ein Drittel der Deutschen trägt regelmäßig eine Smartwatch oder ein Fitnessarmband, um das tägliche Aktivitätslevel zu tracken, sich durch Tagesziele zu motivieren oder ihr Training gezielt zu steuern.

Wearables messen zwischen 96 und 1.440-mal pro Tag den Puls. Sie zeichnen auf, ob eine Person geht, joggt, steht oder liegt und können anhand des Standorts erfassen, ob sie sich in einer eher stressigen Umgebung wie etwa der City einer Stadt oder einer entspannenden, beruhigenden wie etwa einem Wald oder einem Park aufhält. Wearables dokumentieren auch den Schlaf einer Person, erkennen, wann sie einschläft und wann sie aufwacht. All diese Informationen geben ein umfassendes Bild über individuelle Verhaltensmuster und die Gesundheit eines Menschen. Die Daten können Hinweise auf beginnende Erkrankungen geben, weil sich erste Symptome bereits frühzeitig ablesen lassen. So belegen Studien, dass Faktoren wie zu wenig oder unregelmäßiger Schlaf, mangelnde Bewegung, aber auch die Anzahl der Messenger-Nachrichten Hinweise auf die psychische Belastung einer Person geben.

Daten geben Aufschluss über psychisches Wohlbefinden

Wie lassen sich Wearable-Daten für die psychische Gesundheit nutzen? Dieser Frage ist die TK gemeinsam mit der Freien Universität Berlin und dem Berliner IT-Start-up "Thryve mHealth Pioneers" nachgegangen. "Wir wollten untersuchen, wie Wearable-Daten für die psychische Gesundheit eingesetzt werden können. Besonders in der Pandemie fühlten sich viele Menschen belastet, daher haben wir nach einer Möglichkeit gesucht, Frühwarnindikatoren für psychische Erkrankungen wie Depressionen zu finden", sagt Vivien Witte aus dem Team "Versorgungsentwicklung" der TK. Dafür wurden anonymisiert die Tracker-Daten von freiwilligen Studienteilnehmern ausgewertet und mit klinischen Fragebögen zum psychischen Wohlbefinden gematcht. "Auf Grundlage dieser Daten haben wir einen Algorithmus entwickelt, der eine Aussage darüber treffen kann, ob eine Person psychisch belastet ist." Entstanden ist der "Mental Health Score". Er gibt Hinweise darauf, ob jemand aktuell psychisch belastet ist und steht allen TK-Versicherten seit Juli 2023 in der TK-Coach-App zur Verfügung. Der Mental Health Score kann kostenfrei genutzt werden. "Wenn sich der Wert verschlechtert, können Versicherte gezielt gegensteuern oder sich Unterstützung holen. Der Score ist quasi ein Frühwarnsystem für das psychische Wohlbefinden und unterstützt dabei, achtsam zu sein und die eigenen Wearable-Daten sinnvoll zu nutzen", sagt Witte. "Der Mental Health Score wird seit dem Start sehr gut angenommen und wir sehen, dass die Nutzerzahlen steigen." Besonders durch die Pandemie sei die psychische Gesundheit noch stärker in den Fokus gerückt. Deshalb seien niedrigschwellige Angebote wie der Mental Health Score eine wichtige Ergänzung, um psychischen Erkrankungen bereits frühzeitig entgegenzuwirken.