Angesichts der demografischen Entwicklungen wird die bestmögliche medizinische Versorgung für Menschen in Vorpommern eine große Herausforderung. Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Gesundheitswirtschaft, Wissenschaft und Versorgung diskutierten Anforderungen an künftige Versorgungspfade und entwickelten die Grundlagen für zukünftige Modelle.

Versorgungsstrukturen am Bedarf ausrichten

Einhergehend mit den oben geschilderten Bevölkerungsveränderungen, wird sich auch die Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen ändern. Bereits heute passen Versorgungsangebote und Versorgungsbedarfe immer seltener zusammen. Aus dieser Fehlallokation resultieren dann spürbare Versorgungsdefizite für die Patientinnen und Patienten im Land. Oft reagieren die Entscheidungstragenden darauf mit zusätzlichen finanziellen Mitteln, die das Leistungsgeschehen vor Ort kurzfristig kurieren. Die langfristige Folge ist eine Ausgabenspirale im Gesundheitswesen und letztlich dauerhaft steigende Krankenversicherungsbeiträge. 

Einige Experten, wie beispielsweise Prof. Dr. med. Wolfgang Hoffmann (Universitätsmedizin Greifswald), widmeten sich intensiv dem Spannungsfeld bundesweiter Vorgaben und regionaler Versorgungsansätze. Prof. Hoffmann verknüpfte in seinem Beitrag die Herausforderungen durchdacht mit neuen technischen Organisations- und Leistungsmöglichkeiten. Er stellte in seinem Beitrag heraus, dass die regionale Umsetzung überregionaler Strukturvorgaben das Versorgungsgeschehen steuern und strukturieren sollte. Als Leiter der Community Medicine in Greifswald verantwortet Prof. Hoffmann zahlreiche Modellprojekte, in denen bereits skalierbare Lösungen nach diesen Grundsätzen erprobt und regional umgesetzt werden. Die Zentrale Erkenntnis seines Beitrags lautet: Die Herausforderungen in unserem Land unterscheiden sich nicht vom restlichen Bundesgebiet. In Mecklenburg und Vorpommern werden die Akteure nur früher mit den Problemen konfrontiert. Daher ist es unser Auftrag zügig funktionierende Lösungen zu entwickeln, die durch das Wissen "made in M-V" bundesweit umgesetzt werden können. 

Die wichtigste Aufgabe des kommenden Jahrzehnts bleibt die zügige und flexible Synchronisierung von vorhandenen Versorgungsstrukturen und individuellen Versorgungsbedarfen. Nur wenn Angebot und Nachfrage in einem natürlichen Gleichgewicht bleiben, kann die solidarische Gesundheitsversorgung langfristig gelingen. Der erste Schritt auf diesem Weg ist die Weiterentwicklung der Krankenhausstandorte zu regionalen Gesundheitszentren, die in unterversorgten Gebieten sektorenübergreifende Versorgungsaufgaben übernehmen. 

Digitalisierungspotential vollständig nutzen

Die Enquete-Kommission zur Zukunft der medizinischen Versorgung in Mecklenburg-Vorpommern hat mit ihrem Ansatz: "digital vor ambulant vor stationär" eine sinnvolle Stufung der Versorgungsmöglichkeiten vorgenommen. Gerade in einem Flächenland können digitale Versorgungsangebote und telemedizinische Services den Weg zum Arzt bzw. zur Ärztin verkürzen. Damit digitale Versorgungslösungen ihr volles Potential ausschöpfen können, benötigen wir kluge Konzepte zur Nutzung vorhandener Gesundheitsdaten.  

Mit der Schaffung eines Gesundheitsdatennutzungsgesetzes will der Gesetzgeber eine Forschungsdateninfrastruktur aufbauen. Diese Gesetzesinitiative sollten wir auch zur Verbesserung der Daten in der tatsächlichen Versorgung nutzen. Wir brauchen bessere Daten und wir müssen ihre Auswertung optimieren, damit eine moderne Versorgungsforschung, die Entwicklung von Versorgungsinnovationen sowie die Analyse von sektorenübergreifenden Behandlungssequenzen und -pfaden möglich wird. 

Die Lehren des "Greifswalder Konsens"

Als Ausrichter der Veranstaltung formulierte die Universitätsmedizin Greifswald ein Destillat aus den Beiträgen der Referentinnen und Referenten. Dieses "Greifswalder Konsens" benannte Werk hat den Charakter eines Aufbruchsdokuments. Als Techniker Krankenkasse teilen wir viele der dort enthaltenen Vorstellungen und Eckpunkte, wenn auch nicht alle. Aus unserer Sicht sollten die Vorarbeiten der strategischen Gremien des Landes die Ausgangsbasis für zügige Reformen im Gesundheitswesen sein. Der Ausbau telemedizinischer Leistungen, bessere Möglichkeiten zur Entwicklung datengetriebener Versorgungslösungen und Anpassungen des DRG-Systems sind aus unserer Sicht die zentralen Erfolgsbausteine der Zukunft. Mit unserem Konzeptpapier "Besser versorgt 2025"  zeigen wir einen Weg in die Zukunft und schildern, wie wir geplante politische Reformen optimal für die Versorgung der Versicherten ausgestalten sollten.