Ohne Medizinische Fachangestellte (MFA) ist der Betrieb einer Arztpraxis undenkbar. Sie organisieren den Praxisablauf, koordinieren Termine, bereiten Patientengespräche vor und nach und sind häufig erste Kontaktpersonen für Patientinnen und Patienten. Allerdings sind MFA mittlerweile nur noch schwer zu finden - auch hier ist der Fachkräftemangel massiv zu spüren, wie Dr. Gunter Hauptmann, Vorstandvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Saarland, im Interview mit uns erläutert. Daher sind viele Stellen nicht besetzt und es geht teilweise so weit, dass Arztpraxen ihre Öffnungszeiten wegen akuten Personalmangels verkürzen müssen. Doch warum ist das so und wie kann man dieser Entwicklung entgegensteuern?

Zusatzbelastung durch Corona

Die Ursachen des Problems sind vielfältig. Zum einen gibt es nur wenig Aufstiegschancen in diesem Bereich. Zum anderen hat die Coronapandemie den Druck auf die Praxen dauerhaft erhöht. Seit über zwei Jahren arbeiten die meisten Angestellten in den Praxen an und über ihrem Limit. Das alles führt dazu, dass der Job nicht allzu attraktiv wirkt. Dabei hat er unter anderem durch seine Vielseitigkeit und der Arbeit am Menschen einiges zu bieten.

Attraktivität muss gesteigert werden

Einige Maßnahmen könnten den Personalmangel entschärfen. So wäre die Möglichkeit, mehr ärztliche Aufgaben an MFA delegieren zu können, eine Win-Win-Situation. Das würde die Aufgaben einer Fachkraft aufwerten und eine Entlastung für die Ärztinnen und Ärzte bedeuten. Zusätzlich könnte das gesamte Praxispersonal von einer gut funktionierenden Online-Terminbuchung profitieren. Denn weniger telefonische Terminabsprachen würden die Mitarbeitenden deutlich entlasten.

Eine weitere wichtige Stellschraube ist das Ausbilden in der eigenen Praxis. Laut einer Aussage von KV-Chef Dr. Hauptmann bilden aktuell nur 30 Prozent der Praxen selbst aus. Wer jedoch selbst ausbildet, ist im Vorteil. Denn die ausgelernten Fachkräfte bleiben nach ihrer Ausbildung häufig in dem Betrieb, in dem sie ihre Ausbildung absolviert haben. Eigene Azubistellen sind daher eine wichtige Investition in die Zukunft der eigenen Praxis.

KV Saarland unterstützt Praxen und MFA bei Informationsaustausch

Auch die KV Saarland versucht dem Fachkräftemangel durch einige Maßnahmen entgegenzuwirken. So hat der Vorstand eine MFA-Beratungskommission eingerichtet: eine Gruppe von erfahrenen, leitenden MFA aus verschiedensten Praxen, mit denen ein regelmäßiger Austausch stattfindet. Eine erste Maßnahme ist die Plakataktion "Wir bilden aus!", um auf freie Azubistellen hinzuweisen. Darüber hinaus hat die KV beispielsweise eine zentrale MFA-Website erstellt, auf der der Informationsaustausch für MFA verbessert werden soll. Dort ist unter anderem ein Stellenportal geschaffen worden, eine sog. MFA-Stellenbörse, wo Arztpraxen Praktikums-, Ausbildungs- und Arbeitsplätze anbieten können, welche wiederum von der KV veröffentlicht werden.

In einigen Interviews schildern MFA der KV unter anderem ihre Erfahrungen, Hoffnungen und den Grund ihrer Berufswahl. Hilfreiche Praxistipps, wie man zum Beispiel die Ruhe in allen Gesprächssituationen bewahrt, sind dort ebenfalls zu finden.

Seit 2021 existiert ein sogenannter "MFA-Newsletter". Dieser wird automatisch drei bis vier Mal im Jahr an alle saarländischen Praxen versandt. Dort werden unterschiedliche Themenbereiche angesprochen, wie beispielsweise "Tipps von MFA für MFA" oder "MFA Azubi-Kampagnen".

Es ist gut und wichtig, dass sich die KV in diesem Bereich engagiert. Denn die Medizinischen Fachangestellten sind unverzichtbar für die Praxen und damit auch für die ambulante Versorgung insgesamt. Mit diesem Engagement und weiterer Aufmerksamkeit ist ein erster Schritt im Kampf gegen den Fachkräftemangel in dieser Branche gemacht.