Es gibt sie noch immer - Erkrankungen, über die kaum jemand spricht. Krankheiten, die mit Scham verbunden sind, die uns peinlich sind oder die an Körperstellen stattfinden, über die man im Alltag lieber schweigt. Hämorrhoiden, chronische Darmerkrankungen, Pilzinfektionen oder psychische Belastungen: Viele dieser Themen gelten nach wie vor als Tabu. 

Doch warum eigentlich? Warum fällt es uns leichter, über Rückenschmerzen oder Migräne zu sprechen als über Erkrankungen im Enddarmbereich oder Probleme mit dem Stuhlgang? Warum wird eine Depression oft erst thematisiert, wenn sie den Alltag massiv beeinträchtigt? Und warum sind manche Diagnosen immer noch mit einem Gefühl der Scham belegt, obwohl Millionen Menschen davon betroffen sind? Es ist längst an der Zeit, diese Fragen offen zu stellen und laut über Tabuthemen im Gesundheitswesen zu sprechen. 

Es ist längst an der Zeit, diese Fragen offen zu stellen und laut über Tabuthemen im Gesundheitswesen zu sprechen. Sören Schmidt-Bodenstein, Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein

Sichtbarkeit, Aufklärung und Selbsthilfe wichtiger denn je

Sören Schmidt-Boden­stein

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Leiter der TK-Landesvertretung Schleswig-Holstein

Zwar beobachten wir in den letzten Jahren einen positiven Wandel, auch dank der sozialen Medien und vieler engagierten Betroffenen, die offen über ihre Erkrankungen berichten. Menschen wie Nadine Reiche vom Verein "Chronisch glücklich e.v.", die mit einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung lebt, zeigen, wie wichtig Sichtbarkeit, Aufklärung und Selbsthilfe sind. Im Gespräch mit uns für den TK-Podcast " Maschinenraum Gesundheit " erzählt sie, wie stark solche Erkrankungen den Alltag beeinflussen und wie schnell sie zu Isolation führen können - insbesondere, wenn man nicht darüber spricht. 
 
Als Krankenkasse sehen wir es als unsere Aufgabe, genau hinzusehen, aufzuklären und uns um die bestmögliche Versorgung zu kümmern - auch bei den Erkrankungen, über die nicht gerne gesprochen wird. Denn wer nicht über seine Beschwerden spricht, sucht oft auch keine Hilfe. Und wer keine Hilfe sucht, erhält auch keine angemessene Behandlung. Es braucht daher nicht nur medizinische Lösungen, sondern einen kulturellen Wandel: weniger Scham, mehr Offenheit. Weniger Tabu, mehr Transparenz. Das kann nur gelingen, wenn alle mitmachen - Betroffene, Fachleute, Medien, aber auch Krankenkassen. 

Neues Versorgungsangebot in der Proktologie

Ein Beispiel, wie Versorgung konkret verbessert werden kann, ist unser neues Angebot für die ambulante Behandlung von Hämorrhoiden und Analfisteln in Kiel und Flensburg. Mit modernen, minimalinvasiven Verfahren können Patientinnen und Patienten hier gezielt, schmerzarm und ohne Krankenhausaufenthalt behandelt werden. Genau solche Lösungen braucht es und sie müssen sichtbar sein, auch wenn das Thema auf den ersten Blick unangenehm erscheint. 
 
Für mich steht ganz klar fest: Wir müssen als Gesellschaft offener über Erkrankungen sprechen, auch über die, die uns peinlich sind. Und wir als Krankenkasse müssen uns manchmal ganz besonders um die kümmern, über die sonst kaum jemand redet. Denn Sichtbarkeit schafft Versorgung und gute Versorgung beginnt mit einem offenen Umgang.